Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
Vom Netzwerk:
orientieren. Er saß mitten in einem großen Misthaufen, daher also der Gestank. Es würde Wochen dauern, bis seine Kleider nicht mehr danach rochen. Aber der Haufen hatte ihnen das Leben gerettet, ihren Sturz vom Dach abgefangen, insofern war der Geruch ein kleiner Preis. Mühsam wühlte sich Kex von dem Haufen herunter, bis er endlich festen Boden unter die Füße bekam. Sie standen in einer kleinen Sackgasse, sie mussten hinaus bevor die Wachen kamen. Vor dem Ausgang der Gasse blitzen bereits die Spitzen einiger Lanzen in der Sonne. Es war zu spät, sie saßen in der Falle. Einige Ratten, aufgeschreckt durch die beiden Jungen, verschwanden in einem Loch, dass ein verwitterter Holzverschlag offen ließ. Ein Versteck, das war zumindest eine Chance. Kos war klein genug, er passte mühelos hindurch. Kex musste sich schon mehr anstrengen. Zum Glück war das Holz bereits morsch und brach aus, als sich Kex durch das Loch am Boden zwängte. Eine der Ratten sprang quiekend über ihn hinweg. Er schaffte es gerade noch rechtzeitig, bevor die erste Wache in die Sackgasse einbog. Hinter dem Verschlag war nur wenig Platz, der Boden war feucht und schmierig. Auch hier stank es fürchterlich, beißend nach Urin. Anscheinend waren sie unter der Latrine einer der billigen Gasthäuser gelandet. An der Steinwand hinter ihnen ergoss sich ein kleines aber beständiges Rinnsal. Die ganze Wand glänzte im diffusen Licht, das durch die Ritzen im Bretterverschlag eindrang. Draußen waren jetzt deutlich mehrere Schritte zu vernehmen.
    „Habt ihr sie?“, fragte eine Stimme vom Eingang der Gasse her.
    „Sie sind nicht hier Herr“, antwortete jemand direkt vor dem Verschlag.
    „Dann sucht sie gefälligst! Ich habe diesen dreisten Kerl schließlich mit dem Blitzwerfer getroffen, sie sind hier vom Dach gefallen. Sie können sich nicht in Luft aufgelöst haben“, rief der Mann vom Eingang der Gasse wieder.
    „Ja, Herr“, kam die Antwort, beinahe konnte Kex den Atem des Mannes spüren so nah war er.
    Die beiden hielten die Luft an. Eine Lanze stocherte plötzlich durch einen etwas breiteren Spalt im Verschlag. Sie streifte Kex am Arm, bevor ihre Spitze gegen die Wand schlug. Kex biss die Zähne zusammen, er zitterte leicht. Kos hatte sich ängstlich in die hinterste Ecke des Verschlags geduckt. Die Lanze verschwand wieder, nachdem sie noch einige Male gegen die Wand gestoßen wurde. Schritte entfernten sich.
    „Wir haben alles durchsucht. Sie sind nicht mehr hier, Herr“, sagte draußen eine Stimme.
    „Dafür lasse ich Euch in die Grube werfen! Abmarsch!“, schrie der Mann am Eingang der Gasse.
    Als Antwort bekam er nur Gemurmel. Die Schrittgeräusche entfernten sich schnell. Dennoch warteten die beiden Jungen noch stumm bis die Sonne unterging, ehe sie aus dem Bretterverschlag wieder hervorkrochen. Im fahlen Licht der Neumondnacht waren die Wachen am Ausgang der Gasse kaum zu erkennen, aber Kex Augen hatten sich im inneren des Verschlags an die Dunkelheit gewöhnt.
    „Ich…“, begann Kos.
    Durch die ansonsten reduzierten Geräusche der Nacht, klang Kos Stimme unglaublich laut. Kex erschrak regelrecht. Schnell drückte er seine Hand auf den Mund des Jungen. Er selbst hielt die Luft an und starrte zu den Wachen hinüber. Einer der Männer bewegte sich.
     

Ränkeschmiede
    Königin Isi lag in einem Berg von Kissen am Rand eines kleinen Wasserbeckens. Verträumt schaute sie dem Springbrunnen in der Mitte des Bassins zu, sein Plätschern lullte sie ein. Im Hintergrund summte eine Dienerin ein Lied dazu. Hier, unter dem schützenden Dach des Pavillons, hatte Isi ihre Schleier abgelegt, trug nur noch ein dünnes, halb durchscheinendes Gewand. Sie mochte ihren Körper. Seit der Geburt ihrer Kinder war er zwar nicht mehr ganz so perfekt wie früher, doch noch immer konnte sie damit die Blicke der jungen Männer auf sich ziehen. So wie die ihres jetzigen Besuchers.
    „Kirai, es freut mich, Euch zu sehen. Kommt, setzt Euch einen Augenblick zu mir, dann können wir ein wenig plaudern“, sagte Isi, lächelte und klopfte dabei einladend auf eines der Kissen neben ihr.
    „Königin Isi, es ist mir eine Ehre. Ihr hattet nach mir gerufen?“, antwortete Kirai, während er noch etwas zögerlich näher trat und sich schließlich in gebührendem Abstand neben die Königin setzte.
    Dabei hielt er den Rücken gerade und die Beine geschlossen. Auch er hatte seinen Gesichtsschal abgelegt. Die etwas hervortretenden Wangenknochen und die ganz leicht

Weitere Kostenlose Bücher