Die Legende der Dunkelheit: Thriller
Da gab es den Macao Jockey Club, eine Pferderennbahn, auf dem Vollblüter um höchste Ehren kämpften und Wettexperten Tag und Nacht auf ihre Lieblingspferde setzten. Michael hatte den Eindruck, als hätte man Las Vegas, Churchill Downs und Indianapolis zu einer Stadt eingemeindet.
Sie folgten Jon und bahnten sich ihren Weg durch die Menschentrauben, vorbei an den Boxenstopps und den gewaltigen Benzintanks, deren Dämpfe so stanken, dass es einem vorkam, als könnte man sie regelrecht sehen. Michael wusste, dass es sich um hochoktaniges und hochentzündliches Benzin handelte. Eine der Ängste, die Busch zeit seines Lebens verfolgte, war die, bei lebendigem Leibe zu verbrennen, eine Angst, die ihn seit seiner Jugend quälte, seit er auf dem Boot seines Vaters Brandverletzungen erlitten hatte, an denen er damals fast gestorben war – ein Erlebnis, von dem Michael wusste, dass es Busch immer noch in den Knochen saß.
Die drei ließen den Lärm des Rennens hinter sich und gingen mitten hinein in das Herz von Macao. Die Portugiesen waren im sechzehnten Jahrhundert an dieser Küste gelandet und hatten ihre hoch entwickelte Kultur mitgebracht, das Christentum sowie verschiedene kulinarische Genüsse. Über vierhundert Jahre lang hatten sich die Iberer und ihre Sitten mit den einheimischen Chinesen und deren Gebräuchen vermischt, sodass eine einzigartige Welt entstanden war, die Ost und West in sich vereinigte.
Als sie durch die mit Kopfstein gepflasterten Straßen an den europäischen Bauten vorbeigingen und ihnen die verschiedenen Essensgerüche in die Nase stiegen, hatte Michael das Gefühl, als wäre er auf der anderen Seite der Welt, und nur die wunderschönen antiken Tempel und die Menschenmassen deuteten darauf hin, dass er sich tatsächlich im Herzen Asiens befand.
Je weiter sie gingen, desto weniger Menschen waren unterwegs, und irgendwann kamen sie in ein heruntergekommenes Viertel der Stadt: verfallene Wohnhäuser, Gangs, die an den Straßenecken herumlungerten und nach potenziellen Opfern Ausschau hielten. Sie gingen durch alte, ausgefahrene Straßen, in denen es nach Urin und Unrat stank, bis sie schließlich ein sechsstöckiges, völlig verwahrlostes Gebäude erreichten, bei dem in jedem Fenster die Vorhänge zugezogen waren.
Als sie das Haus betraten, wusste Michael sofort, wo sie waren. Das Bordell war alt, eine richtige Absteige. Überall saßen Frauen aus den verschiedensten Kulturen in farbenfrohen schlichten Kleidern und mit leerem Blick. Ein bezauberndes Ding erwartete die drei mit einem Lächeln. Im Gegensatz zu den anderen Frauen war diese Frau immer noch von makelloser Schönheit und schien bei klarem Verstand zu sein. Lächelnd nickte sie Jon zu, während sie für Michael und Busch keinen einzigen Blick hatte.
Jon ging am Empfang vorbei, ignorierte die Puffmutter, als gehörte der Laden ihm, und trat durch einen Vorhang in einen dahinterliegenden dunklen Flur. Michael und Busch folgten ihm über eine Treppe nach oben. Die Geräusche falscher Leidenschaft hallten durch das Treppenhaus und die Gänge, als sie an einer Reihe von Zimmern vorbeigingen, bis sie zu einer verschrammten Holztür am Ende des Flurs kamen. Die Tür hatte keinen Griff, und was überhaupt nicht zum ganzen Rest passte, war die Tatsache, dass neben dem Türrahmen in Schulterhöhe ein glänzender Funktionstastenblock aus Metall installiert war. John legte den Daumen auf ein kleines Feld, gab einen Code in den Tastenblock ein, und im nächsten Moment entriegelte sich die Tür.
Sie betraten ein karg eingerichtetes Apartment, und die Tür fiel krachend hinter ihnen ins Schloss. Im Wohnzimmer gab es ein Sofa und ein paar Stühle um einen großen Esstisch. An der gegenüberliegenden Wand standen lange Tische mit einem riesigen Arsenal an elektronischen Geräten. Vier Monitore zeigten Bilder von den Fluren und den Ausgängen des Gebäudes. Als Busch sich umdrehte, stellte er fest, dass die Holztür tatsächlich nicht aus Holz war, sondern innen aus Stahl bestand, und die Fensterscheiben waren aus kugelsicherem Sicherheitsglas.
»Netter Unterschlupf«, sagte Michael zu Busch.
Jon schwang die beiden Seesäcke von den Schultern. Er öffnete den Reißverschluss des ersten und fasste sich an den Rücken, zog eine Pistole aus dem Hosenbund und warf sie hinein, und wie Busch jetzt erkannte, war die Tasche bis oben voll mit Waffen, mit Sturmfeuergewehren und mit Pistolen, und er meinte sogar eine Granate und einen Block C4 gesehen zu
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