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Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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Relikte miteinander.« Unter Schmerzen ritt er zu Brynd vor und berichtete ihm knapp, was er vorhatte.
    »Das ist Wahnsinn. Wir bringen dich in Sicherheit«, antwortete der Kommandeur.
    »Wer ist hier wahnsinnig, Brynd? Wer hält sich hier selbst zum Narren?«
    Brynds Blick sagte Apium alles, was er ohnehin wusste. Er wollte seinen Freund nicht enttäuschen, doch was der Kommandeur vorhatte, war schlicht undurchführbar.
    »Was soll ich sagen?«, ächzte Brynd.
    »Ihr sollt mich für meinen guten Plan loben. So ist mein fetter Kadaver wenigstens noch zu etwas nutze.« Als er Brynds bestürzte Miene sah, fügte er hinzu: »Verdammt, wir sind Soldaten, jetzt reißt Euch zusammen!«
    Zum Abschied gaben sie sich die Hand länger als nötig.
    »Und jetzt … haut ab, solange es noch geht!«, keuchte Apium und rang sich ein Lächeln ab.
    Dann verabschiedete er sich knapp von den Männern, die ihn verwirrt ansahen, und ließ sich von Blavat die Brenna -Relikte und ein paar kurze Anweisungen geben.
    Schließlich ritt er eine Viertelstunde lang durch die Dunkelheit zurück, bis er den Feinden gegenüberstand. Jeder Atemzug schien sein letzter zu sein.
    Er packte alle Brenna -Relikte aus, warf eins davon aufs Eis und hörte es klirren. Dann wendete er sein Pferd halb, ritt vor der Schlachtreihe der Schwarzpanzer entlang und ließ ein Relikt nach dem anderen fallen, während seine Schmerzen immer unerträglicher wurden. Endlich ließ er das letzte Relikt in dem beruhigenden Wissen los, dass Blavat sie alle irgendwie miteinander verbunden hatte.
    Dem Klirren und Rascheln nach hatten die Feinde ihn beinahe erreicht.
    Apium glitt aus dem Sattel und drehte den Knopf am oberen Ende des letzten Relikts.
    Und als der Schnee ihm, dem Einsamen in trostloser Landschaft, mit voller Wucht entgegenschlug und seine Lunge kollabierte, fragte er sich vage, was ihn – wenn überhaupt – im Jenseits erwartete.
    Hinter ihnen leuchtete ein unheiliges Feuer am Nachthimmel auf.
    Das Packeis vibrierte, wackelte und brach.
    Die Überlebenden hatten die von ein paar Jamur-Soldaten bewachten Langschiffe fast erreicht. Alle beobachteten die letzte, edle Tat von Hauptmann Apium Hol.
    Nelum begriff genau, was geschehen war, und legte Brynd tröstend die Hand auf die Schulter – eine kleine, aber ausreichende Geste.
    An diesem Abend hatten sie wahres Heldentum gesehen, und wer hätte das ausgerechnet Apium zugetraut? Dem dicken, alten Apium, der das Zechen stets dem Kriegshandwerk vorgezogen hatte?
    Für Rührseligkeit ist keine Zeit . Brynd murmelte ein bitteres Gebet für seinen toten Kameraden und befahl, nach Süden zu segeln.

KAPITEL 44
    Schon wieder Neuschnee – als ob das nötig gewesen wäre …
    Gerade erst hatte es zu schneien aufgehört.
    Und diese Reglosigkeit gefiel selbst der Luft.
    Die Sonne – wo auch immer sie hinter den vielen Wolken stehen mochte – ging unter, und es wurde unerwartet schnell dunkel. Sie würden hier eine Art Lager aufschlagen und einen Haufen Leinwandzelte im Eis verankern. Doch welchen Trost konnte ihnen der Schlaf bringen, da sie so weit vom Festland entfernt dem eisigen Wetter ausgesetzt waren?
    Dartun sah erneut auf die Karte und musterte wiederum das Gelände. Sie waren die Westküste hinaufgereist, ohne auf viel Leben zu stoßen. Die Entlegenheit des Gebiets gefiel Dartun. Vielleicht war das Sterben nicht so wichtig, wenn die Umgebung dem normalen Leben so entrückt war, denn man schien ohnehin bereits mit einem Fuß im Jenseits zu stehen. Hunde bellten in den Wind. Seine Kultisten blieben pflichtbewusst auf ihren Schlitten. Dutzende Untote standen reglos da und warteten auf seine Anweisungen.
    Sie überquerten inzwischen das Packeis nordwestlich von Tineag’l. Im Vorjahr war das Meer hier noch nicht gefroren gewesen. Dartun wusste intuitiv, dass ein Welten-Tor in der Nähe war.
    Verain trat neben ihn und legte ihm die Hand ans Kreuz. Sie war dick eingepackt, trug eine Fellkapuze und wirkte ungemein fern. »Was meinst du, wie weit es noch ist?«
    »Nicht weit. Zwei Stunden, höchstens drei.«
    »Wirst du langsam nervös?«
    »Nervös? Warum?«
    »Ich weiß nicht … der Dinge wegen, die wir entdecken. Wir haben schließlich keinen Schimmer davon, was uns auf der anderen Seite der Tore erwartet – falls es sie denn gibt.«
    »Die gibt es«, erwiderte er. »Absolut.«
    »Warum spürst du dann nichts, Dartun? Du scheinst deine Gefühle ausgeschaltet zu haben.«
    Verain wandte sich ihm direkt zu und legte ihm

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