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Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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geblieben waren. Gut die Hälfte seiner Leute war im Kampf gegen nur fünfzig Feinde gefallen.
    Die Überlebenden wurden von der breiigen Masse der Toten und Sterbenden getrennt; bald würde der Schnee diesen dunklen Fleck in der Landschaft bedecken. Brynd war sehr erleichtert, dass die meisten seiner zwanzig Nachtgardisten am Leben geblieben waren. Allerdings sah er Apium nirgendwo und ritt zu Nelum, um nach ihm zu fragen.
    »Dort«, sagte Nelum und streckte den Arm aus.
    Apium lag neben seinem Pferd. Er war am Leben, hatte aber offenkundig Schmerzen. Ein Fuß hing noch im Steigbügel. Brynd saß eilig ab und merkte, dass sein Freund den Harnisch geöffnet hatte und behutsam seine Brust befühlte. Ein Stück Panzer des Feindes schien durch seine Rippen gedrungen zu sein.
    Schneeflocken schmolzen auf seiner fiebrigen Haut.
    »Blavat!« Brynd sah sich suchend nach der Kultistin um und winkte sie zu sich.
    Sie saß ab, nahm ein paar Relikte und legte sie Apium seitlich an. Der rothaarige Soldat versuchte zu reden, brachte aber nur einzelne Schnaufer hervor. Blavat musterte die Wunde, und Brynd musterte dabei ihr Gesicht.
    »Was denkt Ihr?«, fragte er sie schließlich.
    »Dass ich das, was ihn getroffen hat, herausholen kann, dass es aber möglicherweise seine Lunge durchbohrt hat.«
    »Tut Euer Möglichstes! Was ist mit unseren magischen Kräften – sollten die in solchen Fällen nicht helfen?«
    »So einfach ist das nicht, da ich nicht weiß, woraus die Panzer der Feinde bestehen. Ich habe so etwas noch nie gesehen; womöglich reagiert es nicht auf meine Relikte.«
    »Kommandeur!« Nelum wies auf eines der besiegten Geschöpfe.
    Brynd wandte sich an Blavat. »Tut, was Ihr könnt!« Sie antwortete mit einer kaum sichtbaren Kopfbewegung, die alles heißen konnte. Er hatte stets damit gerechnet, dass Freunde im Kampf sterben, aber ausgerechnet jetzt – und mit Apium! – wollte er das nicht erleben.
    Er ging zu Nelum und sah, dass Lupus, den Bogen in der Rechten, neben ihm stand. Zwei der Geschöpfe hatten überlebt und glichen Krustentieren, die es auf Land verschlagen hatte. In mancher Hinsicht wirkten sie durchaus menschlich, denn sie hatten jeweils zwei Arme und Beine, doch anstelle von Haut besaßen sie einen Panzer, was sie so respekteinflößend machte. Sie wirkten verkohlt, geschmolzen. Das also waren die furchtbaren Kreaturen, die auf Tineag’l einen Massenmord begingen! Da sie tot oder sterbend ringsum lagen, wirkten sie im Moment nicht so beeindruckend. Ihre knolligen Augen waren lidlos und zuckten abrupt. Was Brynd allerdings am meisten interessierte, war die Reaktion dieser Wesen, als Jurro mit einem Buch, einer Art Bestiarium, zu ihnen trat. »Neue Lebewesen – wie aufregend! Schauen wir mal, ob sie hier verzeichnet sind … dieses blöde Register … «
    Die beiden Gefangenen reckten mit mehrfachem Klick den Kopf, um den Dawnir zur Kenntnis zu nehmen, und bewegten die Glieder dann auf eine Weise, die Brynd nicht verstand.
    Vielleicht war es ein Gruß oder eine religiöse Gebärde. Anscheinend erkannten sie Jurro, worauf Brynd den Dawnir hinwies.
    »Die kennen mich?« Jurro gaffte dumm drein.
    »Aus ihrer Reaktion auf Euch schließe ich, dass sie entweder Euch oder andere Vertreter Eurer Art kennen.«
    Brynd fragte sich, was es für Jurro, der so lange in einem dunklen Gemach und vor neugierigen Blicken versteckt gelebt hatte, bedeuten mochte, sich nun von einem anderen Geschöpf wiedererkannt zu sehen.
    Wissbegierig wie stets bat Nelum: »Sagt etwas zu ihnen, Jurro! Seht, wie sie reagieren!«
    Jurro beugte sich vor, und die beiden Außerirdischen wichen vor seinem direkten Blick zurück.
    »Was meint Ihr, Nelum?«
    »Offensichtlich wissen sie, was er ist. Also gibt es dort, woher sie stammen, garantiert mehr von Jurros Sorte.«
    »Sollen wir die beiden umbringen, Sir?«, fragte Lupus.
    Brynd schüttelte den Kopf. »Lebend sind sie uns wohl nützlicher.«
    Es donnerte am Horizont. Brynd entfernte sich etwas und spähte ins Schneetreiben. In der eintönigen Landschaft war kaum zu sagen, woher das widerhallende Grollen gekommen war.
    Dann entdeckte er im Norden eine dünne schwarze Linie.
    Sie war auf dem fernsten Hügel und kaum zu erkennen.
    Der einzige Kontrast zum grauen Land und zum bleichen Himmel.
    Brynd rief Nelum herbei und zeigte auf den Hügel. »Das dürften wieder so welche sein, oder?«
    Nelum musterte den Horizont. »Sieht ganz so aus … Mist! Das sind so viele, dass sie uns vernichten

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