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Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Titel: Die Legende der Dunkelheit: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Tunnel, Geschäfte, Lageranlagen – unter den Mauern von Peking wurde eine unterirdische Stadt gebaut, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Tausende von Arbeitern waren dort beschäftigt. Es war Chinas größtes Bauprojekt seit der Chinesischen Mauer. Da gab es Atombunker, medizinische Einrichtungen und ganze Bereiche, in denen die Zentralregierung untergebracht werden konnte. Wohnmöglichkeiten, Straßen, die angeblich fast fünfzig Kilometer lang waren und bis in die Berge führten, ein Fluchtweg für VIPs im Falle eines nuklearen Holocausts.«
    »Kommt man von hier aus nach unten?« Auf einmal war Annie höchst interessiert.
    »Nein, es gibt auf dem Stadtgebiet von Peking zwar mehrere Eingänge, aber die meisten sind zugemauert worden. Heute leben da die Ratten und die Obdachlosen. An vielen Stellen ist es stockfinster, und alles ist überschwemmt. Obwohl ich da so einen Verdacht habe.«
    »Im Hinblick auf was?«, fragte KC.
    »Im hinteren, im nordöstlichen Bereich gibt es innerhalb eines Labyrinths aus Gebäuden die Fengxian-Halle, wo sie ihre Ahnen in einem Schrein verwahren. Das Gelände ist gesperrt, der Zutritt ist verboten, auch für das Museumspersonal. Im Zuge meiner Recherchen habe ich mehrere Hinweise auf einen Tunnel gefunden, der aus der Stadt herausführt und der während der Ming-Dynastie erbaut wurde, ein Fluchtweg, den man angelegt hatte für den Fall, dass der Palast gestürmt wurde.
    1644 wurde Peking von den Mandschus erobert. Die Verbotene Stadt mit den gewaltigen Mauern und dem tiefen Graben war nicht nur eine Festung, die den Kaiser und seine Familie schützte, sondern auch ein Gefängnis – wo feindliche Streitkräfte jenseits des Wassers an allen Seiten und auf allen Brücken darauf warteten, dass er floh. Es gab kein Entrinnen.
    Am Abend seines Sturzes hat der Kaiser Chongzhen ein Festmahl abgehalten, zu dem er außer seinen Söhnen jeden aus dem kaiserlichen Haushalt um sich versammelte.« Jenna bog nach links ab und ging einen langen Korridor hinunter, während sie weitersprach. »Dann hat er alle mit dem Schwert getötet, nur seine zweitgeborene Tochter nicht, Prinzessin Chang Ping. Die hat überlebt, verlor aber einen Arm. Es wurde zwar behauptet, dass Chongzhen anschließend auf den Jingshanhügel geflohen ist und sich dort an einem Baum erhängte, doch es hielt sich das Gerücht, dass der Mann, den man am Galgen gefunden hatte, ein Diener war, der nur die Kaiserrobe trug, dessen Genick aber schon gebrochen gewesen war, bevor man ihn an dem Baum aufknüpfte. Das mit der Leiche, die in Siling, der Grabstätte der Ming-Dynastie, beigesetzt wurde, ist ein Betrug. Der echte Kaiser Chongzhen wurde von seinen treuen Beratern durch einen unterirdischen Tunnel aus der Verbotenen Stadt hinausgebracht, weil man hoffte, dass er eines Tages triumphal zurückkehren würde.
    Ein Jahr später, als sich die Qing-Dynastie etablierte, nachdem die Große Shun-Dynastie nach nur einem Jahr untergegangen war, versuchte ein reicher Mann, dessen Beschreibung auf Chongzhen passte, sich eine Armee zu kaufen, aber er wurde von Banditen ermordet.«
    »Ich glaube, dass die Geschichte wahr ist.« Jenna schwieg einen Moment. »Ich weiß nämlich«, fuhr sie dann fort, »dass es diesen Tunnel aus der Verbotenen Stadt hinaus gibt.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte KC.
    Jenna sah KC nur an, gab ihr aber keine Antwort, sondern redete weiter. »Und dieser Tunnel hat dem Kaiser damals die Flucht ermöglicht. Ich wage zu behaupten, dass man das riesige Netz aus Tunneln und Bunkern, das in den Sechzigerjahren zum Schutz gegen einen atomaren Angriff angelegt wurde, mit dem Tunnel verbunden hat. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass man ihn inzwischen zugemauert hat.« Sie waren am Ende des Korridors angelangt, wo Jenna vor einer Tür mit einem chinesischen Symbol stehen blieb, das KC nicht lesen konnte.
    »Warum?«, fragte KC.
    »Um Einbrüche und Raubüberfälle zu verhindern«, gab Jenna ganz sachlich zurück. »Damit Arbeiter oder Obdachlose nicht einfach hineinspazieren. Wenn es einen Zugang zu diesem Tunnel gäbe, hätten wir dafür schon längst irgendeinen Beweis gefunden.«
    Jenna fuhr mit ihrer Codekarte über die Tür, die sich im nächsten Moment fauchend öffnete, wodurch der Unterdruck aufgehoben wurde.
    Der Raum war an die fünfunddreißig Meter tief und breit und wurde unterteilt von Metallregalen, auf denen verschiedene Kisten, Kästen und Körbe standen. Ganz hinten in einer Ecke des Raums

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