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Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Titel: Die Legende der Dunkelheit: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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aus dem Fenster.
    »Du hast uns einen großen Dienst erwiesen. Trink einen Schluck Wein«, meinte Annie und hob ihr Glas, als wollte sie mit KC anstoßen.
    KC wandte den Kopf und starrte Annie an. »Wo fliegen wir hin?«
    »Wir werden deine Dienste, deine besonderen Talente die nächsten zwei Tage brauchen.«
    »Auf gar keinen Fall«, erwiderte KC und schüttelte den Kopf.
    Annie nippte wieder an ihrem Wein. »Die Polizei von Granada dürfte ziemliches Interesse an dir haben.«
    »Bis ich ihnen erkläre, wie ich dorthin gekommen bin und wer diese Männer erschossen hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass deinem Land daran gelegen ist, dass das herauskommt.«
    »Ich mag dich, KC. Du bist ein ganz besonderer Mensch.« Lächelnd nickte Annie. »Genau wie ich.«
    »Du und ich haben absolut nichts gemein.«
    »Ich habe deinetwegen Befehle missachtet«, erwiderte Annie und trat zu ihr, beugte sich so weit vor, dass ihr Gesicht nur noch Zentimeter von KCs entfernt war. »Ich hatte den Befehl, direkt zu sein, brutal, wenn es nötig sein sollte, ich dachte nur, dass wir zwei vielleicht – zwei Einzelgängerinnen, beide Querdenker, beide gescheit – Freundinnen werden könnten.«
    »Freundinnen?« Kopfschüttelnd erwiderte KC Annies Lächeln, doch in ihren Augen lag Spott. »Ich war früher allein auf der Welt, weil ich mich für diese Art von Leben entschieden habe. Du bist allein, weil die anderen jemandem wie dir aus dem Weg gehen.«
    Annie blitzte KC zornig an. »Ich möchte dir gern etwas zeigen.«
    KC wandte sich ab, weigerte sich, ihr in die Augen zu sehen.
    Der Fernseher, der in die Trennwand eingebaut war, wurde eingeschaltet und zeigte Schnee, bis plötzlich das Innere einer Flugzeugkabine auf dem Bildschirm erschien. Es dauerte einen Moment, bis man die beiden Menschen deutlich erkennen konnte: Michael und einen Asiaten, den KC noch nie gesehen hatte.
    »Was zum Teufel geht hier vor?« KC schaute genauer hin. Und da sie keine Antwort auf ihre Frage bekam, schien das Heulen der Flugzeugmotoren noch lauter zu werden, auf Gefahr hinzuweisen, sie daran zu erinnern, dass sie eine Gefangene war, achttausend Meter über der Erde.
    Doch anders als die meisten Frauen verlor KC nicht die Fassung. »Mit wem ist Michael da zusammen?«
    »Du wirst mit uns kommen und genau tun, was wir dir sagen. Wenn du unsere Anweisungen nicht genauestens befolgst, wenn du versuchst zu fliehen … ein Anruf und dieser Mann da wird Michael das Genick brechen, als wäre es ein dürrer Zweig.«
    Der tiefe Ton einer Schiffssirene dröhnte durch das Hafenbecken, als die dunkelblaue Jacht rückwärts aus dem Dock setzte und der schwere Motor das Wasser aufwühlte. Jon war mit dem Kapitän auf der Brücke, nachdem es fast eine Stunde gedauert hatte, bis er mit zwei großen Seesäcken über den Schultern zurückkehrte. Wortlos hatte er sie auf die Brücke getragen und die Teakholztüren hinter sich geschlossen.
    Nachdem das Boot abgelegt hatte, drehte es und fuhr in das offene Hafenbecken. Paul blickte über das Wasser, seine dichten blonden Haare wehten im Wind, und er griff in seine Hosentasche und zog eine verbeulte Taschenuhr heraus. Er klappte den durchsichtigen Glasdeckel auf und schaute auf den Kompass, der sich darunter bewegte.
    Busch war mit Booten groß geworden. Sein Vater war Berufsfischer gewesen, und er war öfter mit ihm unterwegs gewesen, hatte tagsüber das Deck geschrubbt und nachts mit der Mannschaft zusammengesessen und ihren anzüglichen Witzen und nicht salonfähigen Geschichten zugehört, die eigentlich nicht für Kinderohren bestimmt waren. Diese Wochen vor Cape Cod und dem Kontinentalschelf waren eine magische Zeit gewesen. Er war in die Welt der erwachsenen Männer aufgenommen worden und hatte eine enge Beziehung zu seinem Vater entwickelt, nur um ihn dann an das Meer zu verlieren. Eines Abends brachte sein Vater ihn ins Bett, deckte ihn zu, gab ihm einen Gutenachtkuss, ging aus der Tür und kam nie wieder zurück. Die Kompassuhr hatte seinem Vater gehört; seine Mutter hatte sie ihm bei der Beerdigung gegeben und ihm gesagt, sie würde ihm immer die richtige Richtung weisen.
    Die Jacht begann zu beschleunigen, wurde schneller und schneller, zwanzig Knoten, dreißig Knoten, bis sich der Bug des Bootes plötzlich auf Tragflügeln aus dem Wasser hob. Daraufhin wurde die Geschwindigkeit noch größer, und die Jacht raste schneller über das Wasser, als Paul jemals für möglich gehalten hätte. Als sie durch das

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