Die Legende der Dunkelheit: Thriller
zurück in seine Jackentasche.
Er wartete fünf Minuten, ohne den Range Rover aus den Augen zu lassen. Es war nicht nötig, dass er seinen eigenen Wagen holte. Eine Verfolgungsjagd würde es nicht geben, und er hatte keine Sorge, dass der Range Rover wegfahren würde.
Er ging auf den Wagen zu und klopfte mit dem Fingerknöchel gegen die Scheibe des Rücksitzes. Langsam wurde das Fenster heruntergelassen, und er sah zwei Männer.
»Guten Abend, Colonel«, sagte der groß gewachsene Mann mit einem leichten italienischen Akzent.
»Wer sind Sie?«
»Wie ich gehört habe, ist Ihre Kassette leer«, sprach der groß gewachsene Mann weiter.
Wütend blitzte der Colonel ihn an.
»Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
Ohne eine Antwort abzuwarten, ging der Mann um die Motorhaube des Range Rover herum und setzte sich neben Lian auf den Rücksitz.
»Da Sie wissen, wer ich bin, frage ich Sie noch einmal«, sagte der Colonel. »Wer sind Sie?«
»Ich heiße Simon«, erwiderte der Mann. »Ich bin Michaels Priester. Wir wissen beide, dass das Buch, das Sie unbedingt haben wollen, nicht in dieser Kassette war.«
»Woher wissen Sie das?«
»Weil ich das habe, was in dieser Kassette war, alle drei Seiten, die mir genau sagen, wo sich Zheng Hes Tagebuch befindet.«
Lian zog seine Pistole und drückte sie Simon an die Schläfe.
»Zunächst einmal sollten Sie wissen, dass ich keine Angst vor dem Tod habe.« Lächelnd sah Simon Lian an. »Was aber noch wichtiger ist: Wenn Sie mich umbringen, werden Sie nie erfahren, wo das Buch ist.«
»Ich will nur mein Geld«, sagte Lian. »Und wie es aussieht, stehen Sie mir da im Weg.«
»Wie haben Sie es bekommen?«, fragte Lucas, griff nach der Waffe in Lians Hand und schob sie von Simons Schläfe weg.
»Michael hat es mir gegeben.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Das werden Sie auch nicht verstehen. Michael und Paul sind verhaftet worden, genau, wie Sie es zweifellos arrangiert haben. Ich habe gesehen, wie die zuständigen Sicherheitsbeamten nach oben gefahren sind, um sie zu holen, und Michael hat mir eine Mail geschickt.« Simon hielt sein Telefon hoch. Die Mail, die auf dem Display zu sehen war, bestand nur aus einem einzigen Wort: AUFGEFLOGEN. Simon schwieg einen Moment und starrte dem Colonel furchtlos ins Gesicht. »So«, meinte er dann, »und ich werde die beiden jetzt da herausholen, und Sie werden mir dabei helfen.«
»Keine Chance«, entgegnete Lucas.
»Von wegen. Sehen Sie, Colonel, wenn die Chinesen dahinterkommen, dass das Militär der Vereinigten Staaten von Amerika für diesen Raubüberfall verantwortlich war, haben Sie einen internationalen Albtraum an der Hacke. Im besten Fall sitzen Sie den Rest Ihres Lebens in irgendeinem chinesischen Gefängnis und verrecken dort … Vielleicht richtet man Sie aber auch einfach hin, kehrt das Ganze unter den Teppich und kassiert das Buch ein und alles, was dazugehört.«
Simon zog eine kleine schwarze Dose hervor mit einem Bildschirm in der Mitte und mehreren farbigen Knöpfen an der Seite. Er zeigte mit dem Finger auf die rot blinkende Nummer 1 auf der rechten Seite des Bildschirms, die Michaels momentanen Aufenthaltsort anzeigte.
»Noch sind sie alle oben, und der Sicherheitsdienst des Venetian ist überzeugt, dass er die Lage im Griff hat. Aber in fünf Minuten«, sagte Simon zu Lucas und wies dabei auf den Haupteingang des Casinos, »werden die Leute aus diesen Türen da strömen, weil sie um ihr Leben fürchten. Ich will, dass diese Wagentür hier offen bleibt und Ihr Fahrer sich bereithält, uns alle hier wegzubringen. Verstanden?«
Lucas antwortete nicht.
»Und für den Fall, dass Sie Michael oder KC auch nur ein Haar krümmen, können Sie Ihr Buch abschreiben, und es wird Ihre kleinste Sorge sein, wie Sie mit der chinesischen Regierung klarkommen.«
Kapitel 46
S imon stand mitten in der Lobby, genau vor dem Eingang zum Golden Fish , und schaute mit starrem Blick auf die etwa dreißig Meter entfernten Fahrstühle, vor denen drei bullige Sicherheitsbeamte warteten.
Als sich die Fahrstuhltüren öffneten, sah Simon, wie Michael, Busch und Jon aus der Kabine traten. Vier Wachmänner kamen hinter ihnen heraus mit ihren Taschen. Sie waren nicht in Handschellen, aber die drei anderen Wachmänner, die bereits warteten, ließen ihnen keine Chance zu entkommen.
Wenn sie es in den Durchgangsraum schaffen würden und nach unten ins Untergeschoss, wusste Simon, dass sie wahrscheinlich auf Nimmerwiedersehen verschwinden
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