Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche
und Nacht, in den Laufgräben, auf der Wacht und in allen Occasionen niemal von seiner Seiten kommen. Wir vermachten einander alles unser Vermögen, also daß das Letztlebende, wir bekämen gleich Erben oder nicht, das Verstorbene beerben, meine Säugamme oder Mutter aber gleichwohl auch ernähren solle, so lang sie lebte, als welche uns großen Fleiß und Treu bezeugte. Solche Vermächtnus hinterlegten wir, weil wirs in Duplo ausgefertigt, eine zu Prag hinter dem Senat, und die ander in meines Manns Heimat in Hochteutschland, so damals noch in seinem besten Flor stund und von dem Kriegswesen das geringste nicht erlitten hatte.
Nach diesem Lutterischen Treffen nahmen wir Steinbruck, Verden, Langenwedel, Rotenburg, Ottersberg und Hoya ein, in welchem letztgenannten Schloß Hoya mein Mann mit etlichen kommandirten Völkern ohne Bagage mußte liegen verbleiben. Gleichwie mich aber sonst nirgends keine Gefahr von meinem Mann fernhalten konnte, also wollte ich ihn auch auf diesem Schloß nit allein lassen, aus Furcht, die Läuse möchten mir ihn fressen, weil keine Weibsbilder da waren, so die Soldatesca gesäubert hätten. Unsere Bagage aber verblieb bei dem Regiment, welches hinging, die Winterquartier zu genießen, bei welcher ich auch verbleiben und solchen Genuß hätte einziehen sollen.
Sobald nun solches bei angehendem Winter geschehen, und Tilly dergestalt seine Völker zerteilet, siehe, da kam der König in Dänemark mit einer Armee und wollte im Winter wieder gewinnen, was er im Sommer verloren. Er stellte sich, Verden einzunehmen; weil ihm aber die Nuß zu hart zu beißen war, ließ er selbige Stadt liegen und seinen Zorn am Schloß Hoya aus, welches er in sieben Tagen mit mehr als tausend Kanonenschüssen durchlöcherte, darunter einer auch meinen lieben Mann traf und mich zu einer unglückseligen Wittib machte.
Das zwölfte Kapitel
Der Courasche
wird ihr treffliche Courage auch trefflich eingetränkt.
Als nun die Unserigen das Schloß aus Forcht, es möchte einfallen und uns alle bedecken, dem König übergaben und herauszogen, ich auch also ganz betrübt und weinend mit marschierte, sah mich zu allem Unglück derjenige Major, den ich hiebevor von den Braunschweigischen bei dem Mainstrom gefangen bekommen. Er erkundiget alsobalden die Gewißheit meiner Person von den Unserigen, und als er auch meinen damaligen Stand erfuhr, daß ich nämlich allererst zu einer Wittib worden wäre, da nahme er die Gelegenheit in Acht und zwackte mich ohnversehens von den Truppen hinweg.
»Du Bluthex,« sagte er, »jetzt will ich dir den Spott wieder vergelten, den du mir vor Jahren bei Höchst bewiesen hast, und dich lehren, daß du hinfort weder Wehr noch Waffen mehr führen, noch dich weiters unterstehen sollest, einen Cavalier gefangen zu nehmen!«
Er sah so gräßlich aus, daß ich mich auch nur vor seinem Anblick entsetzte. Wäre ich aber auf meinem Rappen gesessen und hätte ihn allein vor mir im Feld gehabt, so hätte ich getraut, ihn eine andere Sprache reden zu lernen. Indessen führte er mich mitten unter eine Truppe Reuter und gab mich dem Fahnenjunker in Verwahrung, welcher alles, was ich mit dem Obristleutenant (denn er hatte seither diese Stell bekommen) zu tun hatte, von mir erkundigte. Der erzählte mir hingegen, daß er damals, als ich ihn gefangen bekommen, schier den Kopf oder wenigst beinahe seine Majorstell verloren hätte, um daß er sich von einem Weibsbild vor der Brigade hinweg fangen lassen und dardurch der Truppe eine Unordnung und gänzliche Zertrennung verursacht, wofern er sich nicht damit ausgeredet, daß ihn diejenige, so ihn hinweg genommen, durch Zauberei verblendet; zuletzt hätte er doch aus Scham resignirt und dänische Dienst angenommen.
Die folgende Nacht logirten wir in einem Quartier, darin wenig zum besten war, allwo mich der Obristleutenant zwang, zu Revanche seiner Schmach, wie ers nennete, seine viehischen Begierden zu vollbringen, worbei doch (pfui der schändlichen Torheit) weder Lust noch Freud sein konnte, indem er mir anstatt der Küß, ob ich mich gleich nit sonderlich sperret, nur dichte Ohrfeigen gab. Den andern Tag rissen sie unversehens aus wie die flüchtigen Hasen, hinter denen die Windhund herstreichen, also daß ich mir nichts anders einbilden konnte, als daß sie der Tilly jagte, wiewohl sie nur flohen aus Forcht gejagt zu werden. Die zweite Nacht fanden sie Quartier, da der Bauer den Tisch deckte. Da lud mein tapferer Held Officiere seines Gelichters zu Gast,
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