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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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der alte Mann blieb stehen und winkte.
    Sie konnten zwar nicht hören, was er zu den Offizieren sagte, aber die Männer hatten etwas Zielbewußtes an sich, als er sie entließ. Dann, mit einem letzten Winken, kehrte Druss in die Festung zurück.
    Wieder in der Haupthalle, zog er seine Weste aus und ließ sich in einen Lehnstuhl sinken. Sein Knie pochte, der Rücken schmerzte höllisch. Und Hogun war noch immer nicht aufgetaucht.
    Er befahl einem Diener, ihm etwas zu essen zu bringen, und erkundigte sich nach dem Grafen. Der Diener erzählte, daß der Graf friedlich schlief. Er kehrte mit einem noch blutigen Steak zurück, das Druss verschlang und mit einer Flasche vom besten lentrischen Roten hinunterspülte. Er wischte sich das Fett aus dem Bart und rieb sich das Knie. Wenn er mit Hogun gesprochen hatte, würde er ein heißes Bad nehmen, damit er morgen wieder fit war. Er wußte, daß der erste Tag ihn bis an seine Grenzen beanspruchen würde – und er durfte nicht versagen.
    »Gan Hogun, Herr«, meldete der Diener. »Und Dun Elicas.«
    Die beiden Männer, die eintraten, ließen Druss’ Herz höher schlagen. Der erste – das mußte Hogun sein – war breitschultrig und groß, mit blauen Augen und einem eckigen Kinn. Und Elicas, obwohl schlanker und kleiner, hatte etwas von einem Adler an sich. Beide Männer trugen das Schwarzsilber der Legion, ohne Rangabzeichen. Das war eine lange Tradition, die zurückging auf die Tage, als der Bronzegraf die Legion für die Vagrischen Kriege aufgebaut hatte.
    »Setzt euch, meine Herren«, sagte Druss.
    Hogun zog sich einen Stuhl heran, drehte ihn um und setzte sich, so daß er die Arme auf die Rückenlehne stützen konnte. Elicas ließ sich auf der Tischkante nieder, die Arme vor der Brust verschränkt.
    Elicas beobachtete die beiden Männer scharf. Er hatte nicht gewußt, was er von Druss erwarten sollte, aber er hatte Hogun angefleht, ihn mitzunehmen. Er verehrte Hogun, doch der grimmige alte Mann, der da vor ihm saß, war immer sein Idol gewesen.
    »Willkommen in Delnoch, Druss«, begrüßte ihn Hogun. »Du hast es bereits geschafft, die Moral zu stärken. Die Männer reden von nichts anderem mehr. Es tut mir leid, daß ich dich vorhin verpaßt habe, aber ich war auf der ersten Mauer und habe einen Schießwettkampf überwacht.«
    »Ich habe gehört, ihr seid bereits auf die Nadir gestoßen?« fragte Druss.
    »Ja. Sie werden in weniger als einem Monat hier sein.«
    »Bis dahin sind wir bereit. Aber das bedeutet harte Arbeit. Die Männer sind schlecht ausgebildet – wenn überhaupt. Das muß sich ändern. Wir haben nur zehn Ärzte und keine medizinischen Hilfskräfte, keine Bahrenträger und nur ein Krankenhaus, und das liegt an Mauer Eins, wo es uns nichts nützt. Bemerkungen?«
    »Genaue Einschätzung. Ich kann nur noch hinzufügen, daß – abgesehen von meinen Männern – nur noch ein Dutzend Offiziere von Wert da sind.«
    »Ich habe noch nicht über den Wert eines jeden entschieden. Aber laß uns erst einmal anderes bereden. Ich brauche einen Mann mit mathematischem Verstand, der die Lebensmittelvorräte verwaltet und Rationslisten erstellt. Er wird seine Berechnungen ständig unseren Verlusten anpassen müssen. Er muß auch die Verantwortung für die Zusammenarbeit mit Gan Orrin übernehmen.« Druss beobachtete, wie die beiden einen Blick austauschten, sagte jedoch nichts.
    »Dun Pinar ist dein Mann«, erklärte Hogun. »Er leitet die Dros praktisch jetzt schon.«
    Druss’ Augen blickten kalt, als er sich zu dem jungen General vorbeugte. »Solche Bemerkungen wird es nicht mehr geben, Hogun. Das gehört sich nicht für einen Berufssoldaten. Wir machen heute reinen Tisch, fangen neu an. Das Gestern ist vorbei. Ich werde mir mein Urteil bilden, und ich erwarte von meinen Offizieren, daß sie keine hämischen Bemerkungen übereinander machen.«
    »Ich dachte, du wolltest die Wahrheit hören«, mischte sich Elicas ein, bevor Hogun antworten konnte.
    »Die Wahrheit ist ein seltsames Wesen, mein Freund. Sie ist für jeden anders. Und jetzt halt den Mund. Versteh mich recht, Hogun, ich schätze dich. Du hast einen guten Ruf. Aber von jetzt an spricht niemand mehr schlecht vom Ersten Gan. Das ist nicht gut für die Moral, und was nicht gut für die Moral ist, ist gut für die Nadir. Wir haben auch so genug Probleme.« Druss zog ein Stück Pergament hervor und schob es Elicas zusammen mit Federkiel und Tinte zu. »Mach dich nützlich, Junge, und schreib mit. Setz Pinar ganz

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