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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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mein Freund. Und du wirst sehen, daß die Nadir mich mit ihren Kieselsteinen nicht umwerfen.«
    Virae hatte wütend darauf bestanden, mit den anderen auf der ersten Mauer zu sein, aber Rek hatte entschieden abgelehnt. Ein Streit wurde rasch von Druss beendet: »Gehorch deinem Mann, Weib!« donnerte er. Rek war regelrecht zusammengezuckt und hatte die Augen vor dem zu erwartenden Ausbruch geschlossen. Aber seltsamerweise hatte Virae lediglich genickt und sich mit Hogun und Orrin auf Musif, Mauer Zwei, zurückgezogen.
    Jetzt kauerte Rek neben Druss und blickte die Mauer entlang. Mit Schwertern und Speeren in den Händen warteten die Männer von Dros Delnoch grimmig darauf, daß der tödliche Ansturm abflaute.
    Während unten zum zweitenmal nachgeladen wurde, befahl Druss, daß sich die Hälfte der Männer unter die zweite Mauer zurückzog, außer Reichweite der Katapulte. Dort schlossen sie sich Bowmans Bogenschützen an.
    Drei Stunden dauerte der Angriff, pulverisierte Abschnitte der Mauer, zermalmte Männer und vernichtete einen überhängenden Turm, der unter dem titanischen Aufprall zusammenbrach und langsam ins Tal hinunterstürzte. Die meisten Männer konnten sich mit einem Sprung in Sicherheit bringen, und nur vier wurden schreiend mit in den Abgrund gerissen.
    Bahrenträger stürmten mutig durch den Angriff, um Verwundete zum Eldibar-Lazarett zu schaffen. Mehrere Steine hatten das Gebäude getroffen, doch es war solide gebaut, und bislang hatte noch kein Stein das Dach durchschlagen. Bar Britan, schwarzbärtig und kräftig, rannte mit dem Schwert in der Hand neben den Bahrenträgern her und trieb sie an.
    »Bei den Göttern, das nenne ich Tapferkeit«, sagte Rek, stieß Druss in die Seite und zeigte auf die Bahrenträger. Druss nickte. Er bemerkte, daß Rek offensichtlich stolz auf den Mut des Mannes war. Reks Herz flog Britan entgegen, der den tödlichen Ansturm ignorierte.
    Mindestens fünfzig Soldaten waren auf den Tragen fortgeschafft worden. Weniger, als Druss befürchtet hatte. Er erhob sich und spähte über die Brustwehr hinab.
    »Bald«, sagte er. »Sie sammeln sich hinter den Belagerungstürmen.«
    Ein Felsbrocken krachte zehn Schritt neben ihm durch die Mauer, so daß Männer auseinanderstoben wie eine Sandwolke. Wunderbarerweise stand nur einer nicht wieder auf; die anderen nahmen ihre Plätze neben ihren Kameraden wieder ein. Druss hob einen Arm, das Signal für Orrin. Ein Trompetenstoß ertönte, und Bowman stürmte mit dem Rest der Männer vorwärts. Jeder Bogenschütze trug fünf Köcher mit je zwanzig Pfeilen. Sie rannten über das freie Feld, über die Brücken der Feuergräben und erklommen die Brustwehren.
    Mit einem Haßgeschrei, das den Verteidigern durch Mark und Bein ging, stürmten die Nadir auf die Mauer zu, eine riesige schwarze Masse, eine finstere Flut, um die Dros zu überschwemmen. Tausende der Barbaren begannen, die großen Belagerungstürme vorwärts zu schleppen, während andere mit Leitern und Tauen kamen. Die Ebene vor den Mauern schien geradezu lebendig, als die Nadir sich darüber ergossen und ihre Schlachtrufe ausstießen.
    Keuchend und mit klopfendem Herzen erreichte Bowman Druss, Rek und Serbitar. Die Gesetzlosen schwärmten auf der Mauer aus.
    »Schießt, wenn ihr bereit seid«, sagte Druss. Der grüngekleidete Gesetzlose fuhr sich mit der schmalen Hand durch das blonde Haar und grinste.
    »Wir können sie kaum verfehlen«, sagte er. »Aber es wird sein, als würde man gegen ein Gewitter anspucken.«
    »Jedes bißchen hilft«, erwiderte der Axtträger.
    Bowman legte eine Sehne auf seinen Eibenholzbogen und legte einen Pfeil auf. Links und rechts von ihm wurde diese Bewegung tausendfach wiederholt. Bowman zielte auf einen der vorderen Krieger und schoß. Der Pfeil zischte durch die Luft und drang dem Mann mit voller Wucht durch die Lederweste. Als er taumelte und stürzte, erscholl Jubel auf der Mauer. Tausend Pfeile folgten, dann noch einmal tausend und noch einmal. Viele Nadir-Krieger trugen Schilde, aber längst nicht alle. Hunderte fielen, von Pfeilen getroffen, so daß die Nachrückenden über sie stolperten. Doch noch immer drängte die schwarze Flut weiter vor, trampelte über die Toten und Verwundeten hinweg.
    Bewaffnet mit seinem vagrischen Bogen, schoß Rek Pfeil um Pfeil in die Horde. Sein mangelndes Können spielte keine Rolle, da – wie Bowman gesagt hatte – man kaum daneben treffen konnte. Die Pfeile waren eine spitze Verhöhnung der schwerfälligen

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