Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
Bogenschützen die Hand hob. Dann rief er Caessa zu sich und verließ die Brustwehr. »Du hast dir Zeit gelassen, um herzukommen, Mädchen«, sagte er lächelnd. Sie hakte sich bei ihm ein und hauchte ihm einen Kuß zu. Wie immer fühlte er Erregung in sich aufsteigen. Wie immer unterdrückte er sie.
    »Hast du mich vermißt?« Ihre Stimme war tief und kehlig, voller sexueller Lockungen, wie ihr Körper eine Vision war.
    »Ich vermisse dich immer«, sagte er. »Du hebst meine Laune.«
    »Nur deine Laune?«
    »Nur meine Laune.«
    »Du lügst. Das sehe ich in deinen Augen«, sagte sie.
    »Du siehst nichts, von dem ich nicht will, daß du es siehst – oder sonst irgend jemand. Du bist sicher bei mir, Caessa. Habe ich dir das nicht schon oft gesagt? Aber gestatte mir eine Bemerkung. Für eine Frau, die nicht die Gesellschaft von Männern sucht, war das ein sehr spektakulärer Auftritt. Wo ist deine Hose?«
    »Es ist so heiß. Die Tunika verhüllt genug«, sagte sie, geistesabwesend an deren Saum zupfend.
    »Ich frage mich, ob du wirklich weißt, was du willst«, sagte er.
    »Ich will in Ruhe gelassen werden.«
    »Warum suchst du dann meine Freundschaft?«
    »Du weißt, was ich meine.«
    »Ja, ich schon«, meinte er, »aber ich bin nicht sicher, ob du es weißt.«
    »Du bist so ernst heute, o Herr des Waldes. Ich kann mir nicht vorstellen, weshalb. Wir werden bezahlt. Wir haben unsere Straferlasse, und die Unterkunft ist entschieden besser als Skultik.«
    »Wo hat man dich untergebracht?« fragte er.
    »Der junge Offizier … Pinar? … bestand darauf, daß ich ein Zimmer im Hauptgebäude bekam. Er wollte nichts davon hören, daß ich mit anderen Männern zusammenwohne. Er war wirklich rührend. Er hat mir sogar die Hand geküßt.«
    »Er ist in Ordnung«, sagte Bowman. »Laß uns etwas trinken gehen.« Er führte sie ins Eldibar-Kasino in den hinten gelegenen Teil für die Offiziere und bestellte eine Flasche Weißwein. Sie setzten sich an ein Fenster, und er trank eine Weile schweigend, während er die Männer bei den Übungen beobachtete.
    »Warum hast du dich auf diese Sache hier eingelassen?« fragte sie ihn plötzlich. »Und erzähl mir nicht diesen Quatsch von den Straferlassen. Du scherst dich keinen Deut darum, und um das Geld auch nicht.«
    »Versuchst du immer noch, aus mir schlau zu werden? Das kannst du nicht«, sagte er und nippte an seinem Wein. Dann drehte er sich um und bestellte Brot und Käse. Sie warteten, bis der kellnernde Soldat sich wieder entfernt hatte.
    »Komm schon, sag es mir!«
    »Manchmal, meine Liebe, gibt es, wie du feststellen wirst, wenn du etwas älter bist, keine einfache Erklärung für die Handlungen eines Mannes. Impulse. Eine Tat aus dem Augenblick heraus. Wer weiß, weshalb ich mich einverstanden erklärte, herzukommen? Ich bestimmt nicht.«
    »Du lügst schon wieder. Du willst es mir nicht sagen. Ist es dieser alte Mann, Druss?«
    »Warum interessiert dich das so? Warum bist du eigentlich hier?«
    »Warum nicht? Es könnte ganz aufregend werden und ist nicht allzu gefährlich. Wir gehen doch, wenn die dritte Mauer fällt, nicht wahr?«
    »Natürlich. So ist es vereinbart«, antwortete er.
    »Du traust mir nicht, was?« fragte sie lächelnd.
    »Ich traue niemandem. Weißt du, manchmal benimmst du dich wie alle anderen Frauen, die ich kenne.«
    »Ist das ein Kompliment, Herr des grünen Waldes?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Was soll es dann bedeuten? Ich bin schließlich eine Frau. Wie erwartest du, daß ich mich verhalte?«
    »Da ist es schon wieder. Laß uns noch mal auf das Vertrauen zurückkommen. Warum hast du gefragt?«
    »Du willst mir nicht sagen, weshalb du hergekommen bist, und dann lügst du, was unsere Abreise betrifft. Hältst du mich für einen Vollidioten? Du hast nicht die Absicht, diesen zum Untergang verdammten Steinhaufen zu verlassen. Du wirst bis zum Ende bleiben.«
    »Und wie bist du zu dieser bemerkenswerten Einsicht gekommen?« fragte er.
    »Es steht dir im Gesicht geschrieben. Aber mach dir keine Sorgen, ich werde Jorak oder den anderen nichts davon erzählen. Aber verlaß dich nicht darauf, daß ich bleibe. Ich habe nicht die Absicht, hier zu sterben.«
    »Caessa, meine kleine Taube, das zeigt mir, wie wenig du mich kennst. Jedenfalls, was es auch wert sein mag …«
    Er unterbrach seine Erklärung, als die große Gestalt Hoguns im Türrahmen auftauchte und der Gan zwischen den Tischen hindurchging und zu ihnen kam. Caessa sah den Legionsgeneral zum

Weitere Kostenlose Bücher