Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche
beides mich zu erschrecken und zu dem, was sie suchten, zu nötigen. Weil ich aber wußte, daß ihre scharfen Klingen meiner Haut weniger als zwo Spießgerten anhaben würden, siehe, da waffnete ich mich mit meinen beiden Messern, von denen ich in jede Hand eins nahm, und begegnete ihnen dergestalt, daß der eine eins davon im Herzen stecken hatte, ehe er sichs versahe. Der ander war stärker und vorsichtiger als der erste, wessentwegen ich ihm dann so wenig als er mir an den Leib kommen konnte. Wir hatten unter währendem Gefecht ein wildes Geschrei. Er hieß mich eine Hur, eine Vettel, eine Hex und gar einen Teufel; hingegen nannte ich ihn einen Schelmen, einen Ehrendieb, und was mir mehr von solchen ehrbarn Tituln ins Maul kam, welches Balgen einen Musquetierer überzwergs durch den Busch zu uns lockte, der lang stund und uns zusahe, was wir für seltsame Sprüng gegen einander verübten, nicht wissend, welchem Teil er unter uns beistehen oder Hülfe leisten solle. Und als wir ihn erblickten, begehrte ein jedes, er wolle es von dem andern erretten. Da kann nun ein jeder wohl gedenken, daß Mars viel lieber der Venus als dem Vulcan beigestanden, vornehmlich als ich ihm gleich güldene Berge versprach und ihn meine ausbündige Schönheit blendete und bezwang. Er paßte auf und schlug auf den Reuter an und brachte ihn mit Bedrohung dahin, daß er mir nicht allein den Rucken wendet, sondern auch anfing darvon zu laufen, daß ihm die Schuchsohlen hätten herunter fallen mögen, seinen entseelten Cameraden sich in seinem Blut wälzend hinterlassend.
Als nun der Reuter seines Weges war und wir uns allein beisammen befanden, erstummte dieser junge Musquetierer gleichsam über meiner Schönheit und hatte nit das Herz, etwas anders mit mir zu reden, als daß er mich fragte, durch was für ein Geschick ich so gar allein zu diesem Reuter kommen wäre. Darauf erzählte ich ihm alles haarklein, was sich mit meinem gehabten Hochzeiter, item mit dem Corporal und dann auch mit mir zugetragen, so dann, daß mich diese beiden Reuter, nämlich der gegenwärtige Tote und der Entloffene, als ein armer verlassenes Weibsbild mit Gewalt schänden wollen, deren ich mich aber bisher, wie er selbst zum Teil wohl gesehen, ritterlich erwehrt, mit Bitt, er wolle als mein Nothelfer und Ehrenretter mich ferner beschützen helfen, bis ich irgendshin zu ehrlichen Leuten wieder in Sicherheit käme; versicherte ihn auch ferner, daß ich ihm für solche seine erwiesene Hülfe und Beistand mit einem ehrlichen Recompens zu begegnen nicht ermanglen würde.
Er besuchte darauf den Toten und nahm zu sich, was er Schätzbarliches bei sich hatte, welches ihm seine Mühe ziemlich belohnte. Darauf machten wir uns beide bald aus dem Staub, und indem wir unseren Füßen gleichsam über Vermögen zusprachen, kamen wir desto ehender durch den Bosch und erreichten denselben Abend noch des Musquetieres Regiment, welches fertig stund, mit dem Colalto, Altringer und Gallas nach Italia zu gehen.
Das fünfzehnte Kapitel
Mit was für Conditionen sie den Ehestand lediger Weis
zu treiben einander versprochen.
Wann eine ehrliche Ader in meinem Leibe gewesen wäre, so hätte ich damals meine Sach anders anstellen und auf einen ehrlichern Weg richten können; denn meine angenommene Mutter erkundigte mich mit noch zweien von meinen Pferden und etwas an baarem Geld und gab mir den Rat, ich solle mich aus dem Krieg zu meinem Geld auf Prag oder auf meines Hauptmanns Güter tun und mich im Frieden haushäblich und geruhlich ernähren. Aber ich ließ meiner unbesonnenen Jugend weder Weisheit noch Vernunft einreden, sondern je toller das Bier gebrauet wurde, je besser es mir schmeckte. Ich und gedachte meine Mutter hielten uns bei einem Marquetenter unter demjenigen Regiment, darunter mein Mann, der zu Hoya umkommen, Hauptmann gewesen, allwo man mich seinetwegen ziemlich respectirte; und ich glaub auch, daß ich wieder einen wackern Officier zum Mann bekommen hätte, wann wir geruhig gewest und irgends in einem Quartier gelegen wären. Aber dieweil unsere Kriegsmacht von 20000 Mannen, in drei Heeren bestehend, schnell auf Italia marschirte und durch Graubünden, das viel Verhinderungen gemacht, brechen mußte, siehe, da gedachten wenig Witzige an das Freien, und dannenhero verblieb ich auch desto länger eine Wittib. Überdas hatten auch etliche nicht das Herz, andere aber sonst ihr Bedenken, mich um die Verehlichung anzureden und sonst mir extra oder neben her etwas zuzumuten.
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