Die Legende der Dunkelheit: Thriller
habe ich Macht über Leben und Tod. Die Macht von Göttern und Kaisern.«
Endlich drehte Jacob Lucas sich um und blickte auf das offene Meer.
Man hatte Annie gesagt, er sei tot, und sie hatte nie etwas Gegenteiliges gehört; sie hatte gehört, dass er verbrannt sei, als er mit einem Schiff untergegangen war. Doch diese Todesmeldung hatte sich als verfrüht erwiesen. Denn der Mann, den man unter dem Namen Xiao kannte, stand vor ihr, und sie hatte sich ihm soeben verpflichtet.
Kapitel 57
B usch, der inzwischen zusammen mit Michael, Simon und Jon im hinteren Teil des Bootes kauerte, legte seine Waffe neben sich. »Du hast für den Feind gearbeitet«, sagte er, »für einen Terroristen.«
»Ich hatte keine Ahnung«, erwiderte Jon.
»Wirklich nicht?«, blaffte Busch ihn an.
»Er hat uns alle hinters Licht geführt.«
»Wie denn?«, wollte Michael wissen.
»Spielt das eine Rolle?«, fragte Simon.
»Es interessiert mich nicht die Bohne, wer der Kerl ist«, sagte Busch. »Seine Identität ändert nichts an der Tatsache, dass er uns alle töten will.«
»Xiao sucht nicht nur nach dem Gegenmittel, um sich selbst zu heilen«, sagte Simon. »Er will Herr über den Atem des Drachen werden. Und davon gibt es jede Menge auf dieser Insel. Wenn so jemand wie er es in die Finger bekommt –«
»Ändert das nichts an den Fakten«, fiel Busch ihm ins Wort und nahm seine Waffe wieder in die Hand. »Sobald ich den Kerl irgendwo sehe, bringe ich ihn um.«
Michael beugte sich über KC, die ganz langsam aufwachte. Sie war bleich, und je mehr das Leben aus ihrem Körper wich, desto bleicher wurde sie. Ihr Zustand verschlechterte sich rapide. Mühsam versuchte sie sich zu bewegen, und Michael konnte sehen, wie große Schmerzen ihr das bereitete. Er massierte ihre Kopfhaut, ihre Schultern, tat, was er konnte, um es ihr so angenehm wie möglich zu machen.
»Es tut mir so leid«, sagte KC und zwang sich zu einem Lächeln.
»Heh, es gibt nichts, was dir leidtun müsste«, erwiderte Michael und reichte ihr einen Becher mit heißem Tee.
Sie legte die Hände um den warmen Becher und setzte sich mühsam auf.
»Bleib, wo du bist. Du musst dich ausruhen, deine Kräfte schonen.«
»Es geht mir gut«, sagte KC. Sie musterte Michael von Kopf bis Fuß, sah, dass er ganz in Schwarz gekleidet war und eine Pistole in einem Schulterholster trug und sein Messer am Hosenbund. »Willst du deinen mitternächtlichen Spaziergang etwa ohne mich machen?«
»Du musst mir versprechen, dass du dich nicht von der Stelle rührst. Bleib, wo du bist, mach kein Licht. Ich bin in ein paar Minuten wieder zurück.«
Michael küsste sie innig, sanft und lange, ließ all seine Gefühle in sie hineinströmen.
»Ich sehe furchtbar aus«, hauchte KC, das Gesicht ganz dicht vor seinem.
»Nicht für mich«, sagte Michael.
»Wo gehst du hin?«
»Ich tue das, was ich am besten kann«, antwortete Michael mit einem Lächeln. »Ich gehe los und hole etwas wieder, was uns gehört: dein Leben.«
Es war Nacht geworden über dem Dschungel. Michael und Simon marschierten auf der rechten Flussseite los, während Busch und Jon die linke nahmen. Sie waren bis an die Zähne bewaffnet, der Mond wies ihnen den Weg, und miteinander kommunizieren konnten sie über die Funkgeräte in ihren Ohren.
»Michael, sag mir bitte, dass wir einen Plan haben«, sagte Busch in sein Mikro, schob das Scharfschützengewehr zurecht, das er über der Schulter trug, und klopfte mit der Hand auf die Pistole an seinem Gürtel – eine alte Gewohnheit aus seiner Zeit als Cop.
»Jaaa, unser Plan ist, das Zeug zu finden, das KC retten wird«, flüsterte Michael.
»Okay, nur noch zwei Fragen: Wie willst du das anstellen, und was für ein Zeug ist das?«
»Das Wie kriegen wir hin, und was für ein Zeug das ist … keine Ahnung.«
Lautlos gingen sie auf gleicher Höhe an den gegenüberliegenden Flussufern entlang. Nach etwa fünfhundert Metern, hinter einer Biegung, wurde der Fluss zu einem großen lagunenartigen See. An der Ostseite ergoss sich ein breiter Wasserfall in die Tiefe, dessen Kaskaden aus dem vulkanischen Berg über ihnen herabstürzten und das Wasser aufwühlten, bevor es ins Meer floss.
Jon und Busch erreichten den Rand des Dschungels, und vor ihnen lag ein weißer Sandstrand. An der Stelle, an der noch vor einer Stunde der echte Colonel Lucas gesessen hatte, sah man jetzt nur noch die langsam verglühenden Überreste eines Feuers.
Als sie auf das Gelände hinter dem Strand schauten,
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