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Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Titel: Die Legende der Dunkelheit: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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wäre er schon ein Mann, als gehörte er zu seiner Welt.
    Jacob fragte seine Mutter, wann sie denn wieder nach Hause fahren und wann er Isaac und seinen Vater wiedersehen würden. Sie antwortete ihm, schon sehr bald, aber bald kam nie. Aus den Tagen wurden Wochen. Jacob vermisste seinen Bruder und sein Land, und er machte sich Gedanken über die seltsame Welt, in der er jetzt lebte. Er verstand weder die Sprache noch die Menschen und ihre Gebräuche, doch seine Mutter schien sich hier zu Hause zu fühlen.
    Sie hatte sich wieder in die chinesische Gesellschaft eingefügt und ging allem aus dem Weg, was mit Amerika und seinem Vater zu tun hatte. Sie meldete Jacob in der Schule an, sprach bei ihnen zu Hause nur noch Chinesisch und bestand darauf, dass Jacob es ebenso hielt.
    Nach der Nacht, in der Lily sich davongeschlichen hatte, wachte Howard am nächsten Morgen auf und fand neben dem Bett eine kleine Dose und einen Zettel.
    Howard,
    ich kann nicht länger in Angst leben. Ich nehme Jacob mit, lasse Dir aber Isaac. Wir wissen beide, dass er Dein Liebling ist. Obwohl ich mir Sorgen um ihn mache, weiß ich, dass Du ihm nichts tun wirst, denn Deinem Lieblingssohn würdest Du keinen körperlichen Schaden zufügen. Und falls Du es doch tun solltest, werde ich zurückkommen und ihn holen und ihn Dir genauso wegnehmen, wie ich Dir Jacob weggenommen und an einen Ort gebracht habe, an dem Du uns niemals finden wirst.
    Howard öffnete die Dose und schaute auf das Teil aus Jade und Elfenbein, das darin lag.
    Bitte gib Isaac meinen Kamm, denn er ist das Einzige, was ich ihm hinterlassen kann. Er hat meiner Mutter gehört und war alles, was mir von ihr geblieben ist, nachdem sie mich verlassen hatte, um in den Himmel zu gehen. Sag ihm, dass ich ihn liebe, dass ich ihn nie vergessen werde und dass ich stolz auf ihn bin.
    Die Sache mit dem Buch, dass ich die Übersetzung nie fertiggestellt habe, tut mir wirklich leid. Ich weiß, dass das der Grund für Deinen Zorn auf mich ist, für die Frustration, die in Deiner Trinkerei gipfelte, aber was ich auf diesen Seiten gelesen habe, sollte niemals jemand erfahren, und was in dieser Schatulle versteckt ist, sollte in Vergessenheit geraten.
    Lily
    Howard kehrte zurück nach Hongkong und suchte überall. Er fragte im Hilton, heuerte einen Privatdetektiv an, aber niemand konnte irgendetwas über Lily in Erfahrung bringen. Er nutzte seine Kontakte beim Militär, um Erkundigungen einzuholen, aber es kam nie etwas heraus. Es gab keinen Zweifel, dass sie in ihr altes Leben zurückgekehrt war.
    Als sie einander begegneten, dachte Howard, er würde Lily retten, ihr in Amerika ein neues Leben geben in einer Welt, die viel besser war als China, viel kultivierter, viel intelligenter als die alte Welt, aus der sie gekommen war. Sie hatte nie Unmut über ihr neues Leben geäußert, und – was noch wichtiger war – sie hatte nie über ihre Vergangenheit gesprochen. Es war, als hätte sie alles über Bord geworfen, was mit ihrer Kindheit und ihrer Jugend zu tun hatte. Und da sie ihre Vergangenheit vor ihm verheimlicht hatte, hatte sie jetzt den perfekten Ort gefunden, an dem sie sich verstecken konnte.
    Als Howard in die Vereinigten Staaten zurückkehrte, war er ein gebrochener, innerlich leerer Mann. Er konzentrierte all seine Kraft auf Isaac, schickte ihn auf die besten Schulen und zum Sport und brachte ihn im Juni nach dem Highschool-Abschluss nach Westpoint. Sie hatten so ein enges Verhältnis, wie Vater und Sohn es nur haben konnten.
    Und obwohl sie sich immer gefragt hatten, wo Jacob und Lily wohl waren, sprachen sie nie darüber. Es war, als würde die andere Hälfte ihrer Familie einfach nicht mehr existieren, als wäre sie vom Erdboden verschluckt worden.

Kapitel 21
Peking
    I ch besorge mir die Codekarte von ihr«, sagte Annie auf dem Rückweg zum Hotel zu KC.
    »Kommt nicht infrage.« KC blieb wie angewurzelt stehen. Sie wusste, dass Annie nicht zögern würde, Jenna etwas anzutun oder sie ganz zum Schweigen zu bringen. »Lass mich das machen.«
    »Woher soll ich wissen, dass du nicht irgendeine Dummheit vorhast?«
    »Machst du Witze?«, entgegnete KC. »Wo zum Teufel sollte ich denn hin? Glaubst du, ich würde so leichtfertig mit Michaels Leben spielen?«
    Das Hotel-Restaurant war nur zur Hälfte besetzt. Es war erst kurz nach dreizehn Uhr. KC und Jenna waren beim Mittagessen, und obwohl erst Mittag war, fühlte KC sich als wäre es Mitternacht. Sie hatte schon den ganzen Tag Kopfschmerzen,

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