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Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Titel: Die Legende der Dunkelheit: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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ohne den Blick zu wenden.
    Rene Clauge war nicht nur für die Sicherheit sämtlicher Chips verantwortlich, er war auch der Entwickler des für das Venetian maßgeschneiderten RFID. Die in den Chip eingebaute Chiffrierung war wie eine Firewall des Verteidigungsministeriums. Dagegen wirkte der Metallstreifen im US-amerikanischen Hundert-Dollar-Schein wie ein Streichholzbriefchen im Atomzeitalter.
    Das Lesegerät des RFID war ebenso komplex. Sein vielschichtiges Programm analysierte nicht nur den Ort, wo ein Chip sich befand, und den Wert eines jeden Chips, sondern konnte auch die Geschichte jedes einzelnen der zehn Millionen Chips, die zum Inventar gehörten, genau zurückverfolgen, von Tisch zu Tisch, vom Croupier zum Spieler, zur Maschine, zum Safe. Aufgrund des Programms, das er entwickelt hatte, wusste Rene ganz genau, wie viel Geld im Casino im Umlauf war: an den Schaltern, in den Tresoren im fünften Untergeschoss, sogar in den Taschen der Kundschaft. Renes Scanner konnte man nicht nur in der Hand halten wie die Lesegeräte, die von den Wachmännern benutzt wurden, sie waren auch in die Spieltische und in die Spielautomaten eingebaut, und jeder Scanner war drahtlos mit dem Hauptrechner verbunden. Sein System schützte gegen Fälscher, die heutzutage keine US-Dollar oder Euro mehr herstellten, sondern sich darauf verlegt hatten, Spielchips zu fälschen. Es war eine Festungsmauer gegen skrupellose Spieler und Diebe, ein elektronischer Schutzschild, der der NASA, der CIA und dem US-Militär alle Ehre gemacht hätte.
    Carl erzählte, dass Rene die Räumlichkeiten im fünften Untergeschoss wie einen Bunker angelegt hatte, um nicht nur das Chiplager zu schützen, sondern auch das System. Man hatte den gesamten Bereich in einen Faradaykäfig hineingebaut, ein System, das den Hauptcomputer und die untergeordneten Komponenten gegen Interferenzen mit außen sicherte.
    Während es schon Zwischenfälle in der Buchhaltung, bei der Security der Gästesuiten und dem Bargeldmanagement gegeben hatte – über die nur die Führungskräfte sprachen, die aber ansonsten geheim gehalten wurden –, war in seiner Abteilung bisher noch nie etwas passiert.
    Im Moment wies das System aus, dass sich 137 Millionen Dollar in den Spielbereichen befanden: 11,5 Millionen in den Spielautomaten, 90 Millionen an den verschiedenen Tischen und 25 Millionen an den Schaltern; der Rest steckte in den Taschen der Leute. An Abenden, an denen ganz besonders viel los war, ging diese Summe auf nahezu 250 Millionen Dollar hoch. Fast 900 000 Chips wurden vermisst, aber da der Wert bei über 75 Prozent der Chips zwischen fünf und zehn Dollar lag, ging man davon aus, dass es sich dabei um Souvenirs handelte, die die Gäste mitgenommen hatten – fast Reingewinn für das Venetian, es sei denn, jemand kam, um sie einzulösen.
    »Fantastisches Plastikgeld – wo ist das echte Geld?«, fragte Busch, als sie mit dem Fahrstuhl weiter nach oben fuhren.
    »Mit Bargeld wird im vierten Untergeschoss gearbeitet, aber wir haben nicht die geringste Chance, uns da genauer umzuschauen, weil die Sicherheitsmaßnahmen in U-4 noch strenger sind als in U-6«, erklärte Carl.
    Es gab nur fünf Personen, die mit dem Bargeld in Berührung kamen. Niemand wusste, was sie genau damit machten oder wie viel Geld tatsächlich durch das Casino floss. Gerüchten zufolge lag der Schwund irgendwo zwischen 10 und 50 Prozent. Obwohl das immer bestritten wurde, mutmaßte man, dass das Geld benutzt wurde, um verschiedene Triaden sowie Regierungsoffizielle und Vertragsfirmen auszubezahlen und die Taschen gewisser VIPs zu füllen – Dinge, über die nie gesprochen wurde, die aber notwendig waren in einer Welt, die seit Jahrzehnten vom organisierten Verbrechen regiert wurde und sich an einem Ort befand, an dem die Kommunalregierung ständig wechselte, weil verschiedene Offizielle immer wieder wegen Korruption vor den Richter geschleppt wurden.
    Der Fahrstuhl erreichte das dritte Untergeschoss, wo die Eingangshalle sehr viel einladender wirkte als in den unteren Etagen.
    Das Kernstück der Sicherheit des Venetians war in einem knapp zweitausend Quadratmeter großen Raum untergebracht, der darauf ausgerichtet war, die Kunden, die Besitzer und die Einrichtung zu schützen und alles zu überwachen, was sich innerhalb der Mauern des gewaltigen Gebäudes abspielte, nur nicht die Gedanken der Leute – obwohl es unter den Mitarbeitern Experten gab, von denen manche behaupteten, sie seien in der Lage, in

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