Die Lebensprinzipien
mehrheitlich zu Medizinern gemausert und nicht wenige zu Medizynikern, die heute selbst zur großen Gefahr für die Gesundheit werden. Immerhin stehen sie in den meisten Industriestaaten mit ihren sogenannten Kunstfehlern und den Nebenwirkungen der von ihnen verschriebenen Pharmaka an dritter Stelle der Todesstatistik. In Deutschland sterben an ihnen pro Jahr – nach vorsichtigen Schätzungen – weit über 40 000 Menschen.
Die anderen Stabträger und Hirten haben sich ebenfalls nicht nur mit Ruhm bekleckert. Der oberste Hirte der katholischen Kirche, Papst Benedikt XVI., ist jedenfalls mehr mit Schadensbegrenzung bezüglich verschiedener Missbrauchskandale als mit Seelsorge beschäftigt. Dabei ist es egal, ob man den Finanzskandal seines Vorgängers Johannes Paul II. betrachtet, der die Vatikanbank direkt mit der Mafia zusammenarbeiten ließ, um Schwarzgeld für den Kampf gegen den Kommunismus zu erwirtschaften, oder die heute auffliegenden ungezählten Missbrauchsfälle der Unterhirten. Ersteres lässt sich in dem Buch Vatikan AG nachlesen 15 , Letzteres stand monatelang in jeder Zeitung.
Aber auch die Stabträger in der Eso- und Psychoszene schnitten nicht so viel besser ab und hatten ihre liebe Not, den rechten mittleren Weg zu weisen und vorauszugehen. Ob man an Bhagwan-Osho denkt, der am Ende des Films Der Guru von seinen beiden nächsten Vertrauten als drogenabhängiger Manipulator überführt wird, oder Maharishi Mahesh Yogi, den der Film David wants to fly entsprechend entlarvt. Von den verschiedenen Sekten und ihren jeweiligen Aushängeschildern ganz zu schweigen.
Politik(er)
John F. Kennedy war ein typischer Vertreter von Zwillinge-Merkur. Als charismatischer Staatsmann mit tragisch kurzer Amtszeit blieb er durch wenige markante Sätze im Bewusstsein der Welt. Für Deutsche und insbesondere Berliner durch den Ausspruch »Ich bin ein Berliner«. Dieser erste Präsident irischer Abstammung und obendrein katholischen Glaubens löste eine enorme Aufbruchstimmung der Jugend aus, und viele junge US-Amerikaner machten sich mit dem Peace Corps auf, um dem armen lateinischen Teil Amerikas unter die Arme zu greifen. Fast alle holte die Polarität ein, und der Fehlschlag der Peace-Corps-Initiativen war so deprimierend wie ihr Anfang euphorisierend.
Kennedy war auch ein sogenannter Womanizer, ein Schürzenjäger, der viele Frauen schmetterlingshaft beglückte und damit sehr gut in der Presse wegkam. Selbst als ihm Marilyn Monroe ein mehr als peinliches öffentliches Geburtstagsständchen hauchte und bald darauf unter mysteriösen Umständen starb, tat es seinem guten Ruf wenig Abbruch. Sogar als aufflog, dass sie nicht nur seine, sondern zugleich auch die Geliebte seines Bruders Robert, des Justizministers, gewesen war und er zugleich noch eine andere Freundin hatte, blieb die Welt des Kennedy-Clans ungetrübt. Mit Charme und heiterer Gelassenheit ging John F. Kennedy über derlei hinweg, und seine Frau Jackie übersah alles geflissentlich.
Eine geradezu irritierende, sehr zwillingehafte Parallele verbindet ihn über hundert Jahre hinweg mit Abraham Lincoln 16 :
Sowohl Lincoln als auch Kennedy waren die zweitgeborenen Kinder ihrer Eltern.
Lincoln wurde 1846 in den Kongress gewählt, Kennedy 1946. Abraham Lincoln wurde 1860 zum Präsidenten gewählt, Kennedy 1960.
Beide Präsidenten setzten sich für die Bürgerrechte ein.
Die Ehefrauen beider Präsidenten verloren ihre Kinder, während sie im Weißen Haus lebten.
Lincolns Sekretär hieß Kennedy, Kennedys Sekretärin hieß Evelyn Lincoln.
Beide Präsidenten wurden in Gegenwart ihrer Frau an einem Freitag erschossen und jeweils von hinten in den Kopf getroffen.
Beide wurden bei ihrer Ermordung von einem anderen Paar begleitet, wovon wiederum jeweils der Mann verletzt wurde.
Beide wurden von Südstaatlern erschossen.
John Wilkes Booth, Lincolns Mörder, wurde 1839 geboren. Lee Harvey Oswald, Kennedys Mörder, 1939.
Lincoln wurde im Ford-Theater erschossen. Kennedy saß in einem Wagen der Marke Ford Lincoln.
Booth floh aus dem Theater und wurde in einem Lagerhaus gefasst. Oswald floh aus dem Lagerhaus und wurde in einem (Film-)Theater gefasst.
Beide Attentäter wurden vor ihrem Prozess ermordet.
Die Nachnamen beider Präsidenten, Lincoln und Kennedy, enthalten je sieben Buchstaben – davon je dieselbe Anzahl an Vokalen, Konsonanten und »n«.
Die Namen von John Wilkes Booth und Lee Harvey Oswald enthalten je 15 Buchstaben. Es sind außerdem in beiden Fällen
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