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Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche

Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche

Titel: Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen
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siehe, so daß ich dort zu protzen, als wann ich mit den blitzenden Strahlen meiner zornigen Augen alles hätte töten wollen, bis ich endlich von einem Beisitzenden erfuhr, daß obengedachte Kürschnerin damit umgehen könnte; und weil er sie unten im Hause gesehen, müsse er gedenken, daß sie irgends von einer eifersüchtigen Dame gedinget worden, mich dem einen oder andern Cavalier durch diesen Possen zu verleiden, maßen man von ihr wüßte, daß sie eben dergleichen einem reichen Kaufherrn getan, der durch eine solche Musik seiner Liebsten Gunst verloren, weil er sie in ihrer und ander ehrlichen Leute Gegenwart hören lassen. Darauf gab ich mich zufrieden und bedachte mich auf eine schleunige Rach, die ich aber weder öffentlich noch grausam ins Werk setzen dorfte, weil wir in den Quartiern (ohnangesehen wir das Land dem Feind abgenommen) gute Ordre halten mußten.
    Demnach ich nun die Wahrheit erfahren, daß es nämlich nit anders hergangen, als wie obengedachter Tischgenoß geargwohnet, so erkundigt ich derjenigen Damen, die mir den Possen hatt zugerichtet, Handel und Wandel, Tun und Lassen auf das genauesten als ich immer konnte. Und als mir ein Fenster gewiesen wurde, daraus sie bei Nacht denen, so zu ihr wollten, Audienz zu geben pflegte, offenbart ich meinen auf sie habenden Groll zweien Officiern; die mußten mir, wollten sie anders meiner noch fürderhin genießen, die Rach zu vollziehen versprechen, und zwar auf solche und kein andere Weis, als wie ich ihnen vorschrieb; dann mich däuchte, es wäre billig, weil sie mich nur mit dem Dunst vexirt, daß ich sie mir nichts anders als mit dem Dreck selbst belohnen sollte. Und solches geschah folgender Gestalt. Ich ließ eine rinderne Blasen mit dem ärgsten Unrat füllen, der in den unter sich gehenden Kaminen durch M. Asmussen, deren Säuberer, zu finden war. Solche ward an eine Stange oder Schwinggerten, damit man die Nüß herunter schlägt oder die Rauchkamin zu säubern pflegt, angebunden und von dem einen bei finsterer Nacht, als der ander mit der Putanen löffelte, welche oben, an ihrem gewöhnlichen Audienzfenster lag, ihr mit solcher Gewalt in das Angesicht geschlagen, daß die Blase zersprang und ihr der Speck Nasen Augen Maul und Busen samt allen Zierden und Kleinodien besudelte, nach welchem Streich sowohl der Löffler als Executor darvon liefen und die Hur am Fenster lamentiren ließen, so lang sie wollte.
    Die Kürschnerin bezahlte ich also. Ihr Mann war gewohnet, alle Haar, und sollten sie auch von den Katzen gewesen sein, so genau zusammen zu halten, als wann er sie von dem güldenen Widderfell aus der Insul Colchis abgeschoren hätte, so gar daß er auch kein Abschrötlin von dem Pelzflecklin hinwarf oder in den Dung kommen ließ, es wäre gleich vom Biber Hasen oder dem Lamm gewesen, er hätte solches denn zuvor seiner Haar oder Woll blutt beraubt gehabt. Und wenn er dann so ein paar Pfund beisammen hatte, gab ihm der Hutmacher Geld darum, welches ihm auch etwas zu bröslen ins Haus verschaffte; und wann es gleich langsam und gering kam, so kam es doch wohl zu seiner Zeit. Solches wurde ich von einem andern Kürschner innen, der mir denselben Winter einen Pelz fütterte. Derowegen bekam ich von dergleichen Woll und Haaren so viel, als genug war, und macht eitel Schermesser daraus. Als solche fertig oder, besser zu erläutern, als sie mit ihrer Materi (wie der Quacksalber ihre Büchslin) versehen oder besalbet waren, ließ ich sie einen von meinen Jungen dem Kürschner unten um sein Secret herum streuen, als welches ziemlich weit hinauf offen stund. Da nun der erbsenzählerische Haushalter diese Klumpen Haar und Woll sonder liegen sah und sie für die seinigen hielt, konnte er sich nicht anderst einbilden, als sein Weib müsse sie dergestalt verunehrt und zu Schanden gemacht haben; fing derowegen an mit ihr zu kollern, gleichsam als wann sie allbereit Mantua und Casal verwahrloset und verloren hätte, und weil sie ja so beständig als eine Hex leugnete und noch darzu trutzige Wort gab, schlug er sie so lederweich, als gelind er sonst anderer wilder und bissiger Tiere Felle bereiten konnte, der heimischen Katzenbälg zu geschweigen, – welches mich so wohl contentirte, daß ich kein Dutzend Kronen dafür genommen haben wollte.
    Nun war der Apotheker noch übrig, der meines Vermutens das Recept verfertigt hatte, dardurch ich aus der Niedere eine so variable Stimme hab erheben müssen; denn er hielt Singvögel, die solche Sachen zur Speise

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