Die Legende der Dunkelheit: Thriller
ich allein hier bin.«
»Das tut mir leid«, sagte KC und fügte nach einer Pause hinzu: »Es gibt einen Mann in meinem Leben, den ich liebe, er heißt Michael.«
Jenna lächelte. »Seid ihr verheiratet?«
KC schüttelte den Kopf und zeigte ihr ihren nackten Ringfinger.
»Man braucht keinen Ring am Finger zu tragen, um verheiratet zu sein«, entgegnete Jenna mit einem Lächeln. »Unser Herz sagt uns, dass wir an einen Menschen gebunden sind, nicht ein goldener Reif. Wir richten unser Leben viel zu oft nach irgendwelchen Zeremonien aus, obwohl die eigentlich gar keine Bedeutung haben.«
KC nickte, denn sie wusste, dass Jennas Worte wahr waren.
»Es tut mir leid, wenn ich Ihnen zu nahe getreten sein sollte, als ich gesagt habe –«
»Nein«, fiel KC ihr ins Wort, »es liegt nicht an Ihnen.«
Jenna legte mitfühlend den Kopf schräg und drängte sie weiterzusprechen.
»Die Frau, mit der ich hier bin –«
»Annie?«
»Die Leute, für die sie arbeitet –«
»Ich dachte, sie arbeitet für das Militär der Vereinigten Staaten.«
»Das ist auch so. Für ein Schurkenkommando, glaube ich. Diese Leute haben Michael.«
»Ich verstehe nicht.«
»Wenn ich nicht mache, was sie will, werden sie ihn töten, und sie wird mich töten.«
Jenna sah sie erschrocken und nervös an. Hastig ließ sie den Blick durch das Restaurant schweifen, als hätte sie Angst, dass man sie beobachtete. »Sie sollten zur Botschaft –«
»Kann ich nicht«, erwiderte KC hastig.
»Polizei?«
KC schüttelte den Kopf.
»Warum ausgerechnet Sie?«, wollte Jenna wissen.
KC erklärte ihr, was passiert war; sie erzählte ihr alles, nur nicht, was sie noch in derselben Nacht zu tun gedachte.
»Vor zwei Tagen habe ich mein Leben zerstört. Ich habe alles verlassen: den Mann, den ich liebe, die Freunde und die Welt, die ich liebgewonnen hatte. Ich mache mir die ganze Zeit Vorwürfe, dass das alles hier nicht passiert wäre, wenn ich einfach nur tief Luft geholt hätte und geblieben wäre, wenn ich an ihn gedacht hätte und nicht nur an mich. Er ist der Mann, den ich liebe; ich würde alles tun, um ihn zu retten.«
»Warum erzählen Sie mir das alles?« Furcht schwang in Jennas Stimme mit.
»Keine Sorge«, erwiderte KC. »Ihnen wird niemand etwas tun. Hier geht es nur um mich.«
»Sie erzählen mir das alles aber doch nicht einfach nur so, KC. Dafür gibt es doch einen Grund.«
KC griff nach ihrer Serviette und tupfte sich den Mund ab, und als sie die Serviette danach wieder auf ihren Schoß legte, sah sie den Blutstropfen. Sie war immer gesund gewesen und schrieb das dem unglaublichen Stress zu, dem sie ausgesetzt war.
»Sind Sie okay?«, fragte Jenna, als sie plötzlich die Besorgnis in KCs Gesicht sah.
»Es geht mir gut«, erwiderte KC. Sie holte Luft und flüsterte: »Ich brauche Ihre Codekarte.«
»Warum?«
»Sie können einfach sagen, dass Sie sie verloren haben.«
»Ich verstehe nicht«, meinte Jenna.
»Sie haben den Mann, den ich liebe, in ihrer Gewalt. Ich muss das in Ordnung bringen.«
Jenna saß da, starrte KC an, dachte nach, und das schien ewig zu dauern, aber dann …
Sie griff in ihre Handtasche, zog die Karte heraus und gab sie KC. »Wollen Sie, dass ich die Botschaft anrufe?«
»Nein. Die würden mich nur verhaften, und Michael würde sterben.«
»Ich kann dieses Weib nicht ausstehen«, sagte Jenna. »Ich mochte sie schon nicht, als sie mich angeheuert hat.«
KC lächelte. »Sie und ich haben viel gemein.«
»Wird bei Ihnen wieder alles in Ordnung kommen?« Jenna gewann allmählich ihre Fassung wieder.
»Das bleibt abzuwarten«, gab KC zurück.
»Wollten Sie deshalb Informationen über den Tunnel?«
KC nickte. »Ja.«
»Also«, erwiderte Jenna und beugte sich weiter vor, »es gibt da etwas, was Sie über diese Tunnel wissen sollten …«
Kapitel 22
Macao
M ichael hatte einen Plan. In ihrem Unterschlupf im Herzen von Macao saß er an der Werkbank, allein mit seinen Gedanken, denn Jon war schon wieder auf dem Weg zurück ins Venetian.
Auch wenn Michael nicht sehr daran gelegen war, Jon in seine Planungen miteinzubeziehen, wusste er doch, dass er ihn brauchen würde, nicht nur, um sich Zutritt zum Schlund des Venetian zu verschaffen, sondern auch, damit er ihm dabei half, die Denkmuster der Wachmänner und des Security-Personals zu verstehen, ihn im Hinblick auf kulturelle Besonderheiten zu unterstützen, ihm Dinge zu beschaffen, die er brauchte, und die chinesische Sprache für ihn zu übersetzen.
Am
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