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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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gesehen, wie Nestzan gefallen ist?« schrie Tsubodai zurück. »Wie ein Pfeil. Du hättest sehen sollen, wie seine Arme ruderten. Als ob er den Boden wegstoßen wollte.«
    »Ich behalte dich im Auge. Und daß du mir nicht stirbst, hörst du?«
    »Paß auf dich selbst auf. Ich werde dich mit Todeswanderers Pferden bezahlen.« Als die Männer höher kletterten, rückten von unten weitere nach. Tsubodai blickte nach unten.
    »He, du!« rief er. »Du bist doch wohl kein verlauster Grüner, oder?«
    »Dem Gestank nach mußt du ein Wolfsschädel sein«, erwiderte der Kletternde grinsend.
    Nakrash erreichte die Brustwehr, zog sein Schwert und drehte sich um, um Tsubodai hochzuziehen. Die Angreifer hatten sich einen Keil durch die Reihen der Drenai erkämpft, und noch konnten weder Tsubodai noch Nakrash in das Geschehen eingreifen.
    »Platz da! Macht doch Platz!« rief der Mann hinter ihm.
    »Warte gefälligst, Ziegenatem«, sagte Tsubodai. »Ich frage die Rundaugen nur mal eben, ob sie dir hochhelfen. He, Nakrash, stell dich auf deine langen Beine und sag mir, wo Todeswanderer ist.«
    Nakrash deutet nach rechts. »Ich glaube, du hast bald die Gelegenheit, an deine Pferde zu kommen. Es sieht aus, als wäre er jetzt näher als eben.« Tsubodai sprang leichtfüßig auf die Brüstung, um den alten Mann in Aktion zu sehen.
    »Diese Grünen klettern einfach hier rauf und bitten um seine Axt, diese Narren.«
    Aber niemand hörte ihn bei dem Lärm.
    Der breite Keil aus Kriegern vor ihm wurde rasch ausgedünnt, und Nakrash sprang in eine Lücke und schlitzte einem Drenaikrieger die Kehle auf, der verzweifelt versuchte, sein Schwert wieder aus dem Bauch eines Nadir zu ziehen. Tsubodai war kurze Zeit später neben ihm und hieb lachend auf die großen, rundäugigen Südländer ein.
    Kampflust überkam ihn, wie es in den zehn Jahren Krieg unter Ulrics Banner immer gewesen war. Als die erste Schlacht begann, war er noch ganz jung und hatte die Ziegen seines Vaters auf den Granitsteppen weit im Norden gehütet. Damals war Ulric erst seit wenigen Jahren Feldherr gewesen. Er hatte den Stamm der Langaffen unterworfen und den Männern die Chance geboten, unter ihrem eigenen Banner mit seinen Truppen zu reiten. Sie hatten abgelehnt und bis auf einen Mann den Tod gefunden. Tsubodai erinnerte sich gut an jenen Tag: Ulric hatte eigenhändig ihren Häuptling an zwei Pferde gebunden und ihn zerreißen lassen. Achthundert Männer waren geköpft und ihre Rüstungen an junge Männer wie Tsubodai verteilt worden.
    Beim nächsten Überfall war er in vorderster Reihe dabeigewesen. Ulrics Bruder Gat-sun hatte ihn sehr gelobt und ihm einen Schild aus gespannter Kuhhaut geschenkt, der mit Messing eingefaßt war. Tsubodai hatte ihn noch in derselben Nacht beim Knöchelspiel wieder verloren, aber er dachte noch immer voller Zuneigung an dieses Geschenk. Der arme Gat-sun! Im darauffolgenden Jahr hatte Ulric ihn hinrichten lassen, weil er eine Rebellion angezettelt hatte. Tsubodai war mit gegen ihn geritten und hatte am lautesten gejubelt, als sein Kopf fiel. Jetzt war Tsubodai, mit sieben Frauen und vierzig Pferden, nach seinen Maßstäben ein reicher Mann. Und noch nicht einmal dreißig.
    Die Götter mußten ihn wirklich lieben!
    Ein Speer streifte seine Schulter. Sein Schwert holte aus und hackte den Arm beinahe ab. Oh, und wie die Götter ihn liebten! Er wehrte mit seinem Schild einen Hieb ab.
    Nakrash kam zu seiner Rettung und schlitzte dem Angreifer den Bauch auf, der schreiend stürzte und unter den Füßen der nachdrängenden Krieger begraben wurde.
    Zu seiner Rechten gab die Reihe der Nadir nach, und er wurde zurückgedrängt, als Nakrash von einem Speer in der Seite erwischt wurde. Tsubodais Klinge sauste durch die Luft und traf den Lanzenträger hoch im Nacken. Blut spritzte, der Mann fiel. Tsubodai sah zu Nakrash hinunter, der sich vor seinen Füßen am Boden wand und mit den Händen den glatten Schaft der Lanze umklammerte.
    Er bückte sich und zog seinen Freund aus dem Kampfgeschehen. Mehr konnte er nicht tun, denn Nakrash lag im Sterben. Es war eine Schande und nahm dem Tag jeden Reiz für den kleinen Stammeskrieger. Nakrash war ihm in den letzten beiden Jahren ein guter Kamerad gewesen. Als er aufblickte, sah er eine schwarzgekleidete Gestalt mit weißem Bart, die sich ihren Weg vorwärts bahnte, eine schreckliche Axt aus silbernem Stahl in den blutbespritzten Händen.
    Auf der Stelle hatte Tsubodai Nakrash vergessen. Er sah nur noch Ulrics

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