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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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mich beklagen wollte.«
    Gilad lächelte. »Bei dem Gewicht, das du verloren hast, General, würdest du das Rennen jetzt gewinnen.«
    »Ach, das Rennen! Das scheint wie aus einem anderen Zeitalter zu sein. Was ist mit deinem Freund? Dem mit der Axt?«
    »Er ist nach Hause gegangen.«
    »Kluger Mann. Warum bist du geblieben?«
    Gilad zuckte die Achseln. Er war der Frage längst müde geworden.
    »Es ist eine schöne Nacht, die beste bisher«, sagte Orrin. »Seltsam, früher habe ich immer im Bett gelegen und die Sterne betrachtet. Sie haben mich schläfrig gemacht. Jetzt brauche ich keinen Schlaf mehr. Ich habe dann das Gefühl, mein Leben zu vergeuden. Geht es dir auch so?«
    »Nein, General. Ich schlafe wie ein Säugling.«
    »Schön. Na, dann sage ich gute Nacht.«
    »Gute Nacht, General.«
    Orrin ging langsam davon; dann drehte er sich noch einmal um. »Wir haben es nicht allzu schlecht gemacht, oder?« fragte er.
    »Nein, General«, antwortete Gilad. »Ich glaube, die Nadir werden nicht gerade mit Zuneigung an uns zurückdenken.«
    »Ja. Gute Nacht.« Er war schon auf den Stufen, die von der Brustwehr hinunterführten, als Gilad ihn noch einmal anrief.
    »General!«
    »Ja?«
    »Ich … ich wollte nur sagen … nun, daß ich stolz darauf bin, unter dir gedient zu haben. Das ist alles, General.«
    »Danke, Gilad. Aber ich bin derjenige, der stolz sein kann. Gute Nacht.«
    Togi sagte nichts, als Gilad zur Mauer zurückkehrte, aber der junge Offizier spürte, daß die Augen des Reiters auf ihm ruhten. »Na, sag schon«, forderte Gilad ihn auf. »Bring es hinter dich.«
    »Was?«
    Gilad blickte in das ausdruckslose Gesicht seines Freundes und suchte nach Anzeichen von Belustigung oder Verachtung. Er fand nichts dergleichen. »Ich dachte, du würdest denken … ach, ich weiß nicht«, schloß er lahm.
    »Der Mann hat Qualitäten und Mut bewiesen, und du hast es ihm gesagt. Daran ist nichts verkehrt, wenn es auch nicht deine Sache war. In Friedenszeiten hätte ich dich für einen Kriecher gehalten, der mit einer solchen Bemerkung versucht, sich Vorteile zu verschaffen. Aber nicht hier. Hier kannst du nichts gewinnen, und das weißt du. Also war es gut gesagt.«
    »Danke«, sagte Gilad.
    »Wofür?«
    »Für dein Verständnis. Weißt du, ich glaube, er ist ein großer Mann – größer vielleicht noch als Druss. Denn er hat weder Druss’ Mut noch Hoguns Fähigkeiten, und doch ist er immer noch da. Versucht es immer noch.«
    »Er wird es nicht mehr lange machen.«
    »Das wird keiner von uns«, sagte Gilad.
    »Nein, aber er wird den letzten Tag nicht mehr erleben. Er ist zu müde – er ist zu müde hier oben.« Togi tippte sich an die Stirn.
    »Ich glaube, du irrst dich.«
    »Nein, das glaubst du nicht. Deswegen hast du ja so zu ihm gesprochen. Du hast es auch gespürt.«
     
    Druss trieb auf einem Meer des Schmerzes, der seinen Körper verbrannte und versengte. Die Kiefer zusammengepreßt, knirschte er mit den Zähnen, um die beharrliche Qual auszuhalten, die wie Säure langsam über seinen Rücken kroch. Es war fast unmöglich, mit zusammengebissenen Zähnen zu sprechen, und die Gesichter derer, die um ihn herumstanden, waberten und verschwammen bis zur Unkenntlichkeit.
    Er verlor das Bewußtsein, aber der Schmerz folgte ihm bis in die Tiefen seiner Träume, wo karge, schattendüstere Landschaften ihn umgaben und zerklüftete Berge vor einem grauen, brütenden Himmel aufragten. Druss lag auf dem Berg. Er konnte sich nicht rühren vor Schmerzen und hatte die Augen fest auf ein Wäldchen vom Blitz getroffener Bäume gerichtet, das etwa zwanzig Schritt entfernt war. Vor den Bäumen stand ein ganz in Schwarz gekleideter Mann. Er war schlank, die Augen dunkel. Er kam näher, setzte sich auf einen Felsen und blickte auf den Axtkämpfer hinunter.
    »So weit ist es also gekommen«, sagte er. Die Stimme klang hohl, wie der Wind, der durch eine Höhle streift.
    »Ich werde wieder gesund«, zischte Druss und blinzelte den Schweiß weg, der ihm in die Augen rann.
    »Diesmal nicht«, widersprach der Mann. »Du solltest eigentlich schon tot sein.«
    »Ich habe auch früher Wunden davongetragen.«
    »Ja, aber die Klinge war vergiftet – mit grünem Saft aus den nördlichen Marschen. Jetzt wühlt der Wundbrand in dir.«
    »Nein! Ich werde mit der Axt in der Hand sterben.«
    »Glaubst du? Ich habe auf dich gewartet, Druss, in all diesen Jahren. Ich habe die Legionen von Reisenden beobachtet, die durch deine Hand den dunklen Fluß

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