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Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Titel: Die Legende der Dunkelheit: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Ganze genauer ansah, verstand ich auch, warum. Die erste Gruppe bestand aus dreißig chinesischen Gräbern; die Schriftzeichen auf den Grabplatten konnte ich nicht lesen. Im zweiten Bereich waren spanische Gräber aus der Zeit um 1760, dort lagen sechsundzwanzig Menschen begraben, die alle innerhalb weniger Tage gestorben waren. Daneben waren zweiunddreißig niederländische Gräber vom März 1888.
    Mir war, als wäre ich in einen Albtraum geraten. Ich wusste nicht, ob es die Pest war oder irgendein Tropenvirus oder ob einer dem Wahnsinn verfallen war und die anderen ermordet hatte. Eins habe ich mich allerdings gefragt: Wer hat alle diese Menschen beerdigt, nachdem sie gestorben waren?
    Die Warnung war überdeutlich, und ich wusste: Ich muss weg von dieser Insel.
    Es wurde sehr schnell Nacht. Ich wollte kein Risiko eingehen und mich nicht im Dunkeln auf den Weg flussabwärts machen. Also blieb ich in der Vorderkabine der Schaluppe.
    Und dann, am nächsten Morgen, sah ich sie – Fußspuren, gleich mehrere, unterschiedlich groß, eine Spur, die an den Türen des Tempels anfing und am Wasser endete. Es sah so aus, als wären dort sechs verschiedene Menschen gegangen, aber jetzt waren sie verschwunden, wie Nachtgespenster.
    Ich hatte nicht vor, nach ihnen zu suchen.
    Die kleine Schaluppe war wunderschön, und die Takelage war intakt, sie war seetüchtig und sollte mich nach Hause bringen. Ich sammelte Vorräte, Fisch, Obst und Wasser, für einen Monat und setzte die Segel. Das Boot brachte mich schnell flussabwärts, und in einer halben Stunde hatte ich die Mündung erreicht. Auf dem Meer herrschte unglaublich hoher Seegang, und ich brauchte mehrere Stunden, um in dem Riff, das die Insel umschloss, eine Stelle zu finden, durch die ich aufs offene Meer hinaussegeln konnte.
    Ich war noch keine Stunde auf dem offenen Meer, da kam ich in einen Sturm mit Wellen, die an die sieben Meter hoch waren. Es wurde schnell Nacht, und ich konnte mich kursmäßig überhaupt nicht orientieren. Mein Kompass funktionierte nicht, die Nadel drehte sich immer nur im Kreis. Die Wolken verdeckten die Sterne am Nachthimmel, und bei Sonnenaufgang war der Tag schwarz mit sintflutartigem Regen. Ich war allein auf dem Meer, ich hatte Angst um mein Leben, und ich hatte das Gefühl, dass das Unwetter nie mehr aufhören würde.
    Es dauerte fünf Tage. Dann beruhigte sich das Meer, und der Himmel klarte auf.
    Auf einer kleinen Insel in den Philippinen ging ich an Land, kontaktierte meine Einheit und kehrte innerhalb weniger Tage zu meiner Truppe zurück. Ich erzählte niemandem ein Wort von dem, was ich gefunden hatte, erklärte meinen befehlshabenden Offizieren, die Insel sei klein und die Schaluppe stamme von einem Schiffbruch. Wir erfuhren, dass sie einem Professor gehörte, der in den Dreißigerjahren spurlos verschwunden war, ein Historiker, der keine Familie gehabt hatte. Nach dem Krieg habe ich das Boot behalten, weil es mir das Leben gerettet hatte. Ich taufte die Schaluppe neu und nannte sie Calypso , das Boot, das ihr beide so gut kennt. Wenn ich Urlaub hatte, bin ich damit zu all den Orten gesegelt, von denen ich immer geträumt hatte. Und ich habe versucht, die Insel wiederzufinden, aber ich habe es nicht geschafft. Sie war auf keiner Landkarte verzeichnet, ich hatte keinen Steuerkurs, konnte mich nicht einmal nach den Sternen orientieren; sie existierte nur noch in meiner Fantasie.
    Jahrelang blieb die Geschichte mein Geheimnis, bis ich sie schließlich eurer Mutter erzählte. Zunächst saß sie ungläubig da, aber dann stellte sie mir plötzlich eine Reihe von sehr gezielten Fragen über die chinesische Dschunke und den tempelartigen Bau, um mir anschließend zu sagen, sie wisse, wo ich gewesen sei: auf Penglai, einer Insel, die manche für eine Legende halten, andere für wirklich. Einige behaupten, dort sei der Schlüssel zum Leben, zum Reichtum und zur Magie versteckt, während andere überzeugt sind, man finde dort nur eines: den Tod.
    Sie erzählte mir von einem großen chinesischen Entdecker, Admiral Zheng He, und von seinen Reisen und dass es Gerüchte gab, er habe dieselbe Insel gefunden. Wir lachten darüber, führten noch ein paar Was-wäre-wenn-Gespräche und vergaßen das Ganze dann.
    Ein Jahr später, als ich in Japan Artefakte katalogisierte, die in den Besitz Chinas zurückgeführt werden sollten, fand ich einen Hinweis auf ein Buch, das sich mit anderen gestohlenen Kunstwerken im Bauch eines Schiffes befand. Bei diesem

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