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Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Titel: Die Legende der Dunkelheit: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Händen.
    »Es ist, als könnte man die Jahrhunderte körperlich spüren. Diese Dinge hier wurden vor fast sechshundert Jahren angefertigt.« Jenna war ganz in ihrem Element und nahm jedes kunstvoll gearbeitete Stück in Augenschein. Sie schien in eine andere Zeit versetzt zu sein. »Der Sand in dieser Sanduhr, den hat man vor sechshundert Jahren von einem Strand geholt. Diesen Strand muss man sich mal vorstellen …«
    Endlich nahm Jenna die kleine rot lackierte Schatulle von der Werkbank und drehte sie in den Händen. »Interessant?«
    »Inwiefern?«, fragte Annie.
    Jenna gab KC und Annie jeweils ein Paar Handschuhe, und die beiden streiften sie rasch über. Dann reichte sie KC die kleine Schatulle. »Was sehen Sie?«
    KC schaute sich das Teil genau an. Die Details auf der Schatulle waren aufwendig gearbeitet, fast fotografisch genau. Ein groß gewachsener Mann mit breiten Schultern und stechendem Blick in eleganten Gewändern stand auf dem Deck einer chinesischen Dschunke. Auf der anderen Seite war eine Flotte chinesischer Schiffe zu sehen, die im Vergleich zu der gewaltigen sechsmastigen Dschunke im Vordergrund winzig wirkten, und diese Darstellung war ebenso detailliert und ebenso kunstvoll. Endlich schaute KC auf. »Das ist wunderschön.«
    »Öffnen Sie sie«, forderte Jenna sie mit einem Lächeln auf.
    KC drehte die Schatulle herum, suchte nach einer Haspe oder nach einem Schloss. Doch da war kein Scharnier, kein Türchen, kein Deckel, zumindest konnte sie nichts dergleichen sehen. Verwirrt sah sie Jenna an.
    »Das ist eine Geheimschatulle.« Jenna nahm das Kästchen und gab es Annie, die mit den Fingern über die Ecken, Kanten und Seiten strich. »Wissen Sie, was in der Schatulle ist?«
    »Keine Ahnung«, log Annie.
    Jenna griff nach einem dicken Buch, das auf der Werkbank lag, zog es zu sich herüber, blätterte durch die Seiten, fuhr mit dem Zeigefinger über Tabellen mit chinesischen Nummern und sagte plötzlich: »Interessant.«
    »Was?«, fragte Annie.
    »Hier ist nicht aufgeführt, was in der Schatulle ist.« Jenna nahm Annie die Schatulle aus der Hand, setzte sich auf die Werkbank und zog das dort befestigte Vergrößerungslicht herüber, begutachtete das rote Kästchen durch die Lupe. »Acht Fugen. Diese Schatullen sind und waren ganz üblich. Dürfte nicht allzu lange dauern, sie zu öffnen.«
    »Wie lange?«, wollte Annie wissen.
    »Ein paar Stunden, es sei denn, Sie haben jemanden an der Hand, der den Trick kennt.«
    Annie und KC tauschten einen Blick.
    »Das ist seltsam«, sagte Jenna auf einmal.
    »Was?«, fragte Annie.
    »Das ist Zheng He«, erwiderte Jenna und zeigte dabei auf die eingeschnitzte Darstellung auf der kleinen Schatulle, die einen Mann zeigte. Wieder schaute sie in das dicke Buch. »Im Katalog gibt es keinen Hinweis auf ihn.«
    Je genauer Jenna sich die aufwendig gearbeitete Schatulle ansah, desto aufgeregter wurde sie. Auf KC hatte diese Begeisterung eine ansteckende Wirkung, und sie schaute Jenna über die Schulter.
    »Ich sollte wirklich den Kurator darauf aufmerksam machen, wenn er am Montag zurückkommt; das hier ist ein bedeutsames Stück.«
    Annie trat einen Schritt zurück, sah sich noch einmal in dem Raum um, in dem es keine Überwachungskameras gab, dann schaute sie auf die geschlossene Tür, auf die drei Chinesen, die immer noch am anderen Ende des Raums in ihr Gemälde vertieft waren. Sie atmete tief durch, griff in ihren langen schwarzen Mantel und zog eine Pistole heraus und ließ den Arm wieder sinken, während sie zu den drei Männern schaute. Dann wandte sie sich zu Jenna, die immer noch mit der kleinen roten Schatulle beschäftigt war, und hielt ihr den Lauf der Pistole an den Hinterkopf.
    Wieder schwenkte ihr Blick zu den Männern hinüber, die am anderen Ende des Raums an dem Tisch saßen und die auch nicht mitbekamen, was Annie da tat. Ihr Finger legte sich an den Abzug, sie atmete noch einmal tief durch und –
    KC riss ihr die Waffe aus der Hand.
    Jenna sprang auf und hätte dabei fast die Schatulle fallen lassen. Hastig drehte sie sich um, sichtlich erschrocken, ohne dass sie wusste, was sie da gerade erschreckt hatte. »Was ist los?«
    KC versteckte die Waffe unter ihrer Jacke und schüttelte den Kopf. »Nichts, tut mir leid.«
    Annie konnte ihre Wut nicht verbergen.
    Voller Argwohn starrte Jenna sie an. Schließlich meinte sie: »Sie sind verärgert.«
    »Ist das so offensichtlich?«, erwiderte Annie mit Blick auf KC. »Sie haben doch keine

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