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Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Titel: Die Legende der Dunkelheit: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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erreichten sie die Sai-Van-Brücke, die sich dreieinhalb Kilometer über den Fluss spannte. Damit verließen sie die Altstadt Macaos. Und als sie in den anderen Teil der Stadt hineinfuhren, war es, als hätte es sie in das Land von Oz verschlagen, in eine magische Welt, wo der Himmel in strahlenden Farben erglühte, und das Wasser in glitzernden Fontänen und Kaskaden durch die Luft sprühte.
    Endlich erreichten sie ihr Ziel, eine moderne Welt, die eine antike Welt kopierte, doch würde es hier keine altertümlichen Schlösser zu knacken und keine einfachen Festungsmauern zu überwinden geben. Diese Welt hier wurde von hochmodernen Überwachungsanlagen regiert und vom Tod, eine Welt, zu der Michael sich Zutritt verschaffen musste, wenn er KC jemals wiedersehen wollte.

Kapitel 13
Los Angeles 1974
    J ane Lei war sechzehn Jahre alt, als Jon zur Welt kam. Da sie seit ihrem dritten Lebensjahr in Los Angeles gelebt hatte, liebte sie alles, was amerikanisch war, und betrachtete sich selbst als Amerikanerin. Die anderen sahen sie allerdings nicht so; für ihre Eltern war sie eine Chinesin, und auch wenn sie noch so sehr dazugehören wollte, unterschied sie sich von den anderen durch ihr asiatisches Aussehen. Ihre Eltern stammten aus Hongkong, ihr Vater war der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Hong Kong International Bank, ihre Mutter war Hausfrau und versuchte, ihre beiden Töchter in einem fernen Land großzuziehen. Wenn man weiß war und einen amerikanischen Akzent hatte, war man Amerikaner, aber wenn man Chinese war und einen amerikanischen Akzent und amerikanische Gewohnheiten und Werte hatte, war man trotzdem immer noch Chinese.
    Es war an einem Januarabend, und sie war auf dem Heimweg vom Basketballtraining, nachdem der Trainer sie nach einer 45:22-Niederlage am vorangegangenen Mittwoch für ein Extratraining dabehalten hatte. Sie war müde, und sie wusste, dass sie angesichts der Hausaufgaben, die sie noch vor sich hatte, bis zum Wochenende müde sein würde. Als sie aus der Umkleidekabine kam und die Treppe hinaufging, traf sie zufällig auf Mr Tanaka. Sie kannte ihn, er war der Hausmeister, ein teilnahmsloser und schweigsamer Mann, der zu dieser späten Stunde die Böden der Schule wischte, daher lächelte sie, als sie an ihm vorbeiging. Sie rannte aus der Schule, lief mit schnellen Schritten durch die kalte Abendluft, und als sie schließlich zu Hause ankam, war niemand da; ihre Eltern waren immer noch bei dem Schwimmwettkampf ihrer jüngeren Schwester Carol. Herkamer rollte sich auf dem Fußboden, legte sich auf den Rücken und streckte ihr den Bauch hin, bettelte um Schmuseeinheiten, und so streichelte sie den Golden Retriever und schaute in seine müden Augen und auf das Fell, das um die Schnauze herum immer grauer wurde, und beruhigte sich. Er war fünfzehn Jahre alt, und solange sie denken konnte, gehörte er zu ihrem Leben. Und obwohl er im Alter inzwischen langsam geworden war, tat das der inneren Verbindung, die sie zueinander hatten, keinen Abbruch.
    Jane machte sich einen Käsetoast, nahm sich ein Glas Milch und trug beides in ihr Zimmer, wo sie in ihre Lieblingsjogginghose schlüpfte, es sich gemütlich machte und mit den Hausaufgaben begann.
    Der Mann saß in seinem Wagen und beobachtete das Haus. Das Mädchen war vor über einer Stunde nach Hause gekommen, die Eltern mit einer zweiten Tochter eine halbe Stunde später. Daran, dass sie Han-Chinesen waren, bestand nicht der geringste Zweifel; das war an ihren Gesichtern, an ihren Augen und an ihrem Körperbau zu erkennen. Er legte die Hand um seine Pistole und ließ sie in den Holster um seine Taille gleiten. Dann griff er hinter den Sitz und zog das Katana hervor, das tödliche japanische Langschwert, das sein Vater ihm feierlich übergeben hatte, bevor er im Alter von achtzehn Jahren zum Militär ging.
    Ichero Tanaka hatte versucht, seinen Zorn auf das junge Mädchen zu zügeln, seit er vor einem Monat seinen Hausmeisterjob angetreten hatte. Sie wohnten in diesem großen Haus, während er als ein Niemand in einer heruntergekommenen Bruchbude am anderen Ende der Stadt vor sich hin vegetierte, Tausende von Kilometern entfernt von dem Land, für das er so viel geopfert hatte, und zum Dank dafür scherte es sich nicht mehr um ihn. Warum hatte er in seinem Leben einen so drastischen Absturz erleben müssen? Warum hatte diese Familie hier so viel erreicht, obwohl es minderwertige Menschen waren?
    Er wartete bis nach Mitternacht, bis die letzten

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