Die Lebenskünstlerin (German Edition)
Kein Gedanke an eventuelle Problemzonen. Er findet meinen Körper total geil und lässt es mich wissen und spüren.
Ich mag alles an Lukas, was er ausstrahlt und was er in sich trägt. Was er mir schenkt und in mir entdeckt, wovon ich selbst nichts weiß. In dieser Verbindung gibt es keine Machtspielchen, keine Tricks. Wir haben die Rüstung fallen gelassen und uns geöffnet für die höchste Liebe.
Ich mache mich verletzbar, lege all meine Wunden bloß, all meine Masken und Fassaden ab. Denn nur jemand, der nichts mehr zu verbergen hat, kann wahre Liebe und Intimität zulassen.
Selbst wenn ich auf die Nase falle, das, was ich bisher schon erlebt, beziehungsweise gefühlt habe, das ist es schon wert gewesen.
Lukas freut sich, wenn wir uns sehen und wirkt tieftraurig, wenn ich mal eine Nacht alleine in meiner Wohnung schlafe. Er steht zu mir, glaubt an mich und lässt sich auch von meiner Arbeitslosigkeit nicht abschrecken. Im Gegenteil, er ermutigt mich, tröstet geduldig über Selbstzweifel hinweg.
Wir treffen uns mit Elena, Carmen und seinen Bekannten. Stellen uns gegenseitig unsere Freunde vor. Mir gefällt, wie er auftritt, was er von sich gibt, wie er auf mich abfährt und dass er wissen will, wie ich meinen Kaffee trinke.
Auch meinen Söhnen gegenüber erwähne ich Lukas. Doch sie gehen nicht auf dieses Thema ein. Sicherlich gibt es bald eine Gelegenheit, in der sie sich unverfänglich kennenlernen können. Das Thema Konrad ist noch zu fest eingebrannt. Sie wollen nichts von einem Mann in meinem Leben wissen.
Ich genieße die Nähe zu Lukas, die gegenseitige Wertschätzung, seine bedingungslose Annahme. Seine Beständigkeit tut mir unsagbar gut.
Ganz selbstverständlich plant er eine gemeinsame Zukunft. Er ist unsagbar verschmust, ich lasse mich von ihm anknabbern und mag das Gemüse, das er für mich kocht.
Ja, ich liebe diesen Mann. Voll und ganz. Manchmal spüre ich zwar meine Ängste, aber die scheinen tatsächlich ein Überbleibsel aus der Dramazeit mit Konrad zu sein.
Ich habe so viele liebe Gefühle für Lukas, dass ich manchmal überschäume. Ich kann meine Gefühle zeigen und gewähre ihm ungehinderten Zugang zu meinem innersten Wesenskern. Alte Verletzungen lösen sich durch Weinen, besonders in Momenten intensivster Nähe. Denn wirkliche Nähe erinnert nun mal an das schmerzliche Defizit aus der Vergangenheit.
Unendlich viel Not war in meinem Leben. Der unglaubliche Vorteil ist, dass ich dieses Geschenk hier erkenne und annehmen kann.
Liebe heißt, sich zu stellen und dem Partner die inneren Prozesse zugänglich zu machen und bereit sein, das Dunkle der Sonne auszusetzen. Um die alten erstarrten Verkrustungen der Seelen gegenseitig zum Schmelzen zu bringen. Sich zeigen, offenbaren, zumuten. Präsent bleiben und nichts aufschieben. Natürlich auch die Bereitschaft, sich mit sich selbst auseinander zu setzen.
Lukas weicht nicht aus, er tickt wie ein Uhrwerk, seine Zuverlässigkeit beeindruckt mich. Ich fühle mich sicher mit ihm, geborgen, zugehörig.
Liebe ist wirklich ein Wunder, ein kostbarer Schatz, den man nicht einkerkern oder konservieren darf.
Und ich bin in Liebe. Liebe ist alles.
Beschwingt eile ich nach einer wohltuenden Therapiestunde durch den Supermarkt, um noch ein wenig Obst zu holen. Als ich meine Sachen ins Auto lege, höre ich die altbekannte nörgelnd-vorwurfsvolle Stimme: Konrad Deber, der Pestdämon.
„Mir geht es schlecht und du bist schuld. Warum läufst du mir immer wieder weg? Du hast einen Neuen, ich weiß es. Am Mittwoch habe ich vor deiner Wohnung gestanden. Du warst die ganze Nacht weg und am Wochenende auch. Wenigstens machst du jetzt Therapie.“
Kräftig werfe ich die Hecktür meines Wagens zu.
„Mir geht es gut und ich bin froh, dass das zwischen uns endlich vorbei ist“, fauche ich und setze mich ans Steuer, um wegzufahren. Ich bin so wütend, dass ich ihm über die Füße gebrettert wäre, doch er springt noch rechtzeitig zur Seite.
Ein paar Sekunden in Konrads Nähe und schon werde ich wieder zugemüllt mit Vorwürfen, Bedrohungen, Schuldzuweisungen, Herablassungen. Er hat erschreckend alt ausgesehen, ich habe ihn jünger in Erinnerung. Regelrecht greisenhaft.
Das zum Thema abgeschlossene Vergangenheit.
Nachdem ich ein paar Kilometer gefahren bin, stelle ich fest, dass er mir im Prinzip egal ist und mich emotional nicht mehr anhaltend berührt. Freilich fürchte ich seine Aktionen und lasse mich innerlich davon einschüchtern, dass
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