Die Legende der Dunkelheit: Thriller
identischen Aussehen, bestätigte, dass er Colonel Lucas war. Ich befreite mich mühsam von der Kapuze, aber ich war nicht in der Lage, meine gefesselten Hände freizubekommen. Nur Sekunden bevor das Schiff explodierte, sprang ich ins Meer, wäre um ein Haar ertrunken, weil es noch ziemlich lange dauerte, bis ich endlich meine Fesseln los war. Schließlich schaffte ich es an Land. Ich hatte nicht viel Zeit, um diese Insel zu finden. Um das Gegenmittel zu finden.«
»Aber den Kompass und das Buch haben Sie nie zu Gesicht bekommen?«, fragte Busch.
»Mein Vater hatte eine Kopie von der Landkarte und Bilder von der Insel. Er ist immer wieder losgesegelt und hat nach der Insel gesucht, auf die es ihn so viele Jahre zuvor verschlagen hatte, und er hat nie erfahren, warum er sie nie wiedergefunden hat.«
»Wie sind Sie hergekommen?«
»Es kümmert mich nicht, wie geheimnisvoll diese Insel ist, wie sie sich vor einem Kompass verstecken und Funksignale stören kann; vor einem Satelliten kann sie sich nicht verbergen. Ich habe mir vom Computer ein Luftbild ausdrucken lassen und es mit Aufklärungsbildern verglichen, die uns vorlagen, und anhand dessen den Kurs berechnet. Ich habe drei Tage gebraucht, bis ich sie gefunden habe. Beim ersten Versuch habe ich sie um fünfzig Meilen verpasst, beim zweiten Mal um zwanzig, dann habe ich das Kompass-Problem erkannt.
Zheng Hes Tagebuch wurde vor über fünfhundert Jahren von dieser Insel gestohlen, zusammen mit der roten und der schwarzen Geheimschatulle mit dem Kompass und der Phiole mit dem Atem des Drachen . Der Mann, der diese Dinge damals gestohlen hat, war ein hinterhältiger Mörder, ein Mensch, dem Zheng He bedingungslos vertraute und der dachte, diese Dinge würden China die Vormachtstellung in der Welt sichern.
Als er zehn Jahre später in die Verbotene Stadt zurückkehrte, erklärte er der Welt, Zheng He sei ein Opfer des Meeres geworden und sein Schiff sei gesunken.
Als Beweis für die Zauberkraft der Insel übergab er das Tagebuch, den Kompass und den Atem des Drachen dem Kind-Kaiser, Zhu Qizhen, der heute unter dem Namen Kaiser Zhengtong bekannt ist und der Urenkel des Yongle-Kaisers war. Da der Kaiser aber gerade erst sechzehn Jahre alt war, den Thron hatte er mit acht bestiegen, wurde er von einem sehr weisen Eunuchen namens Wang Zhen beraten.
Der fürchtete, das Buch und das Gift könnten irgendwelchen Feinden in die Hände fallen – und in dem Zustand, in dem der Hof zur Zeit des jungen Kaisers war, hätte jeder ein Feind sein können –, und deshalb versteckte Wang Zhen die drei Gegenstände in einer mit Stoff bezogenen Kiste in den Tiefen der Verbotenen Stadt und hoffte, dass sie dort auf ewig versteckt bleiben würden.
Traurigerweise dauert auf ewig nie sehr lange.« Lucas hielt einen Moment inne, hing seinen Gedanken nach. »Und jetzt sind wir alle hier. Ich war mehr tot als lebendig, als ich hier ankam.«
»Sie sehen mir recht gesund aus«, meinte Busch. »Also los, wo ist die Pulle mit dem flüssigen Leben?«
»Sie ist im Tempel. Sie werden Ihre Freundin dorthin bringen und den Mann im Tempel dazu überreden müssen, sie zu retten.« Lucas’ Ton veränderte sich wieder. »Sie sagen, mein Bruder ist auf dem Weg hierher?«
»Er ist vom Kurs abgekommen«, antwortete Michael, »aber ich habe keinen Zweifel, dass er den richtigen Weg finden wird.«
»Nun, dann wäre es sicher eine gute Idee, meine Männer jetzt gehen zu lassen«, sagte Lucas. »Und um Ihre Freundin sollten wir uns kümmern, bevor mein Bruder Jacob hier auftaucht und wild um sich schießt.«
Ein großer gepflasterter Platz lag zwischen der tiefen Lagune und dem weißen Sockel, auf dem ein Gebäude stand, das der Vergangenheit entsprungen zu sein schien. Der tiefrote Bau hatte ein zweistufiges abgeschrägtes Dach mit gelben Ziegeln. Hellblaue und zartgelbe Malereien schmückten die Bögen und den Stuck zwischen dem ersten und dem zweiten Dach. Es war, als hätte man das Gebäude geradewegs aus der Verbotenen Stadt herausgeholt und nach den Regeln des Feng Shui mitten in den Dschungel gestellt, mit einem Gewässer davor, dem Berg dahinter.
»Das ist ein uralter Bau«, sagte Simon zu Lucas.
Lucas nickte. »Und das ist noch gar nichts.«
Als die beiden den Tempel betraten, schien sich das zu bestätigen: Der Innenraum war riesig und schlichtweg grandios mit Dutzenden roter Säulen, die das Dach trugen. Als Simon nach oben blickte, sah er eine Kassettendecke, die kunstvoll gestaltet
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