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Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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zärtlich die Hand auf den Arm. »Ich weiß nicht mehr, was ich von dir denken soll. Du beschwörst die Toten an deine Seite. Du schleppst uns alle auf eine Expedition, um eine andere Welt zu finden. Was soll ich davon halten? Du redest nicht mehr mit uns, mit mir. Der Dartun, den ich kannte, scheint gestorben, denn du gleichst ihm nicht mehr.«
    So plapperte sie weiter, und er versuchte, ihr Gerede zu ignorieren. Er starb ja tatsächlich – darum ging es doch! Aber was meinte sie damit, er sei bereits tot? Hatte er sich angesichts seiner plötzlichen Sterblichkeit so offensichtlich verändert?
    Es war Nacht, und ein kleines Feuer auf dem Eis verwandelte seine Kultisten in seltsame violette Umrisse. Die Hunde waren still geworden und hatten sich neben die Schlitten gelegt, sodass nur noch das eindringliche und isolierende Heulen des Windes zu hören war. Untote Männer und Frauen watschelten rings um das Lager Patrouille. Dartun erklärte erst Verain seine Lage, dann den übrigen Mitgliedern des Ordens der Tagundnachtgleiche. Über seine Unsterblichkeit hatte er sich ihnen gegenüber nie deutlich geäußert, war nun aber aufrichtig.
    Als Verain ihn ansah, spürte er erstmals seit Monaten eine Verbindung. Es war ihm gelungen, sie zu erreichen. Sie gingen zu ihrem gemeinsamen Zelt. Während andere draußen an den Feuern plauderten, deren Funken in den trostlosen Himmel Tineag’ls stiegen, kuschelten die beiden sich unter ein paar Decken und erlebten ein erneuertes körperliches Interesse aneinander. Erst seit er sterblich geworden war, wusste Dartun ihre weiche, duftende Haut wirklich zu schätzen und entdeckte mit Lippen und Fingerspitzen Feinheiten wieder, die er vergessen hatte.
    Als sein Mund die Wärme ihres Nackens suchte, kam von draußen ein Schrei. Dartun setzte sich auf und spähte im Zelt umher, als wäre er von drinnen gekommen.
    Ein zweiter Schrei.
    Schlug einer seiner Leute Alarm oder war in Gefahr?
    Dartun sah Verain an, die so beunruhigt war wie er. »Lass uns nachsehen, was los ist.«
    Sie zogen sich rasch an und begaben sich in die eisige Kälte hinaus. Seine Kultisten waren ein wenig entfernt auf einem kleinen Hügel versammelt, und er stapfte durch den Schnee, um zu sehen, was sie begafften.
    »Was ist?«, wollte er wissen.
    »Godhi, da ist etwas am Horizont«, erwiderte jemand.
    Dartun schob sich zwischen ihnen durch. Wo Himmel und Erde zusammenkamen, war ein seltsames Leuchten zu sehen. Genau im Norden stand ein schwaches weißes Licht wie ein Warnfeuer vor der Schwärze ringsum. Sein Herz begann rascher zu schlagen: War es das, wonach er suchte? Aber warum konnten sie es erst jetzt sehen?
    »Holt meine Karten!«, befahl Dartun und spähte noch immer aufgeregt nach Norden. Binnen Sekunden drückte ihm jemand die Unterlagen in die Hände.
    »Es ist nicht bloß da vorn«, stellte Tuung fest. »Etwas weiter östlich ist es auch zu sehen.«
    Dartun blickte ein wenig nach rechts, wo am Horizont eine weitere Linie leuchtete. Und plötzlich begriff er, dass es sich um eine Reihe Fackeln handelte, die mindestens eine Stunde weit entfernt zu Hunderten brannten.
    »Sieht aus wie eine Armee«, befand er.
    »Soldaten des Kaiserreichs?«, mutmaßte Tuung.
    »Möglich«, gab Dartun zurück.
    »Meint Ihr, sie sind hierher unterwegs?«
    »Wie lange beobachtet Ihr sie schon?«
    »Seit höchstens fünf Minuten.«
    »Lasst uns noch ein wenig abwarten«, erklärte Dartun und drehte sich zu seinen übrigen Anhängern um. »Macht euch bereit, trommelt die Untoten zusammen und löscht die Feuer.«
    Er wandte sich wieder dem Licht im Norden zu. Es mochte eine atmosphärische Täuschung sein, doch er hätte schwören können, das weiße Leuchten habe den Umriss eines Tors angenommen.
    Der Kundschafter kehrte zurück und brachte den leichten Schlitten schwungvoll zum Stehen. Seine vier Hunde keuchten schwer.
    »Nun, was habt Ihr gesehen?«, fragte Dartun laut, um den heulenden Wind zu übertönen. Weil seine Wangen vor Kälte brannten, setzte er seine Kapuze auf.
    »Ich bin nicht sehr nah rangekommen, aber das ist keine Kaiserliche Armee.« Todi trat nervös von einem Fuß auf den anderen. »Und es ähnelt auch keinem Stamm, den ich je sah. Ich könnte schwören, dass die meisten eine sonderbare Rüstung tragen, die den ganzen Körper schützt.«
    »Hat sie ausgesehen wie ein Panzer?«
    »Ja, so was könnte es gewesen sein.«
    »Was habt Ihr noch beobachtet?«, drängte Dartun.
    »Rumel, aber nicht viele. Von den

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