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Die leere Wiege: Roman (German Edition)

Die leere Wiege: Roman (German Edition)

Titel: Die leere Wiege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Dugdall
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denn er hasste alles, was aus einer Sprühdose kam. Hinterher musste sie das Foto seiner Frau wieder genauso platzieren wie zuvor, oben an die rechte Ecke seiner ledernen Schreibunterlage. So was machte sie wahnsinnig.
    Aber Ms Austin stellte keine Forderungen, obwohl Janie es gerade ihr gern recht gemacht hätte. Ms Austin war in Ordnung, fragte nach, wie es ihr gehe, und behandelte sie nie wie Luft.
    Janie rieb die Tastatur sauber, sammelte den Müll ein und wischte über die Schreibtischplatte. Ihr Blick fiel auf einen Stapel Unterlagen und dann auf den Korb mit der Ausgangspost, in dem ein Dokument lag. Mühsam las sie, was darauf stand. Es war der Name ihrer Freundin und noch etwas, das sie erst langsam buchstabieren musste.
    Rose Wilks. Bewährungsgutachten.
    Janie würgte und umklammerte ihre Kehle. »Der Schokoriegel«, keuchte sie.
    Ms Austin klopfte ihr auf den Rücken.
    Janie röchelte und rang nach Luft. »Wasser.«
    »Ich hole Ihnen etwas zu trinken.« Eilig verließ Ms Austin das Büro und lief zum nächsten Getränkeautomaten. Janie hörte, wie sie draußen die Tür aufschloss.
    Sie beugte sich über das Gutachten, entzifferte die Wörter und sagte sie sich leise vor. Schließlich kam sie zur letzten Zeile, stockte und las sie Wort für Wort noch einmal.
    Sie hatte sich nicht geirrt. Ms Austin war dagegen, dass Rose auf Bewährung freigelassen wurde.

49.
     
    Zwischen Dominic und Emma gab es Unstimmigkeiten, und mich befielen düstere Gedanken, denn eine innere Stimme flüsterte mir zu, dass du der Grund für ihre Spannungen warst. Seit ich deine SMS in Emmas Handy entdeckt hatte, war ich mir sicher, dass ihr wieder ein Liebespaar wart. Wie hatte Emma es noch ausgedrückt? Wir sind uns ein paarmal über den Weg gelaufen . Vor Monaten hatte sie mir gestanden, dass sie und Dominic versuchten, ein zweites Baby zu bekommen, doch bislang war nichts passiert. Vielleicht hatte sie ja beschlossen, sich das Kind wieder von dir machen zu lassen? Ich dachte an das rotblonde Haar in ihrem Bett, das du dort verloren hattest.
    In Dominics Internat fanden Abschlussprüfungen statt, deshalb arbeitete er oft bis spätabends, und ich sah ihn nur noch selten. Falls ich bei seiner Rückkehr noch im Haus war, brach ich sofort auf, und wenn ich seinen Wagen am Wochenende in der Einfahrt entdeckte, machte ich kehrt.
    Einmal sagte er: »Immer noch hier, Rose? Langsam sollte ich Sie bitten, Miete zu zahlen.«
    Er betrachtete Emma mit sehnsüchtigem Blick, den sie gleichgültig erwiderte. Aber ich verstand seine Gefühle, die besitzergreifende Liebe, die er für sie empfand, selbst seine Eifersucht auf Luke konnte ich nachvollziehen, den Wunsch, seine Frau für sich zu haben und ohne Luke mit ihr auszugehen. Auch Emma wollte am liebsten ohne Luke ausgehen, sie wollte kein schreiendes, schlecht riechendes Baby mitschleppen, das ihr mit seinen Ansprüchen den Spaß verdarb. Sie schenkte ihrem Mann ein Lächeln, wenn er mit Theaterkarten nach Hause kam oder vorschlug, ein neues Restaurant in der Stadt auszuprobieren. Ich war jedes Mal überglücklich, wenn sie mich als Babysitterin engagierten. Ich lebte für die Zeiten, in denen ich mich um Luke kümmern durfte, und dachte, für mich könnten Dominic und Emma sich nicht weit genug entfernen.
    Das waren die Stunden, in denen ich Luke für mich allein hatte und selig war. Alles lief, wie ich es wollte, doch das machte mich nachlässig, und das führte schließlich zu meinem Untergang.
     
    Es war ein regnerischer Tag, dennoch war Dominic mit Emma nach Southwold gefahren, einem Ort an der Küste. Anders als Felixstowe oder Lowestoft war Southwold nobel, es gab dort Galerien und schicke Cafés. Mein Geschmack war das nicht, und für Kinder war der Ort auch nichts, denn dort konnte man weder auf Eseln reiten, noch gab es irgendwo Eisbuden.
    Wie üblich holte ich Joels Kinderwagen aus dem Kofferraum und setzte Luke hinein. Zudem hatte ich ihm ein paar Spielsachen mitgebracht, bei deren Anblick er vor Freude in die Hände klatschte. Ich fuhr mit ihm ins Zentrum von Ipswich, denn inzwischen war ich mutiger geworden und hatte begonnen, meine Ausflüge mit ihm auszudehnen. Abgesehen davon kannte ich kaum jemanden, denn selbst in der langen Zeit im Grand Hotel hatte ich keine Freundschaften geschlossen. Nachdem ich dich kennengelernt hatte, brauchte ich sonst niemanden mehr. Auch unsere Nachbarn waren mir fremd geblieben, und selbst diejenigen unter ihnen, die anfangs freundlich gewesen

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