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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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warum der Axtkämpfer sich entschlossen hatte, während seiner Wache zu ihm zu kommen. Aber der Krieger mißverstand ihn.
    »Ich kam her, um zu sterben«, sagte er leise, wärmte sich die Hände und starrte in die Wolken. »Um einen Platz auf den Brustwehren zu finden, wo ich meinen Mann stehen kann, und dann zu sterben. Ich hatte nicht erwartet, daß ich die ganze verdammte Verteidigung übernehmen muß. Die Pest darauf! Ich bin Soldat, kein General.«
    Als Druss weiterredete, merkte Gilad, daß der Axtkämpfer überhaupt nicht mit ihm sprach, nicht mit Cul Gilad, dem einstigen Bauern. Er schwatzte einfach von Soldat zu Soldat an einem Feuer in irgendeiner Festung. Im Mikrokosmos war diese Szene Druss’ Leben, das Warten vor dem Krieg.
    »Ich habe ihr immer versprochen, daß ich damit aufhören und mich um den Hof kümmern würde, aber irgendwo war immer eine Schlacht für irgendwen zu schlagen. Jahrelang dachte ich, daß ich für etwas stand – Unabhängigkeit, Freiheit, was weiß ich. Die Wahrheit war immer sehr viel einfacher. Ich kämpfe gern. Sie wußte es, aber sie war so anständig, es sich nie anmerken zu lassen. Kannst du dir vorstellen, was es heißt, eine Legende zu sein – DIE verdammte Legende? Kannst du das, mein Junge?«
    »Nein, aber es muß dich sehr stolz machen«, antwortete Gilad unsicher.
    »Es macht mich müde. Es zehrt an deinen Kräften, wenn es sie stärken sollte. Weil du es dir nicht leisten kannst, müde zu sein. Du bist Druss die Legende, und du bist unverwundbar, unbesiegbar. Du lachst nur über Schmerzen. Du kannst ununterbrochen marschieren. Mit einem Schlag bringst du Berge zum Wanken. Sehe ich aus, als könnte ich Berge zum Wanken bringen?«
    »Ja«, erklärte Gilad.
    »Oh! Ich kann es aber nicht. Ich bin ein alter Mann mit einem schwachen Knie und einem arthritischen Rücken. Meine Augen sind nicht mehr so gut, wie sie mal waren. Als ich noch jung und stark war, heilten meine Wunden schnell. Ich wurde nie müde. Ich konnte den ganzen Tag kämpfen. Als ich älter wurde, lernte ich, so zu tun als ob, und mir eine Verschnaufpause zu verschaffen, wo immer ich konnte. Meine Kampferfahrung zu nutzen, wo ich vorher meine Kraft eingesetzt hatte. In meinen Fünfzigern war ich vorsichtig. Zu der Zeit ließ die Legende allein schon Männer erzittern. Seitdem habe ich dreimal gegen Männer gekämpft, die mich hätten besiegen können. Aber sie haben sich selbst besiegt, weil sie wußten, wer ich war, und Angst hatten. Glaubst du, daß ich ein guter Führer bin?«
    »Ich weiß nicht. Ich bin Bauer, kein Soldat«, antwortete Gilad.
    »Weich mir nicht aus, Junge. Ich habe dich nach deiner Meinung gefragt.«
    »Wahrscheinlich bist du kein guter Anführer. Aber du bist ein großer Krieger. Ich nehme an, in früheren Zeiten wärst du so etwas wie ein Kriegerhäuptling gewesen. Ich kann es nicht sagen. Mit deinen Übungen hast du Wunder bewirkt. Du hast dafür gesorgt, daß ein neuer Geist durch die Dros weht.«
    »Zu meiner Zeit hat es immer Anführer gegeben«, sagte Druss. »Starke Männer mit flinkem Geist. Ich habe versucht, mich an all ihre Lektionen zu erinnern. Aber das ist schwer, mein Junge. Verstehst du? Es ist schwer. Ich hatte nie Angst vor Gegnern, denen ich mich mit einer Axt oder mit bloßen Händen stellen konnte, falls es nötig war. Aber die Feinde hier in der Festung sind von ganz anderer Art. Moral, Vorbereitungen, Feuergräben, Vorräte, Zusammenarbeit, Organisation. Das zehrt.«
    »Wir werden dich nicht enttäuschen«, sagte Gilad, dessen Herz dem alten Mann entgegenflog. »Wir werden an deiner Seite stehen. Du hast uns sehr viel gegeben, auch wenn ich dich die meiste Zeit gehaßt habe.«
    »Aus Haß wächst Stärke, mein Freund. Natürlich werdet ihr durchhalten. Ihr seid Männer. Hast du von Dun Mendar gehört?«
    »Ja, tragisch. Es war gut, daß er da war, um dir zu helfen«, antwortete Gilad.
    »Er war da, um mich zu töten, mein Junge. Und er hätte es fast geschafft.«
    »Was?« rief Gilad schockiert.
    »Du hast ganz richtig gehört. Und ich erwarte, daß du das für dich behältst. Er stand im Dienste der Nadir und war der Anführer der Attentäter.«
    »Aber … das heißt ja, du warst allein gegen sie alle«, sagte Gilad. »Sie waren zu fünft, und du hast überlebt?«
    »Ja, aber ich wußte, daß sie nur ein zusammengewürfelter, schlecht ausgebildeter Haufen waren. Weißt du, warum ich dir das erzähle … von Mendar?«
    »Weil du darüber reden

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