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Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Titel: Die Legende der Dunkelheit: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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durch, schnallte sich ab, ging in den vorderen Teil des Flugzeugs und betrat das Cockpit.
    KC schaute aus dem Fenster, sah, wie sie über die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada flogen. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Aber eins wusste sie. Sie hatte es in Annies Augen gesehen, als sie den Mann erschossen hatte, und sie hatte es wieder gesehen, als sie versucht hatte, sich ihr zu erklären: Hinter Annies Lächeln verbarg sich eine dunkle Seele.
    KC erkannte, dass sie jetzt nur noch eine Gefangene war. Man hatte sie geschnappt, und jetzt war sie in achttausend Metern Höhe den Launen ihrer Gastgeberin ausgeliefert. Sie konnte nicht glauben, dass irgendeine Regierung die Methoden billigte, die Annie anwandte, und deshalb fragte sie sich, wie viel von dem, was sie erzählte, überhaupt der Wahrheit entsprach. KC griff nach der zarten Silberkette, die sie um den Hals trug, berührte sie und wünschte, dass dieser Tag schon um wäre. Die Halskette hatte Michael ihr geschenkt, kurz nachdem sie sich kennengelernt hatten, als sie sich verliebten, als sie sich so sicher gewesen war, welche Richtung ihr Leben nehmen sollte. Als sie Michael vertraut hatte und überzeugt war, dass sie eine gemeinsame Zukunft hatten.
    Als das Flugzeug seinen Steigflug beendete, ging die Spätvormittagssonne vor ihnen gerade am Himmel auf. Ein Schauder überfiel sie. Sie waren nicht auf dem Weg nach London. Sie flogen nach Osten.

Kapitel 12
    H ongkong war die am dichtesten besiedelte Stadt der Welt, aber aus dreieinhalbtausend Metern Höhe erlebte Michael die Stadt beim Landeanflug so, wie die Welt sie nach dem Willen der Chinesen sehen sollte: prachtvoll, atemberaubend, hell erleuchtet in den Farben des Regenbogens. Riesige Wolkenkratzer streckten sich in den Himmel und kitzelten das Firmament, eine Zusammenballung von Türmen, als hätte man zehn Großstädte auf dem Raum von einer einzigen Metropole zusammengepfercht. Die riesigen Glasbauten stiegen aus dem schwarzen Hafenbecken und hoben sich schemenhaft vor den Bergen ab, hinter denen gerade die Sonne unterging. Die auf drei Seiten vom Südchinesischen Meer umschlossene historische Metropole lag im Delta des Perlflusses und war die eigentliche Hauptstadt des asiatischen Kontinents und die einzige Stadt der Welt, die es mit New York City aufnehmen konnte.
    Der Boeing Business Jet landete auf dem Hong Kong International Airport und rollte zu einem privaten Terminal, der sich im Frachtbereich auf der anderen Seite des Flughafens befand. Michael war noch nie in Hongkong gewesen. Tatsächlich war er bis jetzt nur ein einziges Mal in Asien gewesen – in Indien und im Himalaya, genauer gesagt –, und seine privaten und geschäftlichen Reisen hatten sich immer auf den amerikanischen und den europäischen Raum beschränkt. Dabei hatten ihn die alten Kulturen des Orients schon immer fasziniert, und er las Bücher darüber und sah sich Filme und Fernsehserien an, in denen sie vereinfacht dargestellt und so erklärt wurden, dass ein westlicher Geist es verstehen konnte. Während Amerika mit seinen gerade mal 235 Jahren praktisch noch in den Kinderschuhen steckte, konnten die europäischen Länder mit Kulturen aufwarten, die 500, 800 oder sogar 1200 Jahre alt waren, doch das alles verblasste gegen China, einer 4000 Jahre alten Kultur mit einer reichen Geschichte, die schon 1700 Jahre vor Christi Geburt dokumentiert war.
    Endlich kam der Jet zum Stehen. Flughafenangestellte schoben Keile unter die Räder der Maschine und rollten eine Gangway vor die Tür. Als Jon die Kabinentür entriegelte, gab es ein lautes Fauchen, und im gleichen Moment spürte Michael die Druckentlastung und roch die Flugzeugabgase, die in die Kabine drangen.
    Michael und Busch holten ihre Taschen aus dem Schrank im vorderen Teil der Maschine und folgten Jon die Treppe hinunter. Dann blieben sie erst einmal stehen und sahen zu, wie der Sarg aus dem Frachtraum gehoben wurde. Zwei Männer in Gardeuniform breiteten eine amerikanische Flagge über den Sarg und rollten ihn dann zu einem in der Nähe wartenden Frachtflugzeug des US-Militärs.
    Jon stand neben Michael, den Blick fest auf den Sarg gerichtet, bis dieser im Bauch der Maschine verschwunden war.
    »Wo bringen sie ihn hin?«, fragte Michael.
    »Er wird ein Begräbnis mit allen militärischen Ehren bekommen.«
    Michael sah Jon an.
    »Gefallen im Zuge einer geheimen Mission an einem geheimen Ort.« Jons Augen blieben auf den Sarg geheftet, bis die Ladeluke

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