Die Legende der Dunkelheit: Thriller
wütend an, während die Frau mit den rabenschwarzen Haaren bereits die hintere Glastür öffnete und nach draußen rannte. Die näher kommenden Sirenen, eines der am meisten gefürchteten Geräusche in ihrem Leben, verhinderten, dass KC irgendeinen klaren Gedanken fassen konnte; sie wollte nur noch weg. Und so raste sie durch die Hintertür ins Freie, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Kapitel 10
C olonel Lucas klappte seinen Laptop auf, und im nächsten Moment sah man auf dem Bildschirm einen Konferenzraum, in dem vier Offiziere um einen Tisch saßen.
Lucas schaute durch die Kamera seines Notebooks.
»Wie geht es Ihnen, Colonel?«, fragte ein weißhaariger General.
»Ich lebe noch«, erwiderte Lucas beschämt.
»Sie sollten sich eine Weile frei nehmen, Isaac.«
Lucas beugte sich vor. »Herr General, Sie kennen mich zu gut, um mir einen solchen Vorschlag zu machen.«
»Und ob ich Sie gut kenne. Was aber nicht heißt, dass ich mit meinem Vorschlag danebenliege. Wenn das hier erledigt ist, brauchen Sie eine Auszeit.«
»Verstanden, Sir.«
»Können Sie uns ein Update geben?«
»Das Dokument war verschwunden.«
»Und die Geheimschatulle?«
»Es war eine Fälschung, und die lag zertrümmert auf dem Fußboden. Der alte Marconi hatte versucht, Xiao eine Imitation zu verkaufen, und das hat ihn und seine Familie das Leben gekostet. Wir wissen aber, wo sich das Original des Dokuments befindet.«
»Warum haben Sie dann nicht gleich versucht, es sich zu holen?«
»Weil das nicht so einfach ist«, erwiderte Lucas. »Mein Team ist aber schon vor Ort und arbeitet daran.«
»Ihr Team?«, wiederholte ein kahlköpfiger General mit kantigem Kinn. »Captain Rogers und Captain Hendricks sind aus Japan zurückgekommen, ohne dass man ihnen irgendeine Erklärung für ihre Entlassung gegeben hätte.«
»Bei allem Respekt, vier meiner Männer sind auf dieser Jacht getötet worden, meine besten Männer.«
»Das wissen wir«, entgegnete der weißhaarige General.
»Rogers und Hendricks sind gute Männer«, räumte Lucas ein, »aber ich habe ein neues Team zusammengestellt, auf das ich mich voll verlassen kann. Jedes Mitglied ist mit einer speziellen Aufgabe betraut und hat keine Ahnung von den anderen Aspekten der Mission. Jeder bekommt nur die Informationen, die er unbedingt braucht.«
»Bei Teammitgliedern, die nicht aus unseren eigenen Reihen stammen, hat man wieder ganz andere Probleme, Isaac«, warnte ihn der weißhaarige General. »Eine weitere Blackwater-Situation können wir uns nicht erlauben.«
»Ich brauche Leute, die ganz besondere Fähigkeiten haben müssen«, erklärte Lucas. »Und keine Sorge, ich habe die volle Unterstützung dieser Leute.«
»Das will ich auch hoffen«, meinte der glatzköpfige General. »Wenn Xiao den Atem des Drachen hat –«
»Meine Herren, wir wissen alle, dass wir ausspioniert wurden. Irgendjemand aus unseren eigenen Reihen hat Xiao Informationen zugespielt. Im Moment fehlt mir die Zeit für eine Untersuchung, um herauszufinden, wer diese Person ist. Das überlasse ich Ihnen.«
»Verstanden«, erwiderte der General. »Allerdings ist das Ganze für uns hier eine Gratwanderung; Menschenleben stehen auf dem Spiel. Wenn der Atem des Drachen an die Öffentlichkeit kommt, wissen Sie, wie viele Menschen dann ihr Leben –«
»Glauben Sie mir, ich bin mir über die Folgen und die Konsequenzen absolut im Klaren.«
»Nach dreißig Jahren brauchen Sie dafür nicht mehr unsere Bestätigung«, sagte der weißhaarige General.
»Sie meinen, hat er den Untergang der Jacht überlebt?«, fragte der Glatzköpfige.
»Ich weiß es nicht.«
»Wie kann es sein, dass Sie das nicht wissen? Eine schlichte Kugel hätte Ihnen die Antwort gegeben, die wir alle hören wollen.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass er überlebt hat. Er war gefesselt, und das Schiff ist gesprengt worden und dann gesunken. Aber bevor ich die Leiche nicht mit eigenen Augen gesehen habe, bevor ich nicht dieses Dokument habe und sich der Atem des Drachen in meinem Besitz befindet, handle ich so, als wäre er immer noch am Leben. Ich weiß, was er angedroht hat. Ich habe fast zwei Jahre damit verbracht, ihn aufzuspüren.«
»Und ihn wieder entwischen zu lassen …«, fügte der kahlköpfige General hinzu. »Aber jetzt ist es zu spät.«
»Noch nicht ganz.«
»Wenn man nur noch fünf Tage Zeit hat, ist es meiner Meinung nach zu spät.«
Die schlichte Wahrheit, die in dieser Bemerkung lag, wurde mit Schweigen
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