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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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überquerten. Und ich habe dich beobachtet. Dein Stolz ist ungeheuerlich, deine Einbildung maßlos. Du hast Ruhm gekostet und deine Stärke über alles gepriesen. Jetzt wirst du sterben. Ohne Axt. Ohne Ruhm. Du wirst nie den dunklen Fluß zu den Ewigen Hallen überqueren. Darin liegt eine Befriedigung für mich, kannst du das verstehen? Kannst du das begreifen?«
    »Nein. Warum haßt du mich?«
    »Warum? Weil du die Angst besiegst. Und weil dein Leben mich verhöhnt. Es ist nicht genug, daß du stirbst. Alle Menschen sterben, Bauern wie Könige, und alle gehören sie mir, wenn das Ende kommt. Aber du, Druss, du bist etwas Besonderes. Wenn du sterben würdest, wie du es dir wünschst, würdest du mich selbst dann noch verhöhnen. Deswegen habe ich mir diese erlesenen Qualen für dich ausgedacht.
    Du hättest schon längst an einer Wunde sterben müssen. Aber ich habe noch keinen Anspruch auf dich erhoben. Und jetzt werden deine Schmerzen immer schlimmer werden. Du wirst dich winden … du wirst schreien … Schließlich wird dein Wille brechen und du wirst flehen … mich anflehen. Und dann werde ich kommen und dich bei der Hand nehmen, und du wirst mir gehören. Die letzte Erinnerung, die die Menschen an dich haben, wird die Erinnerung an ein jammerndes, wimmerndes Wrack sein. Sie werden dich verachten, und deine Legende wird endlich besudelt sein.«
    Druss zwang seine kräftigen Arme unter sich und versuchte, sich aufzurichten. Doch der Schmerz warf ihn zurück und entrang ihm ein Stöhnen durch die zusammengebissenen Zähne.
    »Das ist es, Axtkämpfer. Kämpfe nur weiter. Versuch’s noch einmal. Du hättest auf deinem Berg bleiben und deine Senilität genießen sollen. Eitler Mann! Du konntest dem Ruf des Blutes nicht widerstehen. Nun mußt du leiden – und mir Vergnügen bereiten.«
    In dem provisorischen Hospital nahm Calvar Syn die heißen Tücher von Druss’ nacktem Rücken und ersetzte sie rasch durch frische, als Gestank den Raum erfüllte. Serbitar kam herbei und untersuchte ebenfalls die Wunde. »Es ist hoffnungslos«, sagte Calvar Syn und rieb sich den glänzenden, kahlen Schädel. »Wieso lebt er immer noch?«
    »Ich weiß nicht«, sagte der Albino leise. »Caessa, hat er etwas gesagt?«
    Das Mädchen blickte von ihrem Stuhl neben dem Bett auf. Ihre Augen waren stumpf vor Müdigkeit. Sie schüttelte den Kopf. Die Tür ging auf, und Rek trat leise ein. Er hob fragend die Brauen und sah den Arzt an, doch Calvar Syn schüttelte den Kopf.
    »Wieso?« fragte Rek. »Die Wunde ist doch nicht schlimmer als andere, die er überlebt hat.«
    »Wundbrand. Die Wunde schließt sich nicht, und das Gift hat sich im Körper ausgebreitet. Ich kann ihn nicht retten. Nach aller Erfahrung, die ich in vierzig Jahren gesammelt habe, müßte er längst tot sein. Sein Körper verfault mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit.«
    »Er ist ein zäher alter Bursche. Wie lange wird er es noch machen?«
    »Er wird den Morgen nicht mehr erleben«, antwortete der Arzt.
    »Wie steht es auf der Mauer?« fragte Serbitar.
    Rek zuckte die Achseln. Seine Rüstung war blutverkrustet, die Augen müde.
    »Wir halten sie im Moment, aber der Feind ist schon im Tunnel unter uns, und die Tore werden nicht halten. Es ist eine verdammte Schande, daß wir keine Zeit hatten, den Tunnel zu verfüllen. Ich denke, sie werden vor Einbruch der Dunkelheit hier sein. Sie haben bereits eins der Ausfalltore aufgebrochen, aber Hogun hält mit ein paar anderen die Treppe.
    Deswegen bin ich hier. Ich fürchte, du mußt dich auf eine weitere Evakuierung vorbereiten. Von jetzt an wird das Hospital in der Inneren Festung sein. Wie rasch kannst du umziehen?«
    »Woher soll ich das wissen? Sie bringen mir dauernd neue Verwundete.«
    »Trotzdem, beginne mit deinen Vorbereitungen. Die Männer, die zu schwer verletzt sind, müssen erlöst werden.«
    »Was?« brüllte der Arzt. »Ermordet, meinst du wohl?«
    »Genau. Verlege die, die transportfähig sind. Die anderen … wie glaubst du wohl, werden die Nadir sie behandeln?«
    »Ich werde trotzdem alle verlegen. Wenn sie während des Transports sterben, ist das immer noch besser, als sie in ihren Betten umzubringen.«
    »Dann fang an. Wir vergeuden nur Zeit«, sagte Rek.
     
    Auf der Mauer schlossen sich Gilad und Togi Hogun an der Treppe zum Ausfalltor an. Die Stufen waren von Toten übersät, doch immer mehr Nadir drängten um die Biegung der Treppe und kletterten über die Toten. Hogun trat vor, wehrte einen Hieb ab und

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