Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)
Hosenboden würde durchscheuern. Die Alternative hieß laufen. Er hatte es versucht, ganz am Anfang – und zum Leidwesen seiner Frau –, als sie vom großen Fahrstuhl in die Einöde marschiert waren. Doch der staubige Boden bot seiner Krücke nur ungenügend Halt. Bald schon hatte er hoffnungslos zurückgelegen und war dabei so außer Atem geraten, er hätte dem Kameltreiber ein Vermögen für den Platz auf dem Rücken eines der Tiere geboten. Dank seiner Frau musste er dies aber gar nicht. Sie hatte derart eindringlich und lautstark lamentiert, dass sogar einer der Händler sein Reittier für ihn hergab, nur damit ihr Gezeter endlich verstummte.
Wenigstens ritten sie mittlerweile nicht mehr in der prallen Mittagssonne, allein schon weil sich die Tiere weigerten. Ihre Reise beschränkte sich nun auf die noch erträglichen Morgen und Abendstunden. Zwar beschwerte sich der ehemalige Großwesir mehr als einmal, dass sie dadurch viel zu langsam vorankamen und die Städte der Alten nie erreichen würden, doch es half nichts. Esrin selbst war das Ziel dieser Reise egal, sein Leben hatte mit der Fahrt im großen Fahrstuhl aufgehört. In dieser heißen, staubigen Wüste gab es nichts, das seine Neugier irgendwie reizen konnte. Hier gab es für ihn wenig zu tun, seine Fähigkeiten brauchte niemand. Die Kameltreiber verstanden ihr Handwerk, führten die Karawane mit lang eingeübter Routine. Nicht einmal der Verlust eines der ihren, so wie gestern an diesen seltsamen Ruinen der Alten, brachte sie aus der Ruhe. Houst hatte darauf gedrängt, jemanden über die Mauer zu schicken, gehofft, jener möge im Inneren einen Mechanismus zum öffnen des Tores finden. Was der Mann stattdessen fand, war sein Tod. Er hatte geschrien, doch wer sollte ihm helfen, ohne sein eigenes Leben zu riskieren. Wer oder was den Mann getötet hat, ist noch immer unklar. Zwar hatte ein anderer der Kameltreiber nachgesehen, sein Bericht von Tieren, die aussahen wie Ratten, aber so groß waren wie Hunde, erschien wenig glaubhaft. Vielleicht hatte ihm der Schreck einfach die Sinne vernebelt. Zumindest hatte Esrin von solchen Tieren noch nie etwas gehört.
Sie machten an einer der Felsformationen – die alle irgendwie gleich aussahen – halt. Es dämmerte bereits, in nicht einmal einer Stunde würde die Sonne hinter dem Horizont verschwunden sein. Zeit ihr Lager für die Nacht aufzuschlagen. Esrin wartete, bis der Kameltreiber sein Reittier dazu brachte, sich hinzusetzen. Wie immer rebellierte sein Hintern, als er mühselig vom Rücken des Kamels kroch. Sein verbliebenes Bein zitterte unter Esrins Gewicht. Wenigsten verhinderte der felsige Untergrund, dass seine Krücke gleich bis zur Hälfte im Staub versank. Man musste auch mit kleinen Erfolgen zufrieden sein. Seine Frau – die beiden Töchter im Schlepptau – näherte sich. Sie wirkte müde und schlecht gelaunt. Sie war schon auf seinem Anwesen kaum zu ertragen gewesen, hier in der Einöde war es noch schlimmer. Es verging kaum ein Tag, an dem sie Esrin nicht wegen des harten Schicksals, das er ihr eingebrockt hatte, anklagte. Esrin mochte sich dies heute nicht anhören. Er drehte sich einfach um und humpelte davon, dahin wo Houst zusammen mit dem Anführer der Karawane eine von Housts Karten studierten. In die Nähe des ehemaligen Großwesirs traute sich Esrins Weib nicht, ein sicherer Zufluchtsort. Esrin setzte sich in Hörreichweite auf einen Stein.
„Diese Stadt der Alten liegt viel zu weit im Westen. Bis dahin reichen unsere Vorräte nicht“, sagte der Anführer.
„Es ist aber die größte Stadt auf der Karte und damit auch für Euch das lohnenswerteste Ziel“, entgegnete Houst.
„Wer sagt uns, dass diese Karte überhaupt stimmt. Schon die letzte darauf verzeichnete Siedlung konnten wir nicht finden, es sei denn es war dieser unsägliche Klotz mit den jämmerlichen Steinhaufen Drumherum, an dem ich einen meiner besten Männer verloren habe. Euer Mann hat uns reiche Beute und neue Handelsrouten zu den Verdammten versprochen. Bisher sehe ich davon nichts“, wandte der Karawanenanführer ein.
Esrin musste unweigerlich Lachen. Houst und der Karawanenanführer blickten irritiert zu ihm herüber.
„Handelsrouten zu den Verdammten …“, Esrin japste nach Luft, „Warum nicht gleich zu den Alten … Die Verdammten sind eine verdammte Legende. Und selbst wenn es sie gäbe, schaut Euch um, was sollten sie zum Handeln haben außer Staub und Steine?“
„Wenn es die Verdammten gibt – und
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