Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche
Widerantwort gegen ihm, wes ich von der Haushofmeisterin verstanden, mit Bitt, er wolle mich aus dieser Gefahr erledigen und verhindern, daß mir und meinem Geschlecht Spott widerführe.
Das End solcher Correspondenz war, daß zuletzt zween Diener, in meines Liebhabers Liberei gekleidet, angestochen kamen, welche mir Schreiben brachten, daß ich mich alsobalden mit ihnen verfügen solle, um mich nacher Hamburg zu bringen, allda er mich es wäre seinen Eltern gleich lieb oder leid, öffentlich zur Kirchen führen wolle; wann alsdann solches geschehen wäre, so würden Vatter und Mutter wohl ja sagen und als zu einer geschehenen Sach das Beste reden müssen. Ich war gleich fix und fertig, wie ein alt Feuerschloß, und ließ mich so Tags so Nachts erstlich auf Wismar und von dannen auf gedachtes Hamburg führen, allda sich meine zween Diener fortstahlen und mich so lang nach einem Cavalier aus Dänemark umsehen ließen, der mich heuraten würde, als ich immer wollte. Da wurde ich allererst gewahr, daß der Hagel geschlagen und die Betrügerin betrogen worden wäre. Ja mir wurde gesagt, ich möchte mit stillschweigender Patienz vorlieb nehmen und Gott danken, daß die vornehme Braut nicht unterwegs in der See ertränkt worden wäre, oder man sei auf des Hochzeiters Seiten noch stark genug, mir auch mitten in einer Stadt, da ich mir vielleicht eine vergebliche Sicherheit einbilde, einen Sprung zu weisen, der einer solchen gebühre, wofür man wüßte daß ich zu halten sei. Was sollt ich machen? Meine Hochzeiterei, meine Hoffnung, meine Einbildungen und alles, worauf ich gespannet, war dahin und miteinander zu Grund gefallen. Die vertraulichen liebreichen Schreiben, die ich von einer Zeit zur anderen an meinen Liebsten abgehen lassen, waren seinen Eltern eingeloffen, und die jeweiligen Widerantwortbriefe, die ich empfangen, hatten sie abgeben, mich an den Ort zu bringen, da ich jetzt saß und allgemach anfing, mit dem Schmalhansen zu conferirn, der mich leichtlich überredete, mein täglich Maulfutter mit einer nächtlichen Handarbeit zu gewinnen.
Das vierzehnte Kapitel
Was Courasche ferners anfing,
und wie sie nach zweier Reuter Tod
sich einem Musquetierer teilhaftig machte.
Ich weiß nit, wie es meinem Liebhaber gefallen, als er mich nicht wieder in seinem Schlosse angetroffen, ob er gelacht oder geweint habe. Mir wars leid, daß ich seiner nicht mehr zu genießen hatte, und ich glaub, daß er auch gern noch länger mit mir vorlieb genommen hätte, wann ihm nur seine Eltern das Fleisch nicht so schnell aus den Zähnen gezogen. Um diese Zeit überschwemmte der Wallensteiner, der Tilly und der Graf Schlick ganz Holstein und andere dänische Länder mit einem Haufen kaiserlicher Völker wie mit einer Sündflut, denen die Hamburger so wohl als andere Ort mit Proviant und Munizion aushelfen mußten. Dannenhero gab es viel Aus- und Einreutens und bei mir ziemliche Kundenarbeit. Endlich erfuhr ich, daß meine angenommene Mutter sich zwar noch bei der Armee aufenthielte, hingegen aber alle meine Bagage bis auf ein paar Pferde verloren habe, welches mir den Compaß gewaltig verruckte. Es schlug mir in Hamburg zwar wohl zu, und ich hätte mir mein Lebtage kein besseren Handel gewünscht. Weil aber solche Fortuna nicht länger bestehen konnte, als solang das Kriegsvolk im Land lag, so mußte ich bedacht sein, mein Sach auch anders zu karten.
Es besuchte mich ein junger Reuter, der bedeuchte mich fast liebwürdig, resolut und bei Geldmitteln zu sein. Gegen diesen richtet ich alle meine Netz und unterließ kein Jägerstücklein, bis ich ihn in meine Strick brachte und so verliebt machte, daß er mir Salat aus der Faust hätte essen mögen ohne einigen Ekel. Dieser versprach mir bei Teufelholen die Ehe und hätte mich auch gleich in Hamburg zur Kirchen geführt, wann er nicht zuvor seines Rittmeisters Consens hierzu hätte erbitten müssen, welchen er auch ohnschwer erhielt, da er mich zum Regiment brachte, also daß er nur auf Zeit und Gelegenheit wartete, die Copulation würklich vollziehen zu lassen. Indessen verwunderten sich seine Cameraden, woher ihm das Glück so eine schöne junge Maitresse zugeschickt, unter welchen die allermeisten gern seine Schwäger hätten werden mögen; denn damals waren die Völker bei dieser sieghaften Armee wegen langwürigen glücklichen Wohlergehens und vieler gemachten Beuten durch Überfluß aller Dinge dergestalt fett und ausgefüllt, daß der größte Teil, durch Kützel des Fleisches
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