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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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herangetrottet und ließ sich ins Gras fallen. Sein Gesicht war krebsrot. Wortlos reichte er Gilad eine halbe Apfelsine – sie war süß und frisch.
    »Danke, Breg.« Gilads Blick wanderte über die acht anderen Männer seiner Gruppe. Die meisten lagen schweigend da. Midras mußte sich allerdings übergeben. Der Idiot hatte ein Mädchen in der Stadt und hatte sie letzte Nacht besucht. Er war erst kurz vor Tagesanbruch für eine Stunde Schlaf zurück in sein Quartier geschlichen.
    Dafür mußte er jetzt büßen. Bregan hielt sich gut. Er war ein bißchen schneller, ein bißchen kräftiger geworden. Und er beklagte sich nie, was schon fast ein Wunder war.
    »Es ist soweit, Gil«, sagte er. Gilad sah zum Tunnel hinüber, wo die Arbeit jetzt langsamer voranging. Andere Mitglieder der Gruppe Karnak gingen zu den halb eingerissenen Häusern.
    »Kommt, Jungs«, sagte Gilad. »Erst mal aufsetzen. Und dann tief durchatmen.« Ein Stöhnen folgte auf diesen Befehl, die Männer rührten sich kaum. »Nun kommt schon. Gruppe Kestrian hat sich bereits in Bewegung gesetzt. Bastarde!« Gilad erhob sich und zog Bregan auf die Füße. Dann ging er zu jedem der Männer. Langsam standen sie auf und gingen zum Tunnel.
    »Ich glaube, ich sterbe«, sagte Midras.
    »Das wirst du auch, wenn du uns heute im Stich läßt«, murmelte Gilad. »Wenn das alte Schwein noch einmal über uns lacht …«
    »Die Pest über ihn«, sagte Midras. »Man sieht nie, daß er ins Schwitzen gerät, was?«
    Bei Einbruch der Dämmerung trabten die erschöpften Männer von den Tunnels in den Frieden und die relative Ruhe ihrer Baracken. Sie warfen sich auf die schmalen Kojen und nahmen Brustplatten und Beinschienen ab.
    »Die Arbeit macht mir ja nichts aus«, erklärte Baile, ein untersetzter Bauer aus Gilads Nachbardorf, »aber ich sehe nicht ein, warum wir sie in voller Rüstung tun müssen.«
    Niemand antwortete ihm.
    Gilad schlief schon fast, als eine Stimme bellte: »Gruppe Karnak zum Exerzierplatz!«
    Druss stand auf dem Platz, die Hände in die Hüften gestemmt. Die blauen Augen musterten die erschöpften Männer, die aus der Baracke stolperten und im Licht der Fackeln blinzelten. Flankiert von Hogun und Orrin lächelte er finster, als die Männer Aufstellung nahmen.
    Zu den fünfzig Männern der Gruppe Karnak gesellten sich die Gruppen Kestrian und Schwert.
    Schweigend warteten sie darauf, was für eine gemeine Idee Druss nun wieder parat hatte.
    »Ihr drei Gruppen«, sagte Druss, »werdet einmal die ganze Länge der Mauer ablaufen und wieder zurück. Die Gruppe des letzten muß noch einmal laufen. Los!«
    Als die Männer sich an die anstrengenden achthundert Meter machten, rief einer: »Was ist mit dir, Dicker? Kommst du mit?«
    »Heute nicht«, brüllte Druss zurück. »Paß auf, daß du nicht letzter wirst.«
    »Sie sind völlig am Ende«, meinte Orrin. »Ist das klug, Druss?«
    »Vertrau mir. Wenn die Angriffe kommen, werden die Männer noch oft genug aus dem Schlaf gerissen. Ich will, daß sie ihre Grenzen kennen.«
    Drei weitere Tage vergingen. Tunnel Eins war schon fast gefüllt, die Arbeit an Tunnel Zwei hatte begonnen. Niemand jubelte mehr, wenn Druss vorbeiging, nicht einmal mehr die Stadtbevölkerung. Viele hatten ihr Heim verloren, andere ihre Geschäfte. Eine Abordnung hatte Orrin aufgesucht und ihn angefleht, mit dem Abriß aufzuhören. Andere fanden, daß der Anblick von offenem Gelände zwischen den Mauem nur unterstrich, daß Druss erwartete, die Nadir würden die Dros einnehmen. Der Widerstand wuchs, aber der alte Krieger schluckte seinen Ärger hinunter und setzte seinen Plan weiter fort.
    Am neunten Tag geschah etwas, das den Männern neuen Gesprächsstoff bot.
    Als die Gruppe Karnak sich zum Laufen sammelte, trat Gan Orrin zu Dun Mendar, dem diensthabenden Offizier. »Ich werde heute mit dieser Gruppe laufen«, sagte er.
    »Du willst übernehmen?« fragte Mendar.
    »Nein, nein. Nur mitlaufen. Auch ein Gan muß körperlich fit sein, Mendar.«
    Mürrisches Schweigen grüßte Orrin, als er sich in die Reihe einordnete. Seine Gold- und Bronzerüstung stach deutlich unter den Soldaten hervor.
    Den ganzen Vormittag trainierte er mit den Männern, kletterte an Seilen empor und spurtete zwischen den Mauern hin und her. Immer war er Letzter. Wenn er lief, lachten einige der Männer, andere spotteten. Mendar tobte. Der Mann macht noch einen größeren Narren aus sich als sonst, dachte er. Und er macht auch uns andere zum Gespött. Gilad

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