Die Lebensprinzipien
auf dem Parkett.
Er schaute ihr gern zu, aber noch lieber hätte er mit ihr getanzt und den Rhythmus geteilt. Sie dagegen war sich offenbar selbst genug. Nun hat Selbstgenügsamkeit verbunden mit solcher Souveränität etwas Anmachendes, und doch konnte Salsatanzen noch mehr sein, das wusste er.
Das Geheimnis ihres Erfolges und seiner Enttäuschung macht die Tanzpause bei einem Gesprächsversuch klar, als sie die Ohrstöpsel ihres iPods unter ihrem schönen langen Haar hervorzauberte. Sie hatte die ganze Zeit über zu ihrer eigenen Musik getanzt, zwar Salsa, aber Titel ihrer Wahl. Dem allgemein verbindlichen Rhythmus wollte sie sich nicht unterordnen und brillierte stattdessen mit ihrer einstudierten Choreographie. Letztlich wollte sie entdeckt werden, nicht nur von ihm, sondern von vielen und lag damit völlig im Trend der neuen Zeit. Nur näher kamen sie sich so nicht. Auffallen um jeden Preis ist die Devise, auch wenn das in Widerspruch zum allgemeinen Rhythmus bringt.
Probleme mit Hierarchien
Einerseits baut unsere Zeit Hierarchien überall ab und achtet sie nicht mehr. In den USA verklagen bereits Kinder ihre Eltern, bei uns werden in Schulen Lehrer von Schülern benotet. Die Welt der klassischen Hierarchien gerät durcheinander und wird manchmal auf den Kopf gestellt. Das aber führt zu einer Wiederauferstehung der Hierarchien im Schattenbereich. In dem Maß, wie sie vordergründig verschwanden, tauchten sie hintergründig wieder auf, etwa auf Gehaltszetteln und in der Titelwirtschaft.
Kaum wurde beispielsweise die fast im Feudalismus steckengebliebene Ärztehierarchie in Kliniken und Hospitälern etwas gelockert, um die schon sprichwörtlich peinlich gewordenen (Halb-) Götter in Weiß aus der Schusslinie zu holen, entstanden in Magazinen und Illustrierten Hitparaden der besten Ärzte. Diese wurden nach der Zahl ihrer Veröffentlichungen bestimmt, was egomane Professoren zur Gründung von Zitierkartellen animierte, die sich gnaden- und sinnlos gegenseitig im Kreis zitierten, um ihr »Ranking« zu erhöhen.
Überall wird nivelliert, in den Gesamtschulen werden möglichst alle Schüler auf ein Niveau hinuntergebogen, damit es nur ja nicht nach Eliteförderung aussieht. Aber andererseits werden die Einkommensunterschiede zwischen oben und unten immer krasser und erreichen unanständige Abstände. Die CEOs ganz oben an der Spitze der Hierarchie bedienen sich in einem nie da gewesenen, längst unmoralischen Ausmaß auf Kosten der breiten Basis. Das Motto »Wer hat, dem wird gegeben, wer nicht hat, dem wird genommen« entspricht zwar dem Resonanzgesetz, fördert aber Hierarchie auf eine unerlöste und wenig Frieden stiftende Weise.
Die so entstehende neue Hierarchie des Geldes ist in ihren Auswirkungen aus den USA schon länger bekannt, und von dort kommt der Trend natürlich auch zu uns. »Wie viele Dollars machst du?«, wird so zur entscheidenden Frage. Geld regiert die Welt und mit ihm das Gold und damit das Sonnenprinzip.
Ähnlich bei Titeln und Jobbezeichnungen in der Wirtschaft, die immer aufwendiger werden und natürlich schon längst englisch formuliert sind. So schaffte es ein bayerischer Kellner in kürzester Zeit zum »F and B Manager«. Fraglos war er weiter für food and beverages zuständig, aber er arbeitete täglich über eine Stunde mehr und hatte mehr Verantwortung zu tragen, ohne dafür auch nur einen Cent mehr zu bekommen.
Wir wären gut beraten, die positiven Seiten der Hierarchie zu erkennen und diese wieder in erlöster Weise wertzuschätzen. Unser
Organismus könnte ohne sie gar nicht existieren. Im Sonnenland des Herzens ist Hierarchie entscheidend. Aber natürlich geht es auch im großen Sonnensystem nicht ohne sie, in dem die Sonne eindeutig an erster Stelle und im Mittelpunkt steht, genau wie bis hinunter zum Kleinsten. Auch das Atom lebt von seiner Ordnung und Hierarchie, und der Kern muss in der Mitte bleiben, wie auch in der Zelle.
Hierarchie ist die Basis allen Lebens. Würden wir diese offensichtliche Tatsache wieder anerkennen, könnten wir uns viel ersparen, nicht nur im Bereich der Medizin. Wichtige Konsequenzen dieser Erkenntnis könnten uns helfen, vieles wieder in Ordnung zu bringen. Genau wie Atom, Zelle und Herz braucht auch der ganze Mensch Hierarchien auf körperlicher, seelischer und geistiger Ebene. Wo wir das übersehen, ernten wir Probleme mit dem Sonnenprinzip.
Wir können uns vieles ersparen, wenn wir wieder generell anerkennen, dass der Fisch zuerst am
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