Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Titel: Die Legende der Dunkelheit: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
Vom Netzwerk:
Perlflussdelta auf die Insel von Macao zuschossen, schätzte Busch ihre Geschwindigkeit auf um die fünfzig Knoten, sodass sie seiner Rechnung nach die siebenunddreißig Meilen in weniger als fünfundvierzig Minuten zurücklegen würden.
    Die Insel von Macao war ein ehemaliger portugiesischer Hafen, der in der Zwischenzeit zur Glücksspielhauptstadt der Welt aufgestiegen war und den früheren Marktführer in punkto Dekadenz, Las Vegas, übertrumpft hatte. Während der Slogan von Las Vegas lächelnd und mit einem Augenzwinkern lautete: »Was in Las Vegas passiert, behalten wir für uns«, war der Slogan von Macao: »Was in Macao passiert ist, ist nie in Macao passiert.«
    Plötzlich verlangsamte sich das Boot, die Tragflügel senkten sich, und die Jacht setzte wieder auf dem Wasser auf. Als sie sich nur noch mit einer Geschwindigkeit von fünfundzwanzig Knoten vorwärtsbewegte, fühlte es sich an, als würden sie kriechen. Der Kapitän zog einen weiten Bogen und legte an einem modernen Dock an, das hell erleuchtet war. Riesige Tragflügelboote, so groß wie Fähren, standen an den zehn Anlegestellen zu ihrer Linken. Menschentrauben strömten aus den Schiffen und wurden losgelassen auf eine Welt, die vollkommen anders war als die Stadt, die sie gerade hinter sich gelassen hatten.
    Sie legten an, und Jon sprang mit den beiden Seesäcken über den Schultern von Bord und ging geradewegs auf den Fährenterminal zu. Michael ging gleich hinter ihm an Land und folgte ihm. Kaum hatte Busch festen Boden unter seinem linken Fuß, rasten das Boot und sein schweigender Kapitän auch schon wieder davon.
    Busch holte die beiden anderen ein, und gemeinsam stiegen sie die Treppe zum Terminal hinauf. Plötzlich ertönte in der Ferne ein Rumpeln.
    »Verflucht«, schimpfte Busch und sah sich um, »was ist das?«
    Michael hörte es auch, sagte aber nichts und ging weiter hinter Jon her.
    Als Michael den Fährenterminal verließ, war er auf einmal mitten unter mehreren zehntausend Menschen. Alle starrten in die gleiche Richtung, blickten mit stiller, unbeirrbarer Vorfreude und hochkonzentriert auf eine leere Straße, die etwa fünfzig Meter vor ihnen lag.
    Das Donnergrollen kam näher, obwohl der Abendhimmel wolkenlos war. Das Geräusch wurde lauter, erschütterte den Boden so heftig, dass es in ihren Körpern vibrierte. Die Luft roch durchdringend nach Abgas und Benzin.
    Und dann schossen sie um die Ecke: Formel-3-Wagen, die durch die engen Straßen von Macao jagten. Das Dröhnen wurde noch lauter, und der Ton, der gerade noch geklungen hatte wie ein Donner, verwandelte sich in etwas, das klang wie ein Schrei aus dem Jenseits. Hellrot und tiefblau waren sie, fuhren mit einer Geschwindigkeit von über 250 Stundenkilometern und beschleunigten auf den Geraden so unglaublich, dass sie gleich wieder verschwunden waren. Aber schon im nächsten Moment schossen wieder welche um die Ecke, schmiegten sich mit ihrer gelben, grünen oder weiß lackierten Karosserie an den Asphalt und jagten mit heulenden Motoren den führenden Fahrzeugen hinterher. Sie waren schnittig und wunderschön, mit dem Herz einer wilden Bestie, die ihrem Fahrer gehorchte, der das Gaspedal bis zum Anschlag durchtrat, das Steuer so fest umklammerte, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten, in den Augen den unbedingten Willen zu siegen.
    Der Grand Prix von Macao war eine weltbekannte Motorsportveranstaltung, an der nicht nur Formel-3-Rennfahrer teilnahmen, sondern auch Tourenwagen und Motorräder. Die drei-Komma-acht Meilen lange Strecke wand sich durch die engen Straßen, vorbei an der historischen Altstadt und durch das Herz der alten Stadt.
    Die Massen drängten sich auf den Tribünen und an den verschiedenen Ständen, Hälse reckten sich hinter Betonabsperrungen, Köpfe schauten aus den Fenstern, eine Ansammlung von über fünfzigtausend Menschen.
    Obwohl der Grand Prix von Macao nicht das Gütesiegel des Grand Prix von Monaco hatte, der als Krone des Motorsports galt, zog die Veranstaltung nicht nur die elegante und feine Gesellschaft an, sondern auch die Jugend und diejenigen, die gerade hipp waren.
    Macao war das Monte Carlo des Ostens, allerdings in einem weitaus größeren Maßstab. Während das legendäre Belle Époque Monte Carlo Casino, das Aushängeschild für Glanz und Prestige, fünfeinhalbtausend Quadratmeter groß war, waren die Casinos auf dem Cotai Strip hochoktanige Versionen davon, die über zweihunderttausend Quadratmeter Platz für Glücksspieler boten.

Weitere Kostenlose Bücher