Die Lebensprinzipien
Problemkette
Das Drama des Besitzes
Das Thema Eigentum und besonders Landbesitz, das uns schon als Vorwand und Auslöser von Streit und Krieg begegnet war, bleibt
ein ungelöstes Problem – nicht nur für das Stier-Venusprinzip, sondern für jede Gesellschaft. Die ungleiche und oft ungerechte Verteilung des Bodens und daraus folgend des Besitzes hat in der bisherigen Geschichte die meisten Kriege verursacht.
Kinder lernen die Spielregeln des Kapitalismus beim Monopolyspielen mit ihren Eltern und Freunden. Dieses Spiel hat gegenüber der Wirklichkeit den immensen Vorteil, am Beginn allen die gleichen Chancen zu geben, weil alle Straßen, Grundstücke und Immobilien noch keinem gehören. In unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit ist am Anfang jedoch schon alles besetzt, das heißt mit Beschlag beziehungsweise Eigentumstiteln belegt. Man müsste schon zu einer Familie gehören, die (sich) entsprechend eingekauft hat. Diese Situation, die den jeweils jüngeren Generationen immer schlechtere Karten austeilt, da die besten Plätze und etwa alle Seegrundstücke bereits vergeben sind, sorgt irgendwann auch in stabilen Gesellschaften für Sprengstoff. Insgesamt ist in der heutigen Welt die ungleiche und ungerechte Verteilung der Besitztümer aufgrund von materieorientiertem Egoismus und Habsucht der entscheidende Hintergrund von Hunger- und Kriegskatastrophen. Mit dem Besitzthema steht das Stier-Venusprinzip im Zentrum der Problematik.
Die Anfänge dieses Problems werden tatsächlich schon vor über 2500 Jahren in einem von Platon überlieferten Dialog zwischen Sokrates und Glaukon über die Zukunft der griechischen Stadtstaaten deutlich. Sokrates rät zu einem einfachen Leben und zu kargem pflanzlichem Essen auf Gerste- und Weizenbasis, das zusammen mit Beschaulichkeit und Ruhe zu einem hohen Alter führen werde. Glaukon hält dagegen, dass die Bürger mehr als solche »Schweinekost« verdienten und zu »moderner Kost« auch Fleisch und Süßspeisen gehörten. Sokrates entgegnet – lebensprinzipiensicher –, dass es zu Städten führe, deren Bürger unter Entzündungen litten und große Mengen an Vieh bräuchten, was Glaukon bestätigt. Auch dass dann viel mehr Ärzte nötig seien, muss er zugestehen. Sokrates fährt fort, dass diese Städte mit zunehmendem Luxus
auch mehr Weideland für die Schlacht- und Nutztiere benötigten. Dieser wachsende Landmangel verleite dazu, das Land anderer in Besitz zu nehmen, und so kämen Gewalt und Krieg in die Welt. Wenn aber Gewalt, Zügellosigkeit und Krankheit um sich griffen, müsste es neben mehr Ärzten auch mehr Rechtspersonen geben. Und er sagt voraus, dass die Mitglieder des Ärzte- und Juristenstandes hochnäsig ihre Häupter erheben würden.
All diese Themen haben wir längst und sind daran gewöhnt. Mediziner und Juristen tragen die Nase hoch und beherrschen die moderne Gesellschaft. Solange wir keine andere Form finden, mit Eigentum und Besitz umzugehen, und die meisten Menschen von Besitz besessen sind, statt ihn verantwortlich zu besitzen, können wir die großen Probleme nicht lösen. Wollen wir sie lösen, müssten wir an ihren Anfang zurückgehen. Wir landen dann beim Stier-Venusprinzip und der entsprechenden Haltung zu Land(wirtschaft), Besitz und Werten.
Wenn wir zu den Wurzeln des Kapitalismus zurückgehen, stoßen wir auf bürgerliche Philosophen des 18. Jahrhunderts wie den Schotten David Hume, selbst im Zeichen Stier geboren. Der Kausalität schon zu seiner Zeit verblüffend kritisch gegenüberstehend, wollte er Gesellschaft nicht wie ein mechanisches Gebilde begreifen. Heute könnte er durchaus gedankliche Anreize liefern, dem bedrohlichen Wildwuchs des Besitzstrebens Einhalt zu gebieten. Von ihm stammt der Satz: »Glück ist es, wenn es allen nützt.«
Wir leben heute in Monopoly-Gesellschaften, die ständig ihren eigenen Sprengstoff produzieren und in der Besitzfrage nicht weiterkommen. All die Stiergeborenen, die sich von Marx über Lenin bis Ho Chi Minh darum sorgten, zielten mit ihren idealistischen Vorstellungen vom Loslassen des Besitzes an der menschlichen Realität und Besitzgier vorbei. Der gute alte Kapitalismus hat gewonnen, ob er aber wirklich gut ist, muss zunehmend bezweifelt werden. Moderne Finanz- und Bankenkrisen lassen rückwirkend an einen Pyrrhussieg denken.
Fundamentalismus
Der Fundamentalismus entsteht aus dem Gefühl, dass die Dinge schlecht laufen und verbessert werden müssen, was wiederum entscheidend mit dem weltweit
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