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Die leere Wiege: Roman (German Edition)

Die leere Wiege: Roman (German Edition)

Titel: Die leere Wiege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Dugdall
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Stärke.«
    Emma zuckte die Achseln. »Werden Sie mir den Gefallen tun oder nicht?«
    Nein, schrie es in Cate. Den werde ich dir nicht tun. Rose würde nicht freikommen. Nicht, nachdem ihretwegen ein Kind gestorben war. Wenn es nach ihr ginge, würde Rose bis ans Ende ihrer Tage dafür büßen. Und wie kam Emma überhaupt dazu, mit einem Mal so verdammt heilig zu sein? Cate riss sich zusammen, dachte an ihren Beruf und daran, dass sie hier nicht als Mutter stand.
    »Sie haben mich mit Ihrer Bitte ein wenig überrumpelt«, gestand sie. »Auf den Gedanken, dass Sie sich für Rose einsetzen könnten, wäre ich nie gekommen.«
    »Sie war meine Freundin«, sagte Emma, den Blick noch immer auf die grauen Mauern gerichtet.

46.
     
    Eintrag in mein schwarzes Buch
     
    Nachdem Emma und Luke Teil meines Lebens geworden waren, begann ich langsam, Joels Tod zu akzeptieren. Ich war imstande zu funktionieren, hatte eine Aufgabe gefunden, die Sinn ergab, ganz als hätte ich ein fehlendes Puzzleteil entdeckt. Luke wurde zum Ersatz für Joel, und darüber hinaus konnte ich Emma im Visier behalten. Aber eigentlich war es meine Liebe zu dir, Jason, die dazu führte, dass ich mich nach den beiden sehnte.
    Dich zu lieben war, wie auf einem Floß übers Meer zu fahren, sich bei Stürmen an die Planken zu klammern und um Windstille zu beten. Darauf zu hoffen, dass irgendwo ein sicherer Hafen wartete, ein Licht in der Ferne, voller Furcht, die nächste Woge könnte mich verschlingen. Ich wusste, dass du mich nicht liebtest und dich immer weiter von mir entferntest. Vielleicht lag die Schuld daran bei mir, denn ich war zornig und eifersüchtig. Ein ums andere Mal betrachtete ich das Haar, das ich in Emmas Bett gefunden hatte, denn ich hatte es in meiner Schmuckschatulle auf ein Stück schwarzen Samt gelegt. Es war von dir, dessen war ich mir sicher, ich brauchte es nicht einmal mit deinen Haaren zu vergleichen. Abgesehen davon war da ja auch noch deine SMS.
    In einem offenen Kampf hätte ich gegen Emma zweifellos verloren. So hatte ich bloß die Gewissheit, dass sie Dominic nicht verlassen würde. Dich benutzte sie nur, um ihr Ego zu stärken, und fürs Bett, womöglich auch, um ein zweites Kind mit dir zu zeugen.
    Deshalb musste ich dir mehr bieten und beschloss, dir eine Familie zu schenken.
    Im Auberge liefen die Geschäfte mittlerweile besser, und du bekamst wieder eine volle Stelle. Wenn deine Schicht beendet war, holte ich dich ab, und solange ich nett gekleidet war, hattest du nichts dagegen. Manchmal sah ich durch die Fenster zu, wie du dich an den Tischen vorbeischlängeltest oder stehen bliebst, um den hässlichen, reichen Geschäftsleuten den ältesten Whisky und den feinsten Champagner anzubieten. Du wusstest, wie man mit ihnen umgehen musste, wie man sie dazu brachte, nur das Beste zu wollen.
    Dir Luke erstmalig zu zeigen war riskant, denn ich wusste nicht, wie du reagieren, ob du in seinem Gesicht dasselbe wie ich erkennen würdest. Und ob dann deine Liebe zu Emma wieder aufflammen würde. Doch wenn wir eine Familie werden sollten, musste ich es wagen.
    Emma war beim Friseur, um sich Strähnchen machen zu lassen, deshalb wusste ich, dass ich genügend Zeit hatte. Es war eines Spätnachmittags, zu der Stunde, in der im Auberge nur wenig zu tun war. Natürlich würdest du dich über mein Erscheinen wundern, denn ich hatte dir gesagt, dass ich bei meiner Freundin aus dem Krankenhaus sei, aber ich fand, allmählich solltest du erfahren, wer diese Freundin tatsächlich war.
    Holpernd und polternd bugsierte ich Joels Kinderwagen die breiten Eingangsstufen hoch und hoffte, du würdest nicht sehen, wie ungeschickt ich mich dabei anstellte. Doch ein eleganter Herr in einem blauen Blazer mit Messingknöpfen überholte mich, half mir und hielt mir die Tür auf. Im Eingangsbereich richtete ich mein Haar im Spiegel und glättete mein Oberteil, das einem von Emmas Tops zum Verwechseln ähnlich sah. Luke schaute sich interessiert um, zog seinen weißen Plüschhasen an den Ohren und saugte verbissen an seinem Schnuller. Ich küsste ihn auf die rosige Wange und zupfte das Mützchen zurecht, auf dem Emma bestand.
    In der Bar war es ruhig. Du standest mit dem Rücken zu mir an einem Ecktisch und sprachst mit einem elegant gekleideten Gast, lachtest mit ihm über einen Witz und schenktest ihm Wein nach. Mit einer Geste lud er dich ein, ebenfalls ein Glas zu trinken, aber du verneintest mit einem leichten Kopfschütteln. Daraufhin steckte er dir

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