Die Legende der Dunkelheit: Thriller
jede Ecke, verzweifelt bemüht, herauszufinden, wo KC war.
Schließlich blieb sie stehen, zog die Pistole aus ihrem Taillengurt und legte sie auf einen Felsen. Dann nahm sie die Leuchte vom Lauf ihres Gewehres ab, legte die Waffe neben die Pistole und lief in die Mitte der Höhle.
»Du weißt, dass ich nur diese beiden Waffen habe«, sagte Annie, hielt die Lampe hoch und leuchtete um sich herum. »Bitte.«
KC trat aus der Dunkelheit. Sie stand mit dem Rücken zu dem Wassertümpel, knipste ihre Taschenlampe an und benutzte die als Waffe, leuchtete Annie mit dem grellen Licht in die Augen. »Was meinst du damit, dass ich sterbe?«
Annie starrte sie an, und einen Moment lang sprachen Mitleid und Traurigkeit aus ihren Zügen. »Es ist ein Virus. Was genau es damit auf sich hat, weiß ich auch nicht, aber wenn man es hat, ist das erste Symptom Nasenbluten, dann kommen die Kopfschmerzen. Und von da an wird es immer schlimmer. Man stirbt innerhalb weniger Tage.«
KC tat so, als hätte sie den letzten Satz nicht gehört, schob stattdessen die Neopren-Tasche über ihrer Schulter zurecht und fragte: »Was für ein Virus ist das? Und wie zum Teufel habe ich mir das eingefangen?«
Annie zeigte mit dem Finger Richtung Decke. »Das hat dem Kaiser gehört, der diese Stadt gebaut hat. Einer seiner Admiräle brachte es vor etwa sechshundert Jahren von irgendeiner Insel mit. Es gibt aber ein Gegenmittel. Das Teil, das sich in dieser roten Schatulle befindet, wird uns den Weg dorthin weisen. Du siehst also: Wenn du die Schatulle vernichtest, bringst du dich selbst um.«
»Bis du gekränkt, dass ich dich des Vergnügens beraube?«
»Du musst endlich begreifen, dass es mich überhaupt nicht interessiert, ob du lebst oder stirbst.« Annies Mitgefühl schwand.
KC starrte sie an.
»Es gibt einen Mann, der dieses Virus in seinem Besitz hat, der damit droht, dass er es auf US-Militärs loslassen wird. Und um zu beweisen, dass das keine leere Drohung ist, hat er Colonel Lucas damit infiziert.«
»Schlechtes Karma, nicht wahr?« KC schwieg einen Moment, versuchte Annies Worte zu verdauen. »Und wie hat man mich infiziert?«
»In New York, an der Flughafenbar.« Annie stockte. »Ich habe dich infiziert. Mit einem einzigen Tropfen in deinem Drink.«
»Du hast mich also schon vor ein paar Tagen umgebracht.« KC kochte vor Wut. Es schwang kein Selbstmitleid in ihrer Stimme mit, nur Zorn. »Du hattest nie die Absicht, mich am Leben zu lassen. Ist Michael infiziert?«
Annie antwortete nicht.
»Ist Michael infiziert?«, brüllte KC sie an.
»Nein. Ihn werden sie einfach erschießen. Wir haben dich infiziert, um ein Druckmittel zu haben, falls einer von euch beiden versuchen würde zu fliehen, so wie du es getan hast.«
»Mit anderen Worten«, meinte KC kopfschüttelnd, »habe ich also gar keinen Grund, dir diese Schatulle zu geben?«
»Und ob. Denn nur die kann uns helfen, die Insel zu finden, auf der es das Gegenmittel gibt.«
»Ich könnte mich selbst auf den Weg machen und die Insel suchen und deinen heißgeliebten Colonel sterben lassen.«
»Nein, das könntest du nicht. Weil dir die anderen Puzzleteile fehlen, denn die hat der Colonel. Eins garantiere ich dir aber: Wenn du mir diese Schatulle gibst und der Colonel das Gegenmittel bekommt, bekommst du es auch – und überlebst.«
»Scheiße. Du hast mich vergiftet, bevor du mich überhaupt kennengelernt hast. Du hast gerade versucht, mich von hinten zu erschießen und –«
»Du bist mit der Schatulle weggelaufen. Erzähl mir bitte nicht, dass du anders reagiert hättest, wenn du an meiner Stelle gewesen wärest. Ich brauche diese rote Schatulle, KC. Ich werde nicht zulassen, dass Hunderte Menschen zu Tode kommen.«
»Nein, nur zwei: Michael und ich.«
»Würdest du nicht auch zwei Menschenleben opfern, um hundert oder tausend zu retten?«
KC holte tief Luft. Auch wenn Annie noch so skrupellos war, KC verstand ihre Logik: Die Bedürfnisse von vielen wogen schwerer als die Bedürfnisse von ein paar wenigen. Aber sie redete hier von Michaels Leben, und KC hatte nicht vor, ihn zu opfern, damit diese Frau sich noch damit brüsten konnte.
»Du findest mich verachtenswert«, sagte Annie. »Eine Frau mit einer Waffe, die Menschen tötet. Verstehst du jetzt, warum? Verstehst du jetzt, warum ich das getan habe?«
»Das Töten hat dir schon Vergnügen bereitet, bevor du deinen Beruf gefunden hast. Und du und dein Colonel seid verachtenswert. Ihr müsst Menschen erpressen und ihr
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