Die Lebenskünstlerin (German Edition)
Termine wahrnehmen und ich male noch etliche Bilder, bis ich beschließe, dass es nun reicht.
Bevor ich sie alle in die Garage schleppe, fotografiere ich meine Werke allesamt. Jedes einzelne, verdammt viele.
Schnell räume ich meine Wohnung auf, staple die Leinwände vorsichtig zwischen Winterreifen und Werkzeugkiste, so, dass sie unbeschädigt dort bleiben können.
Fast leer wirkt meine Wohnung nun, aber ich habe Zeit, einige Bewerbungen zu schreiben, die ich auch sogleich losschicke.
Ich bin eine Künstlerin
Zeitig am Morgen kommt mein Herzallerliebster und holt mich zu einem Ausflug ab. Wir möchten nach Limburg fahren und uns dort die Stadt und Umgebung ansehen. Bepackt mit meinem Foto und dicken Wanderstiefeln setze ich mich ins Auto und genieße es, gefahren zu werden und dabei unterwegs sorglos die Landschaft zu bewundern.
Lukas hat tatsächlich den gleichen Foto und so habe ich nichts dagegen, als er vorschlägt, dass wir seinen mitnehmen und den anderen nachher im Auto lassen.
Auf dem Rücksitz steht ein Proviantkorb, bestückt mit Leckereien, um uns den Tag zu verschönern.
In einer scharfen Kurve fällt der Korb mitsamt seinem Inhalt von der Rückbank. Entspannt hält Lukas an der nächsten Raststätte an, um mit mir locker plaudernd alles wieder einzuräumen und zu verstauen.
Das wäre mit Konrad undenkbar gewesen. So eine Situation hätte dieser zu einem Drama inszeniert, welches er tagelang weitergesponnen hätte.
Es ist so leicht und friedlich mit Lukas, so was kenne ich überhaupt nicht. Beim Einräumen macht er ein Bild von mir, sagt, dass ich so süß und sexy sei, ich bin unsagbar glücklich.
Wir sehen uns das Schloss in Limburg an, genießen das Lahnpanorama mit Blick auf den Dom. Arm in Arm schlendern wir durch die Gassen, Fischmarkt, altes Rathaus, die Marienkirche.
Ich habe nur Augen für meine große Liebe und nehme die Umgebung kaum wahr.
Gemütlich sitzen wir abends in einem netten Restaurant, halten fortdauernd Händchen, küssen uns, ein wunderbarer Tag.
Er wäre auch wunderbar in einem schmutzigen Kohlebergwerk, es ist Lukas, der alles für mich so wunderbar erscheinen lässt. Er ist wie aus den Seiten eines romantischen Liebesromans entsprungen in mein Leben getreten.
Wir verabschieden und lange und innig. Lukas muss morgen sehr früh aufstehen und so bin ich glücklich und zufrieden in meiner Wohnung, weine ein wenig vor Dankbarkeit, fülle etliche Tagebuchseiten und stelle fest, dass wir unsere Fotos vertauscht haben. Glücklich sehe ich mir all die schönen Bilder an, die von einem herrlichen Tag zeugen, dann schicke ich Lukas noch schnell ein paar besonders gelungene per E-Mail.
Äußerst zufrieden und glücklich schlafe ich ein.
Es ist die schönste Zeit meines Lebens und ich vertraue darauf, dass es auch irgendwann mit einer Arbeitsstelle klappen wird. Ich habe jetzt einen Menschen, der zu mir steht, mich bestärkt, auf meiner Seite ist. Der ewige Kampf hat endlich ein Ende.
Auch wenn mich Ängste plagen, dass diese herrliche Zeit bald wieder vorüber sein könnte, ich kann es so stehen lassen. Denn das, was ich bisher erfahren durfte mit ihm, das nimmt mir keiner mehr. Dafür hat sich das ganze Leben schon gelohnt.
Einige Freundinnen reagieren tatsächlich irritiert auf mein Glück, sie vermissen die alten schlimmen Dramen, die mich sonst umgeben.
Eifersucht schlägt mir hart entgegen, das tut weh, schockiert mich regelrecht.
Wenn es dir gut geht, erkennst du deine wahren Freunde. Sie gönnen es dir und freuen sich mit.
Meine früheren Dramen dienten wohl einigen zum Trost für ihr eigenes beschissenes Leben. Das finde ich schade, vertraue aber darauf, dass die Zeit die Dinge beziehungsweise die Gefühle heilt und sich die ganze Situation doch noch zum Guten wenden wird.
Meine Therapeutin ist begeistert von meinen Fortschritten, unterstützt mich, beruhigt mich, bestärkt mich. Eine gute Therapeutin.
„Das mit der Arbeit braucht seine Zeit, das wird sicher auch bald klappen.“
Allerdings stapeln sich die Absagen in meiner Schreibtischschublade, angeblich sei ich überqualifiziert. So ein Schwachsinn. Alleine wäre ich wahrscheinlich völlig verzweifelt und am Boden zerstört. Doch ich werde ermuntert und getröstet. Endlich bin ich nicht mehr alleine.
Neuentdeckte Kreativität steigt in mir auf. Ich spüre, wie nun Liebe meinen ganzen Körper durchströmt. Ich empfinde endlich Liebe mir selbst gegenüber, erahne mein wahres Ich und fühle, wie
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