Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
erstenmal und war beeindruckt. Er bewegte sich mit Anmut, eine Hand am Schwert. Seine Augen waren klar, das Kinn fest und seine Züge angenehm – er sah beinahe gut aus. Sie konnte ihn auf Anhieb nicht leiden. Ihre Meinung wurde noch bestärkt, als er einen Stuhl heranzog, ihn umdrehte und sich Bowman gegenüber setzte, ohne sie im geringsten zu beachten.
    »Bowman, wir müssen miteinander reden«, sagte er.
    »Dann leg los. Aber laß mich dir zuerst Caessa vorstellen. Caessa, meine Liebe, das ist Gan Hogun von der Legion.«
    Hogun nickte einmal kurz in ihre Richtung.
    »Hast du was dagegen, wenn wir uns allein unterhalten?« fragte er Bowman. Caessas grüne Augen funkelten vor Zorn, aber sie stand schweigend auf, verzweifelt nach einer bissigen Bemerkung suchend.
    »Ich sehe dich später«, sagte Bowman, als sie den Mund öffnete. »Geh jetzt etwas essen.« Als sie auf dem Absatz kehrtmachte und den Raum verließ, sah Bowman ihr nach und erfreute sich an der katzengleichen Anmut ihrer Bewegungen.
    »Du hast sie verärgert«, sagte er.
    »Ich? Ich habe nicht einmal mit ihr gesprochen«, wandte Hogun ein, nahm seinen schwarzsilbernen Helm ab und legte ihn auf den Tisch. »Aber das spielt auch keine Rolle. Ich möchte mit deinen Männern reden.«
    »Worüber?«
    »Sie verbringen viel Zeit damit, herumzutrödeln und die Soldaten bei den Übungen zu verspotten. Das ist nicht gut für die Moral.«
    »Warum sollten sie nicht? Sie sind freiwillige Zivilisten. Es wird schon aufhören, wenn die Kämpfe beginnen.«
    »Es geht darum, Bowman, daß die Kämpfe schon beginnen könnten, ehe die Nadir überhaupt hier sind. Ich habe gerade einen meiner Männer davon abgehalten, diesem schwarzbärtigen Riesen Jorak den Bauch aufzuschlitzen. Nicht mehr lange, und hier gibt es Mord und Totschlag.«
    »Ich rede mit ihnen«, sagte Bowman. »Beruhige dich und trink etwas. Was hältst du von meiner Bogenschützin?«
    »Ich habe sie mir nicht so genau angesehen. War ganz hübsch.«
    »Es muß wohl stimmen, was man sich über die Kavallerie erzählt«, sagte Bowman. »Ihr seid alle in eure Pferde verliebt! Große Götter, Mann, sie ist mehr als einfach nur hübsch!«
    »Rede jetzt mit deinen Männern. Dann werde ich mich wesentlich wohler fühlen. Die Spannungen nehmen zu, und die Nadir werden in zwei Tagen hier sein.«
    »Ich habe es dir versprochen. Jetzt trink einen Schluck und entspanne dich. Du wirst noch genauso nervös wie deine Männer, und auch das ist nicht gut für die Moral.«
    Hogun grinste plötzlich. »Du hast recht. Vor einer Schlacht ist es immer so. Druss läuft herum wie ein Bär mit Kopfschmerzen.«
    »Ich habe gehört, du hast die Offenen Schwertkämpfe gegen den Dicken verloren«, sagte Bowman grinsend. »So ein Zufall, was? Das ist nicht die Zeit, sich bei den Höheren beliebt zu machen.«
    »Ich habe Orrin nicht gewinnen lassen. Er ist ein guter Schwertkämpfer. Urteile nicht zu hart über ihn, mein Freund, vielleicht überrascht er dich noch. Mich hat er jedenfalls überrascht. Was hast du damit gemeint, ich hätte das Mädchen geärgert?«
    Bowman lächelte; dann lachte er laut auf. Er schüttelte den Kopf und schenkte sich noch ein Glas Wein ein.
    »Mein lieber Hogun, wenn eine Frau schön ist, erwartet sie … wie soll ich sagen … eine gewisse Aufmerksamkeit von einem Mann. Du hättest die Güte haben können, von ihrer Schönheit wie vom Donner gerührt zu sein. Wie betäubt zu schweigen oder, noch besser, zu plappern wie ein Idiot. Dann hätte sie dich einfach ignoriert und deine Verehrung mit arroganter Verachtung beantwortet. Jetzt hast du sie geringschätzig behandelt, und dafür haßt sie dich. Schlimmer noch, sie wird alles in ihrer Macht Stehende tun, um dein Herz zu gewinnen.«
    »Was? Das begreife ich nicht. Warum sollte sie versuchen, mein Herz zu gewinnen, wenn sie mich haßt?«
    »Weil sie dann in der Lage ist, dich mit Verachtung zu strafen. Verstehst du denn gar nichts von Frauen?«
    »Ich weiß genug«, meinte Hogun. »Ich weiß auch, daß ich für solche Torheiten keine Zeit habe. Meinst du, ich sollte mich bei ihr entschuldigen?«
    »Und sie damit wissen lassen, daß du weißt, wie gekränkt sie war? Mein lieber Freund, bei deiner Erziehung hat man aber einiges vergessen.«

18
    Druss begrüßte die Ankunft der Reiter aus Dros Purdol – nicht so sehr wegen ihrer Anzahl, sondern eher, weil es bewies, daß die Dros von der Welt draußen noch nicht ganz vergessen war.
    Doch wie Druss wußte,

Weitere Kostenlose Bücher