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Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Titel: Die Legende der Dunkelheit: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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der modernen Welt die reine Blasphemie.
    Als Jenna die mit Holzschnitzereien verzierte rote Doppeltür öffnete, erkannte KC, dass das Gebäude in Wahrheit nur eine Fassade war, eine historische Maske, hinter der sich das einundzwanzigste Jahrhundert verbarg: eine hell erleuchtete Halle mit einem Telefon an der Wand, ein Lastenaufzug mit Türen aus gebürstetem Aluminium, und eine Tür, die in ein Treppenhaus führte.
    Die unterirdische Lagerhalle, die sich drei Stockwerke unter der Erde befand, war riesig; über sechshunderttausend Artefakte wurden in der hochmodernen Anlage aufbewahrt. Auch wenn die Welt oben altertümlich war, hier unten war sie auf dem neuesten Stand, modern, wenn nicht sogar ihrer Zeit voraus. Die Brandschutzsysteme arbeiteten nicht mit Wasser, sondern mit Halon, damit die wertvollen historischen Stücke keinen Schaden nahmen; die Klimaanlage regelte nicht nur in jedem Raum die Temperatur, sondern auch die Feuchtigkeit, je nachdem, welche Bedingungen der Kurator für ideal hielt, um die unterschiedlichen Kunstwerke zu erhalten. Die Überwachungsanlage ging weit über Kameras, Monitore und Alarmanlagen hinaus. In den Fußboden hatte man ein druckempfindliches Sensorennetz eingebaut, das dem Sicherheitsdienst sofort meldete, ob jemand dort unten war, und zwar Tag und Nacht. Außerdem trug jeder, der für das Museum arbeitete, einen Bildausweis, der anzeigte, wer er war und welche Funktion er hatte. Die Türen waren bleiversiegelt und doppelt verriegelt und damit ausfallsicher für den Fall, dass eines der anderen Systeme versagte.
    Die Kameras waren mit Infrarot-Sensoren ausgestattet, sodass sie auch in der Nacht Bilder aufzeichnen konnten.
    Sie verzichteten darauf, einen der Aufzüge zu nehmen, und Jenna führte sie durch das Treppenhaus die drei Stockwerke nach unten. Dort kamen sie zu zwei großen, nicht gekennzeichneten Stahltüren, die weder Türgriffe noch sichtbare Scharniere hatten. Jenna wies mit der Hand auf die linke Tür.
    »Die Verantwortlichen haben das Security-Hauptquartier erst vor Kurzem in diesen unterirdischen Bunker hier verlegt. Dadurch haben sie jetzt alles an einer Stelle, eine Einsatzzentrale wie ein hochmodernes Polizeirevier. Außerdem wird dadurch verhindert, dass die neue Welt mit der alten kollidiert, sodass oben die Illusion von Geschichte erhalten werden kann.«
    »Pekinger Polizei?«, fragte KC.
    »Ja und nein. Die Schutzkräfte arbeiten zwar alle für private Unternehmen, haben aber die Befugnis der Behörden. Sie sind bewaffnet und geschult, die meisten waren früher bei der Polizei. Die Bezahlung ist hier besser, und noch verlockender ist die Tatsache, dass das Risiko hier minimal ist – falls man überhaupt von einem Risiko sprechen kann.«
    Jenna stellte sich vor die rechte Tür. Sie hielt eine kleine weiße Karte in Größe einer Kreditkarte an das Lesegerät, und der Ton des Schlosses hallte wider, als es sich öffnete. Sekunden später schwang die Tür auf.
    Die drei Frauen betraten einen kleinen Salon. Dort standen zwei Sofas, über denen Schwarz-Weiß-Fotos von der Halle der Höchsten Harmonie hingen, und mit den frischen Blumen auf einem der Sofatische und den Kunstmagazinen im Zeitungsständer wirkte der Raum wie das Wartezimmer einer Arztpraxis.
    Wortlos hielt Jenna ihre Codekarte an das Lesegerät neben der einzigen weiteren Tür im Raum, und sie betraten einen langen, breiten und sterilen weißen Korridor. Weitere Korridore mit Türen zweigten von dem Hauptgang ab und waren mindestens fünfzig Meter lang.
    »Verwaltungsbüros«, erklärte Jenna und wies dabei auf die erste Tür auf der linken Seite. Während sie weitergingen, zeigte sie nacheinander auf verschiedene Türen zur Rechten. »Klimaanlage, Server-Raum, Cafeteria. Maschinen –
    Annie schüttelte gleichgültig den Kopf, sodass Jenna mitten im Satz verstummte.
    »Wie lange hat es gedauert, das hier zu bauen?«, fragte KC, damit Jenna weitersprach.
    »Fünf Jahre. Als die Anlage noch in den Anfängen steckte, hatte man große Sorge, dass das Fundament oder die Gebäude oben Schaden nehmen könnten. Die Leute hatten das Riesenprojekt vergessen, das hier vor vierzig Jahren durchgezogen wurde.« Jenna redete und ging schnell weiter, und KC und Annie hörten ihr zu, während sie versuchten, mit ihr Schritt zu halten.
    »Was für ein Projekt war das?«
    »Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, als die Chinesen einen Atomkrieg mit der UdSSR befürchteten, begann man mit einem Riesenprojekt.

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