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Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Titel: Die Legende der Dunkelheit: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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erblickten sie einen gewaltigen Tempel auf einem weißen Sockel. Er befand sich etwa fünfzig Meter vom Wasser entfernt, und die Fenster wurden von innen durch Fackellicht erhellt. Obwohl der Bau vom Schatten des dahinterliegenden Berges verdeckt wurde, war die chinesische Bauweise deutlich zu erkennen: das mehrstufige, abgeschrägte Dach, die rote Mauerfarbe, die kleinen Drachen auf den Dachvorsprüngen.
    Doch dann erregte etwas anderes ihre Aufmerksamkeit: das Schiff, das im Hafen vor Anker lag. Das fünfundzwanzig Meter lange Schiff der US Navy wurde von gleißend hellen Halogenstrahlern beleuchtet. Ein einzelner Wachposten saß im Bug, die Füße auf der Reling, und las ein Buch.
    Aber dann erblickten sie die anderen Schiffe, die im Hafen ankerten, und ihnen stockte der Atem: Was sie dort sahen, war eine Ansammlung seetüchtiger Schiffe, die eines jeden Marinemuseums würdig gewesen wäre.
    Eine gewaltige chinesische Dschunke mit eingeholten Segeln; eine spanische Galeone, die aussah, als hätte man sie aus einem Geschichtsbuch genommen. Ein Schaufelraddampfer wie bei Mark Twain, ein altes Handelsschiff und ein japanisches Kriegsschiff aus dem Zweiten Weltkrieg.
    »Seht ihr die Schiffe?«, fragte Busch in sein Mikro.
    »Ja«, antwortete Michael von der anderen Seite des Flussufers.
    »Die chinesische Dschunke ist fast sechshundert Jahre alt«, sagte Simon. »So lange kann man ein solches Teil nur erhalten, wenn es von jemandem gewartet wird.«
    »Seht ihr den Wachposten am Bug?«, fragte Jon.
    »Oh ja, am Heck ist auch noch einer«, antwortete Simon.
    »Soll ich die ausschalten?«, fragte Jon.
    »Nein. Es ist nicht nötig, irgendjemanden zu töten, solange wir nicht in Gefahr sind«, entgegnete Simon. »Um die zwei kümmere ich mich schon. Wir müssen herausfinden, wie viele sich sonst noch hier herumtreiben.«
    »Auf der Dschunke bewegt sich was«, sagte Jon.
    »Kann ich von hier aus nicht sehen«, sagte Busch.
    Ein Schatten betrat den Kai.
    »Ich glaube nicht, dass das einer von Lucas’ Männern ist«, meinte Busch.
    Ein großer schwergewichtiger Chinese ging über den im Mondschein liegenden Vorplatz. Die schwarzen Haare hatte er im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und er hatte einen gewaltigen Brustkasten und trug ein weites schwarzes Gewand. Er war eine imposante Erscheinung.
    »Das ist doch nicht möglich …«, flüsterte Jon und schaute noch einmal ganz genau hin.
    »Was ist nicht möglich?«, fragte Busch.
    »Das ist Zheng He.«

Kapitel 58
    D er Lauf der Waffe legte sich an den Hinterkopf des Wachpostens, und der Mann erschrak.
    »Wir sind nicht hier, um Probleme zu machen«, flüsterte Simon und zwang den Mann, sich von seinem Stuhl im Bug des Navy-Schiffes zu erheben.
    Der Soldat war jung und sonnengebräunt, ganz entspannt und dämlich. Simon nahm ihm die Waffe aus dem Holster am Hosenbund und führte ihn in den hinteren Teil des Schiffes, wo Michael sich bereits um den anderen Soldaten gekümmert hatte.
    Simon führte die beiden unter Deck, hielt sich etwa einen Meter hinter ihnen, um zu verhindern, dass sie ihn angreifen konnten.
    »Wie viele sind auf der Insel?«
    Die beiden Soldaten gingen weiter, sagten aber kein Wort.
    Simon führte sie die Treppe hinunter zum Maschinenraum und stieß sie durch die offen stehende Tür. »Wir sind bald zurück«, sagte er. Dann schloss er die Tür hinter ihnen und drehte das Radschloss fest zu. Er zog ein Stück Seil aus der Tasche, die er über der Schulter trug, und sicherte das Rad, damit man es von innen nicht aufdrehen konnte.
    Michael und Simon betraten die spanische Galeone. Das Deck war sauber, als wäre das Schiff klar zum Auslaufen, und auf den aufgerollten Segeln waren zahlreiche Flicken zu sehen, mit denen man das Leinen wieder zusammengenäht hatte.
    Das Schiff war in Wirklichkeit kleiner, als es auf den Bildern aussah, mit denen Michael sein ganzes Leben lang bombardiert worden war, und es war winzig im Vergleich zu der chinesischen Dschunke, die gleich daneben vor Anker lag. Die Details und die handwerkliche Kunst waren dennoch atemberaubend, denn das Ganze sah aus, als wäre es einem Gemälde von der spanischen Armada entsprungen.
    Busch kam aus dem Unterdeck nach oben. »Mir nach«, rief er ihnen zu und lief gleich wieder nach unten.
    »Hast du Lucas gefunden?«, fragte Michael. Simon ging dicht hinter ihm.
    »Ja«, erwiderte Busch und quetschte sich durch einen unglaublich engen Treppenaufgang und in einen Frachtraum, in dem er

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