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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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das auch oft dasselbe bedeutet. Vorläufig werde ich nichts ändern. Aber denk daran … ich werde hinter niemandem zurückstehen, wenn Entscheidungen nötig sind.«
    »Glaubst du, mit der Tochter eines Grafen zu schlafen, gibt dir dieses Recht?«
    »Ja, und das weißt du genau! Aber das ist nicht der Punkt. Ich habe schon gekämpft, und ich verstehe genausoviel von Strategie wie jeder andere hier. Darüber hinaus habe ich die Dreißig, und ihr Wissen und Können ist unübertroffen. Aber, was noch wichtiger ist: Wenn ich schon an diesem elenden Ort sterben muß, dann nicht als Zuschauer. Ich werde mein Schicksal selbst in die Hand nehmen.«
    »Da lädst du dir aber eine Menge auf, Freundchen.«
    »Nicht mehr, als ich bewältigen kann.«
    »Glaubst du das wirklich?«
    »Nein«, gab Rek offen zu.
    »Das dachte ich mir«, sagte Druss grinsend. »Warum, zum Teufel, bist du hergekommen?«
    »Manchmal denke ich, das Schicksal hat einen ganz besonderen Sinn für Humor.«
    »Zu meiner Zeit hatte es das immer. Aber du siehst wie ein vernünftiger junger Mann aus. Du hättest das Mädchen mit nach Lentria nehmen und dort eine Familie gründen sollen.«
    »Druss, niemand bringt Virae irgendwohin, wenn sie nicht will. Sie ist mit Krieg und Kriegsgerede aufgewachsen. Sie kennt alle deine Legenden auswendig und weiß alles über jeden Feldzug, an dem du teilgenommen hast. Sie ist eine Amazone – und hier ist genau der Platz, an dem sie sein will.«
    »Wie habt ihr euch kennengelernt?«
    Rek erzählte von der Abreise aus Drenan, der Reise durch Skultik, Reinards Tod, dem Tempel der Dreißig, der Hochzeit auf dem Schiff und dem Kampf mit den Sathuli. Der alte Mann hörte sich die Geschichte kommentarlos an.
    » … und hier sind wir nun«, schloß Rek.
    »Du bist also ein Berserker«, sagte Druss.
    »Das habe ich nicht gesagt!« fuhr Rek auf.
    »O doch, mein Freund – weil du es nicht gesagt hast. Es spielt keine Rolle. Ich habe schon oft mit Berserkern Seite an Seite gekämpft. Ich bin nur erstaunt, daß die Sathuli euch haben ziehen lassen – sie sind nicht gerade als besonders ehrenhaft bekannt.«
    »Ich glaube, Joacim, ihr Anführer, ist eine Ausnahme. Hör zu, Druss, ich wäre dir dankbar, wenn du das mit dem Berserker für dich behalten könntest.«
    Druss lachte. »Sei nicht albern, Junge! Was meinst du wohl, wie lange das ein Geheimnis bleibt, wenn erst die Nadir auf den Mauern sind? Bleib dicht bei mir, dann passe ich auf, daß du nicht über unsere eigenen Leute herfällst.«
    »Das ist nett von dir – aber ich finde, du könntest ruhig etwas gastfreundlicher sein. Ich bin so ausgetrocknet wie eine Wüste.«
    »Zweifellos«, meinte Druss, »macht reden durstiger als kämpfen. Komm mit, wir suchen Hogun und Orrin. Es ist die letzte Nacht vor der Schlacht, das schreit geradezu nach einer Feier.«

20
    Als am dritten Tag der Morgen dämmerte, brachen die ersten Anzeichen der apokalyptischen Wirklichkeit über die Mauern von Dros Delnoch herein. Tausende schwitzender Krieger zogen an Hunderten von Wurfgeschützen die Arme zurück. Muskeln spannten und verhärteten sich, und die Nadir zogen die riesigen Arme so weit zurück, daß die Flechtkörbe an den Spitzen fast den Boden berührten. Jeder Korb war mit einem Felsbrocken geladen.
    Die Verteidiger sahen in erstarrtem Entsetzen zu, wie ein Nadirhäuptling den Arm hob. Der Arm senkte sich, und die Luft war erfüllt von einem tödlichen Regen, der auf die Verteidiger niederprasselte. Die Brustwehren erbebten, als die Felsbrocken aufschlugen. Am Torturm wurden drei Männer zermalmt, als ein Teil des Wehrgangs unter dem Aufprall eines riesigen Brockens förmlich explodierte. An der Mauer suchten die Männer Deckung, warfen sich flach auf den Boden, die Hände schützend über den Kopf gelegt. Der Lärm war beängstigend, die darauffolgende Stille entsetzlich. Als der erste donnernde Angriff nachließ und die Soldaten wieder vorsichtig die, Köpfe hoben, mußten sie sehen, daß der gleiche Vorgang wie beiläufig wiederholt wurde. Hoch ging die Hand des Hauptmanns. Und herunter.
    Und der Regen des Todes fiel erneut.
    Rek, Druss und Serbitar standen über dem Torturm und erlebten den ersten Schrecken des Krieges zusammen mit ihren Männern. Rek hatte nicht geduldet, daß der alte Krieger allein dort stand, obwohl Orrin gewarnt hatte, es sei Wahnsinn, wenn beide Anführer dort zusammen wären. Druss hatte nur gelacht. »Du und Virae, ihr könnt von der zweiten Mauer aus zusehen,

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