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Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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sich über dich herzumachen. Wie stark brummt dir der Schädel?«
    Fyir schloss die Augen, und weitere Tränen liefen ihm über die Wangen. Dann flüsterte er: »Kultisten?«
    Brynd schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich. Seit wann bedienen die sich so einfacher Dinge wie Pfeile und Äxte? Hast du noch jemanden gesehen?«
    »Und die … Flammenkugeln?«
    »Das ist eine berechtigte Frage.« Brynd zog ein silbernes Etui aus der Brusttasche, das kleine Fächer mit farbigen Pulvern enthielt. Mit spitzen Fingern nahm er etwas von dem blauen Pulver und hielt es Fyir unter die Nase. Binnen Sekunden verdrehte der Soldat die Augen und wurde ohnmächtig. Brynd erhob sich und schob das Etui wieder in die Tasche. Es überraschte ihn ein wenig, wie schwer die Verletzungen waren. Die Nachtgardisten waren magisch geschützt (wenn auch nur schwach), sollten sich also rasch erholen und sich eigentlich kaum Wunden einfangen.
    Beim Weggehen hob er ein Schwert vom Boden auf, einen scharfen Jamur-Säbel. Rohes Fleisch lag überall am Ufer, als wäre eine Herde Seehunde gekeult und ihrer Felle beraubt worden, und der Himmel über dem Fjord war rauchschwarz.
    Wieder jagte ein Pfeil vorbei. Brynd bückte sich nach einem zersplitterten Stück Schiffsholz auf den Steinen, nutzte es als Schild und ging auf die Bogenschützen zu, die aus dem Dunkel der Bäume herausfeuerten. Pfeile bohrten sich ins Holz oder klapperten über die Steine ringsum, während er in die relative Sicherheit des Waldes floh. Dort warf er das Holz beiseite und bewegte sich parallel zur Küste, um die Bogenschützen und das zur Strecke zu bringen, was seine Schiffe zerstört hatte.
    Nach genauerem Nachdenken erschien es ihm töricht, als Einzelner einen Gegner vernichten zu wollen, der seinen Angriff ganz offenkundig bis ins Einzelne geplant hatte.
    Aber wer mochte das gewesen sein? Und wieso? Immerhin ging es bei diesem Einsatz doch nur darum, Brennstoff nach Villjamur zu bringen. Der Kaiser hatte darauf bestanden, Männer zu schicken, denen er vertrauen konnte, Männer, bei denen sein Verfolgungswahn keine Blüten trieb: die Nachtgarde.
    Er sah einen der Feinde am Waldrand kauern und auf den Fjord hinausspähen. Wie ein Jäger pirschte Brynd sich in weitem Bogen an, um außer Sicht seines Gegners zu bleiben, und zog den Dolch aus dem Stiefel. Das Knistern der brennenden Schiffe ermöglichte ihm ein nahezu lautloses Anschleichen, und als er nur noch zwanzig Schritte von dem Mann entfernt war, ließ er den Dolch durch die Luft zischen.
    Die Waffe traf den Bogenschützen ins Gesicht, und er stürzte geräuschlos zu Boden. Ein zweiter Stammeskrieger eilte ihm zu Hilfe. Brynd attackierte ihn sofort und schlitzte ihm mit dem Säbel die Kehle durch.
    Dieser Stamm kam nicht aus Jokull oder von einer anderen Insel des Kaiserreichs. Schon die Kleidung war nicht einheimisch, und bis auf das Knochenamulett am Hals trug der Mann keinerlei Schmuck. Brynd zog den Dolch aus dem Gesicht seines ersten Opfers, säuberte ihn und steckte ihn wieder in seinen Stiefel.
    Gheele kauerten im Halblicht und warteten auf ihren Moment. Brynd beschloss, zurückzugehen, bei Fyir auszuharren und nur diejenigen zu töten, die ihn angreifen würden. Mit der Rache hatte es noch etwas Zeit.
    Nachts und bei Bedingungen wie diesen dachte Brynd mitunter extrem rational, nahm alles strategisch oder unter Wahrscheinlichkeitsgesichtspunkten wahr und erstellte Listen über Listen. Er kniete neben Fyir, einem Soldaten im Ruhezustand, der nun ganz friedlich war. Während Brynds Abwesenheit hatten Blutkäfer begonnen, sich am Bein des Verletzten gütlich zu tun. Sie hatten den Umhang, mit dem Brynd die Blutung gestillt hatte, zerfetzt und seinen Beinstumpf um mindestens eine Handspanne verkürzt. Dabei hatten die faustgroßen Käfer allerdings etwas abgesondert, das das Blut gerinnen ließ und die Heilung in Gang setzte. Vielleicht waren sie also doch zu etwas Nutze gewesen. Brynd hatte die Tiere mit dem Säbel abkratzen und ihren Panzer in der Mitte zerbrechen müssen, um sie zu töten.
    Es klarte auf und wurde unerträglich kalt. Er durfte noch kein Feuer entfachen, da das zwangsläufig Aufmerksamkeit erregen würde. Drei Pferde waren tiefer im Wald versteckt, um nicht gestohlen zu werden. Wie sollte er nun vorgehen? Hätte er doch Nelum mitgenommen, der mit Leichtigkeit Pläne schmiedete. Doch Nelum war in Villjamur geblieben, weil Brynd nicht damit gerechnet hatte, ihn zu brauchen.
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