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Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Titel: Die Legende der Dunkelheit: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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geschlossen wurde. »Er wird in den USA empfangen werden wie ein Held.«
    Dann drehte Jon sich um und ging weg. Michael glaubte, eine leichte Bewegung in der Stimme des Mannes wahrgenommen zu haben, doch er war sich nicht sicher, ob es Ekel, Mitgefühl oder Reue war.
    Ein kleiner Shuttlebus fuhr vor; Jon saß am Steuer. Wortlos warfen sich Michael und Paul ihre Tasche über die Schulter und nahmen hinten Platz. Als das Elektrofahrzeug über das Rollfeld auf eine Zufahrtsstraße fuhr, erhaschte Michael einen flüchtigen Blick auf den gewaltigen Terminal, den drittgrößten der Welt. Er stand auf einer künstlichen Insel, die man dem Meer abgetrotzt hatte, und war nur über die Tsing-Ma-Hängebrücke und durch kilometerlange Tunnel zu erreichen. Unablässig starteten und landeten Flugzeuge auf den beiden Rollbahnen, etwa genauso oft, wie die Taxis in Manhattan an ihren Standplatz fuhren und ihn wieder verließen.
    Statt zum Terminal zu fahren, bog Jon links ab und steuerte auf eine Reihe von Anlegestellen auf der Ostseite des eindrucksvollen Komplexes zu und hielt neben einer zwanzig Meter langen dunkelblauen Jacht. Auf dem schnittigen und aerodynamischen Boot gab es einen Salon, ein Achterdeck und ein Oberdeck. John führte sie über den Anlegesteg und die Landungsbrücke in den hinteren Teil des Bootes. Busch betrat die Jacht mit dem linken Fuß zuerst.
    Jon durchquerte den Salon, trat durch die offen stehende Tür auf die Brücke, richtete ein paar Worte an den Kapitän und kam wieder zurück.
    »Warten Sie hier«, sagte Jon. »Ich muss kurz ein paar Sachen holen.« Und im nächsten Moment rannte er über die Landungsbrücke zurück zum Shuttle und fuhr davon.
    Michael und Busch sahen sich um, begutachteten den Luxus, der sie umgab, das Teakholz, das Messing und die Ledermöbel – keine typische Militärausstattung. Ohne ein Wort zu sagen, wussten beide, dass Jon Beziehungen hatte.
    Durch die offen stehenden Teakholztüren konnte Michael den Kapitän sehen, einen Mann mit dunklen Augen und einer teefarbenen Haut, der stumm hinter dem Ruder saß und wartete. Busch ging zu ihm und streckte ihm die Hand entgegen, aber der Mann beachtete ihn nicht und bedachte Busch nicht einmal mit einem kurzen Blick.
    »Reizend«, meinte Busch und ging durch die Kabine zurück nach hinten aufs Achterdeck. »Liebenswürdiges Kerlchen.«
    »Nicht jeder teilt deine Sicht aufs Leben«, erwiderte Michael und ließ den Blick über den Hafen von Hongkong schweifen, über die chinesischen Dschunken, die gepflegten Segelboote und die schimmernden Riesenjachten, deren Positionslichter sich zu erstrecken schienen, so weit das Auge reichte. Dabei trommelte Michael mit den Fingern der rechten Hand auf die Reling, als spielte er Triller auf einem Klavier.
    »Also, was denkst du?«, wollte Busch wissen.
    »Hä?«
    »Du trommelst mit den Fingern, wenn du in Gedanken bist. Hast du dir diese Baupläne angesehen?«
    »Ich stand genau neben dir, falls du das vergessen hast.« Michael schwieg einen Moment. Dann fügte er hinzu: »Ich habe keine Ahnung, wie wir das machen sollen.«
    Die beiden schauten auf das Wasser, hingen ihren Gedanken nach, bis …
    »Keine Sorge«, meinte Busch mit einem Grinsen und schlug Michael auf den Rücken. »Unmögliche Dinge gehen dir wesentlich besser von der Hand als die einfachen. Also legen wir los, bevor die Selbstzweifel dich zerfressen.«
    »Was meinst du, wohin sie KC gebracht haben?«
    Busch drehte sich um und sah Michael an. »Wenn es eine Frau auf diesem Planeten gibt, die auch unter den schlimmsten Bedingungen überleben kann, dann ist sie das.«
    Doch konnte Michael nur noch an Annies Augen denken. Es spielte keine Rolle, wie emotional stabil und erfinderisch KC war. Michael hatte Annies Augen gesehen, als sie in New York den Mann erschossen hatte. Sie war völlig gewissenlos vorgegangen. Das war nicht ihr erster Mord gewesen, und es würde auch nicht ihr letzter sein.
    Annie füllte zwei Gläser mit Wein. Sie ging damit durch den Gang des Luxusjets und stellte eines der Gläser in den Getränkehalter, der in KCs Sitz eingebaut war.
    »Du hast dich als viel beeindruckender erwiesen, als ich gedacht hätte«, sagte Annie, »als irgendeiner von uns gedacht hätte.«
    KC achtete nicht auf Annie und schaute aus dem Fenster in den wolkenlosen Himmel.
    »Ich hatte Zweifel«, fuhr Annie fort. »Große Zweifel sogar. Aber der Colonel hat sich nicht beirren lassen.«
    »Wo fliegen wir hin?«, fragte KC und sah weiter

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