Die Legende der Dunkelheit: Thriller
nickte.
»Das hat meinen Bruder ziemlich genervt.«
»Aber ich habe gesehen, wie Sie ihn gefesselt haben; ich habe gesehen, wie Sie mit Ihrem Boot weggefahren sind.«
»Sind Sie sich da sicher?«, entgegnete Lucas und drehte den Kopf.
Lucas sah Michael eine Weile an. »Stellen Sie sich die Schande vor«, sagte er dann. »Wie peinlich es ist, wenn man als Colonel der Army einen Bruder hat, der nicht nur ein Gang-Lord ist, sondern auch ein Terrorist. Niemand hat ihn je verdächtigt; Interpol, unsere Regierung, alle waren überzeugt, dass Xiao ein reinrassiger Chinese ist.
Über die Jahre habe ich immer wieder nach ihm gesucht, wenn meine Zeit es erlaubt hat. Ohne Erfolg. Vor etwa vier Wochen sind dann durch den Geheimdienst Informationen durchgesickert, dass er ein internationales Ding plant, etwas, was mit mir zu tun hätte und mit Zheng He und einem Buch. Als ich das hörte, habe ich befürchtet, dass es dabei um etwas ging, was unser Vater gefunden hatte. Ein Tagebuch und diese Insel hier und etwas, was den Namen Der Atem des Drachen trägt. Ich habe ein Team darauf angesetzt, nach Xiao zu suchen, und vor zehn Tagen hatten wir endlich eine Spur.
Er wusste, dass wir damals in der Nacht in Italien hinter ihm her waren; er wusste, dass ich nicht die Absicht hatte, ihn lebend zurückzubringen. Und im Rückblick ist mir klar, dass er selbst dem Geheimdienst die ganzen Informationen zugespielt hat, um mich dorthin zu locken, um mich zu ihm zu locken, damit er das Buch stehlen und sich dann für mich ausgeben konnte.
Ich habe ihn gefasst, seine Männer waren alle tot. Er hat vor mir auf dem Boden gekniet.«
Michael konnte sich sehr gut erinnern. Er hatte mitangesehen, wie Lucas seinem Bruder die Kapuze über den Kopf stülpte.
»Aber wie ist er dann entkommen?«
»Ich habe mit meiner Waffe auf ihn gezielt und bin dabei von hinten zu ihm hingegangen, um ihm die Hände zu fesseln. Das war idiotisch; ich hätte ihn einfach erschießen sollen.
Obwohl wir eineiige Zwillinge sind, ist er viel besser geschult als ich – Kampfsport, Schwerter, exotische Waffen –, und er ist fast übermenschlich schnell. Ich habe mich von meiner eigenen Arroganz blenden lassen.
Als ich mich zu ihm hinunterbeugte, hat er mich angegriffen. Obwohl er durch die Kapuze nichts sehen konnte, wusste er ganz genau, wo ich stand. Er hat ausgeholt, mir einen Schlag gegen die Kehle versetzt und mir dann so gegen die Beine getreten, dass ich nach hinten gefallen bin. Dann hat er sich die Kapuze vom Kopf gerissen und sich vor mir aufgebaut.
Er hat die schwarze chinesische Geheimschatulle herausgezogen, ist mit den Fingern darübergefahren, hat sie geöffnet und die schwarze Porzellanphiole herausgeholt, die darin seit Jahrhunderten sicher verwahrt gewesen war.
Mit Bärenkräften hat er meinen Kiefer mit einer Hand gepackt, mir den Mund aufgerissen und einen einzigen Tropfen hineingeträufelt. Es hat nach nichts geschmeckt; ich war mir nicht einmal sicher, dass ich es wirklich geschluckt hatte. Dann hat er das kleine Fläschchen auf den Tisch gestellt.
Stolz wie ein Pfau stand er vor mir, genau so, wie ich vor ihm gestanden hatte. Und ich bin aufgesprungen und habe ihm den Kopf gegen das Kinn gerammt, sodass es ihn nach hinten geworfen und fast ausgeknockt hat.
Ich schnappte mir sein Schwert, das auf dem Boden lag, habe die Spitze in die schwarze Phiole getunkt, die auf dem Tisch stand. Dann holte ich mit dem Schwert aus und schlug zu, aber irgendwie bekam er die Klinge auf halber Höhe mit den Händen zu fassen, um die er er sein Hemd gewickelt hatte, und hielt sie fest …
Dann hat er mir das Schwert aus der Hand gerissen und mich zu Boden geworfen und mir die Hände gefesselt.
Dann sah er die Wunde an seiner Hand. Es war nur ein Kratzer, ein winziger Schnitt, den man fast nicht sehen konnte, aber er wusste, was das bedeutete, dass er vergiftet war. Und er hat gelächelt. Es war, als wäre der Plan in diesem Moment in seinem Hirn gereift. Er nahm sein Schwert und schnitt sich seinen Pferdeschwanz ab. Er hat mir das Hemd heruntergerissen; er hat meine Mütze aufgesetzt, meine Waffe an sich genommen und mir meine Identität gestohlen.
Er stülpte mir die Kapuze über den Kopf und überließ mich dem Tod. Er hatte nicht vor, zu warten, bis das Gift in meinem Körper wirkte; er wollte mich mit dem Schiff in die Luft sprengen.
Er trug meine toten Leute in unser Boot, denn für ihn waren es stumme Zeugen, deren Anwesenheit, zusammen mit seinem
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