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Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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jemanden vermutet, der mir ans Leben will und mich, nach dem kleinen Zwischenfall heute, wahrscheinlich nie wieder aus dem Palast lässt? Nein, es gibt wohl keinen Ärger, denn diese Behandlung ist normal für eine Prinzessin, meint Mutter. Sie hat mich übrigens ausdrücklich vor dir gewarnt. Du sollst sogar Schuld daran sein, dass ich überhaupt die Prinzessin bin! Du hättest sie an Vater verkauft“, antwortete Nomo.
    Houst räusperte sich und drehte sich zum Fenster um.
    „Ach, jetzt fängt sie wieder damit an. Nur weil ich deine Mutter meinem Bruder vorgestellt habe. Das sie mir das immer noch nachträgt, nach so langer Zeit“, sagte er und schüttelte leicht den Kopf.
    Dann drehte er sich wieder um und lächelte Nomo an.
    „Aber vergessen wir die alten Geschichten. Bist du denn nicht gern Prinzessin? Die ganze Welt liegt dir zu Füßen. Es gibt nicht wenige, die mit dir tauschen würden. Und es vergeht kaum ein Tag, an dem dir nicht einer der jungen Männer am Hofe Avancen macht…“
    „Der Prinzessin Avancen macht, nicht Nomo! Das ist es ja, alle interessieren sich nur für die Prinzessin, niemand interessiert sich wirklich für mich. Und wenn ich Mutter glauben soll, dann wetzt die Hälfte derer, die mir ins Gesicht lächeln hinter ihrem Rücken die Messer“, fiel Nomo ihrem Onkel ins Wort.
    „Deine Mutter will dich nur beschützen. Schon immer haben Intrigen zum Hof gehört, nicht einmal der König ist vor ihnen sicher. Wir alle müssen achtsam sein. Erst letzte Woche ist Priester Pegul verschwunden. Er hatte sich zu sehr in die Angelegenheiten einiger der Beseelten gemischt. Von einem Besuch in der Stadt ist er dann einfach nicht zurückgekehrt. Du solltest die Warnungen deiner Mutter also nicht auf die leichte Schulter nehmen. Sicher, niemand wird öffentlich den Zorn des Königs riskieren, wenn dir, als seiner geliebten Tochter etwas zustößt. Das hält die meisten aber nicht davon ab, im Verborgenen Komplotte gegen dich zu schmieden“, erklärte Houst.
    „Und das ist sie, die Welt, die mir zu Füßen liegt. Eine Schlangengrube!“, sagte Nomo.
    Plötzliches Kindergeschrei auf dem Gang unterbrach das Gespräch. Schon im nächsten Moment stürmten zwei Jungen ins Zimmer. Im letzten Augenblick konnte sich Nomo noch zu ihnen umdrehen, bevor die beiden sie womöglich umgeschubst hätten. Sie zerrten wild an Nomos Ärmeln. „Gefangen!“, riefen sie dabei immer wieder. Nomos Halbbrüder waren richtige Rabauken, ungezogen, lärmend und grob. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit spielten sie Nomo Streiche. Nomo mochte sie trotzdem, oder auch gerade deswegen. Wenigstens spannen sie noch keine heimlichen Intrigen. Den Kindern auf dem Fuß folgte die Königin.
    „Nicht so stürmisch, meine Lieblinge. Einer jungen und liebreizenden Dame, wie eure Schwester mittlerweile eine ist, nähert man sich nicht derart ungestüm. Wo sind nur eure Manieren“, tadelte sie halbherzig.
    Nomo machte einen Knicks. Ihre Brüder lachten schelmisch, schubsten und zerrten dann an ihr und versuchten, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Beinahe wäre es ihnen gelungen. Als Nomo die beiden zurückschubsen wollte, rannten sie schnell davon und versteckten sich hinter ihrer Mutter. Dort, in Sicherheit, lugten sie immer wieder hinter dem Rücken der Königin hervor und steckten Nomo die Zunge heraus. Sobald ihre Köpfe wieder verschwunden waren, kicherten die beiden laut.
    „Sind sie nicht goldig, meine Lieblinge? Man kann ihnen einfach nicht böse sein“, sagte die Königin.
    „Königin Isi, was verschafft mir denn die seltene Ehre Eures Besuches?“, fragte Houst.
    „Selten in der Tat. Ihr vergrabt Euch zu sehr in Euren Büchern, Großwesir. Dadurch leiden die politischen Geschäfte. Und am gesellschaftlichen Leben nehmt Ihr auch kaum noch teil. Das empfinde nicht nur ich so, sondern auch Euer Bruder, der König. Deshalb hat er mich gebeten, Euch persönlich zu dem kleinen Ball heute Abend einzuladen. Ihr werdet mir diese Einladung doch nicht ausschlagen?“, antwortete Isi.
    „Derlei Aktivitäten liegen mir nicht mehr sonderlich, dass solltet Ihr wissen“, warf Houst ein.
    „Es gibt einen Ball?“, freute sich Nomo.
    „Ja, Kind. Natürlich seid Ihr ebenfalls eingeladen. Euch brauche ich ja wenigstens nicht lange bitten. Wenn Ihr vielleicht noch ein gutes Wort für den Ball bei Eurem Onkel einlegen könntet? Sicher wird er eine Bitte von Euch nicht ablehnen, Euer Charme ist am Hofe geliebt und gefürchtet zugleich.

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