Die Legende der Dunkelheit: Thriller
anderen Raum führte, in einen Raum, der ihr ermöglichen würde, diese Unterwelt zu verlassen.
Langsam tauchte sie auf, hatte auf einmal wieder Kraft und Luft, jetzt, da sie es fast aus dem Wasser geschafft hatte – aber sie stieß mit dem Kopf gegen Stein. Sie leuchtete mit der Lampe nach oben, aber der Lichtstrahl wurde zurückgeworfen. Sie schwamm an einer Decke entlang und begriff, dass irgendetwas eingestürzt war und ihr den Ausgang versperrte.
Mit brennenden Lungen schwamm sie so schnell weiter, wie sie konnte, noch einmal zehn Meter, aber die Decke schien nicht aufzuhören. Kleine Punkte tanzten vor ihren Augen. Ihre Muskeln brannten, das kalte Wasser und der Sauerstoffmangel zehrten ihre letzten Kräfte auf. Und das Licht fiel auf eine Öffnung, die noch einmal zehn Meter von ihr entfernt war. Mit wild schlagendem Herzen und fast leeren Lungen versuchte sie, es dorthin zu schaffen, schwamm um ihr Leben, doch es war zu viel.
Und sie verlor das Bewusstsein.
Als Annie den ersten Schreck überwunden hatte, schaute sie auf die rote Schatulle und musste über KCs Dummheit grinsen. Zuerst wollte sie sie verfolgen, doch sie wusste, dass sie im Nachteil gewesen wäre, denn sie war keine gute Schwimmerin, eine Schwäche, die sie hier das Leben kosten konnte.
Sie rieb sich den Kopf, wo die Taschenlampe sie getroffen hatte, und der Schmerz vermischte sich mit Erschöpfung. Seit drei Tagen war sie ununterbrochen auf den Beinen, hatte kaum geschlafen, und sie spürte, dass das von ihrem Körper seinen Tribut forderte.
Sie steckte die kleine rote Schatulle in ihre Tasche, montierte das Waffenlicht wieder an den Lauf ihres Gewehres und ging auf demselben Weg zurück, auf dem sie gekommen war …
… und sah das Blut. Es war auf ihren Handrücken getropft. Sie fuhr sich mit den Fingern über die Wunde, die KC ihr beigebracht hatte. Sie pochte, doch als sie anschließend ihre Finger begutachtete, sah sie kein Blut daran. Noch einmal strich sie mit der Hand über die schmerzende Stelle, entdeckte aber auch jetzt keine Anzeichen dafür, dass die Beule blutete.
Im nächsten Moment blieb sie wie angewurzelt stehen, atmete tief durch und betastete ihre Nase …
… und spürte, wie ihr das Blut aus dem rechten Nasenloch lief.
Kapitel 45
Im Venetian
D er groß gewachsene Mann mit den dunklen Haaren stand vor dem Casino und schaute mit starrem Blick auf den schwarzen Range Rover.
Er hatte seinen Wagen auf einem Seitenparkplatz des Casinos abgestellt und die letzten Stunden damit verbracht, durch die vier Spielsäle zu streifen und an verschiedenen Tischen ein wenig zu spielen. Er war ungemein gut darin, obwohl er eher an Schicksal glaubte als an Glück. Er verschaffte sich einen Eindruck von den Gästen, die um diese Zeit spielten, und plauderte mal mit dem einen, mal mit dem anderen. Er hatte ein Talent für Sprachen: Er beherrschte alle romanischen Sprachen fließend, außerdem sprach er Englisch, Deutsch und Mandarin, sodass er sich in den letzten vierundzwanzig Stunden nicht nur hatte unterhalten, sondern auch verschiedene Dokumente studieren können.
Er hatte beobachtet, wie Michael, Busch und die beiden Asiaten durch den Personaleingang verschwunden und dreißig Minuten später durch dieselbe Tür wieder herausgekommen waren. Er sah, wie sie in den Fahrstuhl stiegen, der zu den privaten Spielzimmern führte, und wie der Rollwagen mit den Spielchips, der hinter ihnen stand, von dem Mann mit dem Rucksack über der Schulter einen Moment lang aufgehalten wurde.
Er wusste sehr genau, was dort ablief, und folgte dem Mann mit dem Rucksack durch das Casino des Golden Fish .
Als der groß gewachsene Mann an dem kunstvoll verzierten Mülleimer neben den Fahrstühlen vorbeiging, griff er in seine Jackentasche, zog ein Papierknäuel heraus und warf es hinein.
Er sah, wie der Mann mit dem Rucksack, der ein paar Meter vor ihm durch die Lobby ging, sein Telefon herauszog und ein Gespräch führte und Richtung Ausgang ging.
Wieder griff der groß gewachsene Mann in seine Jackentasche, zog noch ein Papierknäuel heraus, tat so, als würde er sich damit die Nase abwischen, und warf das Papier in den nächsten Mülleimer.
Als er auf die Auffahrt vor dem Hotel trat, sah er, wie der Mann mit dem Rucksack in den Range Rover stieg. Das Telefon des groß gewachsenen Mannes vibrierte, signalisierte ihm, dass er soeben eine E-Mail erhalten hatte. Er zog das Telefon heraus, las kurz, was da stand, und steckte das Handy dann wieder
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