Die Legende der Dunkelheit: Thriller
quittiert.
»Wenn ich an dieses Dokument herankomme und an die Informationen, die es enthält, entschärft das die Situation.«
»Und wenn Sie versagen?«
»Ich werde nicht versagen.«
»Wo befindet sich dieses Dokument?«, fragte der kahlköpfige General.
»In Asien.«
»Wo in Asien?«
»Meine Herren, ich habe Ihnen meine Informationen über Marconis Jacht in Italien gegeben, den einzigen Menschen, die nicht zu meinem Team gehörten – und jetzt ist mein Team tot.«
»Wollen Sie uns hier etwa beschuldigen?«, brauste der kahlköpfige General auf.
»Keineswegs, Herr General. Ich stelle nur eine Tatsache fest. Xiao manipuliert uns alle. Irgendwie weiß er, was vorgeht. Und ich fürchte, dass er irgendwie sogar über diese Unterhaltung Bescheid weiß, die wir hier gerade führen.«
Kapitel 11
A nnie und KC hetzten durch den Garten hinter dem Haus und hechteten genau in dem Moment über die Steinmauer, als die kreischenden Polizeisirenen das Haus erreichten. Sie sprachen kein Wort, als sie im Schutz von Bäumen, Gebüsch und Gestrüpp den Berg hinunterrannten.
Annie hatte ihre Zweifel gehabt, was KC anging, doch die Informationen, die der Geheimdienst ihr geliefert hatte, hätten nicht zutreffender sein können. Unter Druck lief diese Frau zur Höchstform auf. Sie hatte sich nicht nur in weniger als zwei Minuten Zutritt zum Schutzraum verschafft, sondern hatte auch noch den eigentlichen Safe geknackt. Annie spürte, dass ihre Zuversicht wuchs, jetzt, da sie wusste, dass diese Frau eine Menge einzigartiger Talente hatte, die sich an ihrem nächsten Einsatzort als äußerst hilfreich erweisen würden, einem Ort, an dem die Sicherheitsvorkehrungen und die Hindernisse zehnmal tougher sein würden als bei dem, was sie gerade hinter sich gebracht hatten.
Sie erreichten die Avenida de la Montana, überquerten die viel befahrene Durchgangsstraße und liefen weiter in den Stadtteil Albaicín, das maurische Viertel, das so früh am Morgen gerade zum Leben erwachte, sodass der süße Duft von Wurst und gewürztem Lammfleisch durch die steilen und schmalen Kopfsteinpflasterstraßen wehte.
Annie tätschelte das Notizbuch und die Rolle, die sie unter den Arm geklemmt hatte, und ließ den Blick hinter den übergroßen Gläsern ihrer Sonnenbrille über die Straßencafés schweifen. Niemand hegte auch nur den leisesten Verdacht, dass die beiden Frauen etwas anderes waren als Freundinnen, die irgendwo frühstücken wollten, denn ihre Schönheit sorgte nicht nur dafür, dass die Leute sich nach ihnen umdrehten, sie schuf auch eine Illusion, da die Menschen nicht dazu neigen, hübsche Frauen für Kriminelle zu halten.
Annie entdeckte Rick Vajos in einem kleinen Straßencafé, wo er einen Kaffee trank. Sie überquerte die Straße und ging mit schnellen Schritten zu ihm.
»Hätten die Damen gern einen Kaffee?«, fragte Rick und bot ihnen an, sich zu ihm zu setzen.
KC antwortete nicht, sondern drehte ganz langsam den Kopf, weil sie damit rechnete, dass die Polizei jeden Moment aufkreuzen würde.
»Du musst erst mal noch hierbleiben«, sagte Annie zu Rick, »und dir ansehen, in was für ein Wespennest wir in diesem Haus gestochen haben. Sieh zu, dass das Haus mit Kameras überwacht wird, und sag Lucas Bescheid, wenn irgendjemand dort auftaucht.«
»Und was ist mit euch?«
»Wir müssen raus aus Granada.«
»Sei vorsichtig«, sagte Rick, fasste ihre Hand und drückte sie, wie um seine Worte zu unterstreichen.
Er gab Annie einen Schlüssel. »Auf dem Parkplatz um die Ecke steht ein weißer Mini Cooper.«
»Danke.« Sie nickte. Er hielt immer noch ihre Hand. In dieser Geste lag weit mehr als professionelle Höflichkeit.
»Und vergiss nicht, Annie: Nicht das Schicksal bestimmt über deine Zukunft, sondern du selbst.«
Annie war zur Welt gekommen als Annabeth Sandoval, Tochter von Midiva Rajo und Carlos Sandoval, aber schon vor ihrem ersten Geburtstag ließ ihr Vater, ein Modefotograf, seine junge Familie im Stich und wurde danach mit keinem Wort mehr erwähnt.
Sie hatten ein glanzvolles Leben geführt. Ihre Mutter war Fotomodell gewesen, deren traumhaft schönes Gesicht die Titelseiten von Vogue , Elle und all den anderen damals aktuellen Modemagazinen geziert hatte. Midiva war spindeldürr mit dunklen südländischen Augen, die ihr Töchterchen geerbt hatte. Trotz der Geburt von Annabeth gelang es Midiva, sich sowohl ihre Figur als auch ihre Einnahmequelle bis Ende zwanzig zu erhalten, als Annabeth gerade mal zehn war.
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